Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
stürmten auf die Gruppe zu. Alara blieb stehen wo sie war und keiner der nach Blut dürstenden Orks streifte auch nur ihren Mantel.
Serenas Herz gefror. Sie konnte nicht atmen, sich nicht bewegen. Alles um sie herum lief in Zeitlupe ab. Die Senjyou, Rücken an Rücken, schafften es die ersten Angreifer niederzustrecken. Doch die Orks trampelten über die verletzen und toten Kameraden, schoben ihre Leichen beiseite und stürmten immer weiter auf die Gefährten ein.
Alara stand nur da. Sie tat nichts. Keine Regung in ihren Augen war zu sehen. Etwas in Serena riss. Sie sah den Pfeilhagel vor sich, sah wie Molly in ihren Armen starb. Sah wie Garif zu Boden ging und Salmon verwundet wurde. Sie wateten in einem Meer aus Blut und sie gingen darin unter.
Angst, Wut, Schmerz und Verzweiflung stiegen in Serena auf, vollführten einen Tanz, kämpften um die Oberhand und vereinigten sich in ihrem Höhepunkt zu purem HASS. Hass gerichtet gegen ihre Mutter. Ein so starkes Gefühl hatte sie noch nie empfunden. Serena verlor sich in ihm. Sie griff nach einem am Boden liegenden Schwert und begann alles was ihr in den Weg kam zu stoßen, hacken, aufzuspießen, zerschneiden. Und es fühlte sich gut an. So Gut. Das Blut spritze ihr entgegen, färbte ihr Gesicht und ihre Hände rot. Sie kassierte Hiebe, aber ihre Wunden schlossen sich in dem Augenblick, als Serena sie empfing.
Ein Grinsen, wie sie es zuvor bei den Orks gesehen hatte, verzerrte ihr blutbespritztes Gesicht. Dann hörte sie den Schrei. Airas Stimme. Voll Schmerz, Angst und Panik. Sie wirbelte herum und sah, wie Salmon sich vor Aira warf und von einer Axt zerteilt wurde.
Die Welt hielt an. Serena spürte wie sich Energie in ihr ansammelte. So viel Energie an einem Punkt, dass nur Implosion oder Explosion daraus resultieren konnte. Entweder würde sie implodieren und die Welt in ein schwarzes Loch saugen oder explodieren und alles um sie herum wie eine Supernova verbrennen. Sie hörte eine leise Stimme in sich: „Nein, bitte nicht. Sie werden auch sterben. Lass sie nicht sterben.“
Serena brauchte lange, um zu verstehen, dass es ihre eigene Stimme war. Das Kind in ihr hatte ihren Körper übernommen und Serena in einen kleinen Bereich ihres Bewusstseins verdrängt.
Serena verstand nun, warum sie sich nicht daran erinnerte, was passiert war. Das Baby hatte die Kontrolle übernommen, als sie die Angst, den Hass und den Schmerz nicht mehr ertragen hatte können.
Sie hörte eine Stimme: „Keine Angst, ich trenne für dich Licht von Dunkelheit und werde nur dort wo Dunkelheit herrscht, Licht bringen.“
Die anderen sahen nur wie gleißendes Licht aus Serena schoss und sich wie eine Welle ausbreitete, alles Dunkle verschlang und wuchs. Es rollte über die Orkarmee hinüber und löschte sie aus, verbrannte sie zu Asche. In wenigen Sekunden waren die Feinde vernichtet. Nichts außer ihrer Asche, die von dem Kampf zeugte, blieb übrig.
Aber eine stand noch, Alara stand unverletzt und unbeweglich da. Serenas Körper ging auf Alara zu. Mit einer Stimme, die nicht die ihre war, hörte sie sich sagen: „Was bist du? Du bist weder Licht noch Dunkelheit.“
„Was bist du?“, fragte Alara zurück. Alara blickte zwar in das Gesicht ihrer Tochter, aber nicht in ihre Augen. Serenas linkes Auge war silberweiß mit einer schwarzen Pupille und ihr rechtes Auge war schwarz mit einer weißen Pupille.
„Was bist du?“, fragte Alara erneut. Leise. Ihre Stimme zitterte leicht.
„Ich bin Licht und ich bin Dunkelheit. Ich werde bald das Licht dieser Welt erblicken. Fürchte diesen Tag, denn ich werde dich und deinesgleichen vom Angesicht dieser Erde fegen. Ich verbiete dir Hand an den Körper meiner Mutter und an ihre Gefährten zu legen, oder ich werde dir das nehmen, was du als einziges auf dieser Welt schätzt. Verschwinde!“ Alara verschwand im Nichts.
Serenas Körper ging zu ihren Gefährten zurück und berührte jeden einzelnen sachte. Für Serena fühlte es sich an, als würde sie einen riesigen Schritt machen und die anderen an Fäden mit sich ziehen. Sie reisten schnell wie das Licht und fanden sich vor den Toren einer Stadt wieder. Narilim, wie sie später erfuhren.
Dort ließen sie die Verletzten behandeln, stockten ihre Vorräte auf und machten sich an die Weiterreise zu den Airen, die unspektakulär und ruhig verlief. Aber es gab Wunden, die nicht mehr zu schließen waren. Salmon und Garif waren ihren noch auf dem Schlachtfeld erlegen.
…
Serena öffnete ihre
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