BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
sein Wort. Er zeigte Diana die geheime Bibliothek mit gedruckten Papierbüchern, die Aidan Pryde überallhin mitgenommen hatte. Er erzählte ihr, wie Aidan und er sich immer wieder die Zeit genommen hatten, sie zu lesen, und wie sie leise über die Bücher diskutiert hatten — fern von den anderen Kriegern, meistens mitten in der Nacht. Er erzählte ihr, wie vorsichtig sie im Gespräch hatten sein müssen, um nicht zu verraten, was sie aus den Büchern gelernt hatten. »Diese Bücher stecken auch voller ehrfurchtgebietender Mysterien, Diana. Dein Vater hat mir oft eingestanden, daß er sie nicht völlig verstand, besonders die Passagen nicht, die sich auf bizarre soziale Sitten wie Elternschaft beziehen.«
Diana blätterte in einigen Büchern, nahm erst eines, dann ein zweites, ein drittes, bis sie beide Arme brauchte, um sie zu halten.
»Ich verstehe einige der Wörter nicht, und manche von den Namen sind wirklich schwierig. Aber du hast recht, Hengst. Sie sind beeindruckend. Würdest du mir erlauben, ein paar davon zu lesen?«
»Die haben deinem Vater gehört. Jetzt gehören sie dir, Diana. Du kannst die schwere Arbeit, sie von einem Ort zum nächsten zu schleppen, gerne übernehmen. Ich bin nicht traurig darüber, diese Verpflichtung loszuwerden.«
Diana wußte nicht, was sie sagen sollte. Also sagte sie gar nichts. Statt dessen setzte sie sich und versuchte, im ersten der Bücher einen Sinn zu finden. Als sie einige Minuten später wieder etwas von ihrer Umgebung wahrnahm, war Hengst verschwunden.
Joanna trug eine prächtige zeremonielle Robe mit bunten Federn, als sie vor dem Genzentrum zu Diana und Hengst trat, die beide ebenfalls formelle Kleidung trugen.
Joanna betrachtete die Rangabzeichen der Uniform, die teilweise unter Hengsts Robe zu erkennen war.
»Wie ich sehe, bist du befördert worden«, stellte sie fest. Hengst nickte nur. »Sterncommander Hengst. Das ist ein echter Zungenbrecher. Und dazu noch unangenehm. Mit Hinblick auf unsere Vergangenheit wird es mir schwerfallen, mich daran zu gewöhnen.«
»Vielleicht werde ich versetzt.«
»Wir wollen es hoffen. Damals hätte ich nie erwartet, daß wir beide eines Tages denselben Rang haben würden.«
»Was immer es wert sein mag, Joanna: Ich finde, es war falsch, deine Feldbeförderung aufgrund deines Alters nicht anzuerkennen, nachdem du ...«
»Halt den Mund, Sterncommander. Ich bin immer noch die Dienstältere. Das reicht, dich zurechtzuweisen.«
Die Wächter hatten die prächtigen Portale des Genzentrums geöffnet, und die Gruppe wurde ins Innere gewunken.
Man führte sie durch lange, kaum beleuchtete Korridore, deren unverzierte Wände Diana seltsam berührten. Nach dem prächtig verzierten Eingang hatte sie im Inneren eine ähnliche Pracht erwartet.
Eine große Hebeplattform nahm die Gruppe mit hinab in die Tiefen des Gebäudes. Als sie anhielt, schienen drei Wände wegzufallen, wodurch ein Blick freigegeben wurde, der selbst einer so erfahrenen Kriegerin wie Joanna den Atem stocken ließ.
Sie standen in einem riesigen Saal von so enormen Ausmaßen, daß die gegenüberliegende Wand kilometerweit entfernt schien. Aber die Falkengarde war nicht von den Wänden oder deren Lage beeindruckt. Was sie schockierte, war die Menschenmasse, die auf Rängen rund um den Saal versammelt war.
Diana ließ ihren Blick ins Rund schweifen und erkannte, daß nahezu alle Blutnamensträger des gesamten Jadefalkenclans hier anwesend sein mußten. Das Publikum hüllte sich in würdiges Schweigen, als die Platzanweiser die Gardisten von der Plattform zu einem wuchtigen Tisch in der Mitte des Saales führten, dessen Beine denen eines BattleMechs nachempfunden waren. An diesem Tisch saßen bereits Personen. Diana sah, daß ihre Mutter Peri hinter dem Tisch bei einer Gruppe Wissenschaftler stand. Wie die anderen trug sie die lange, weiße Robe mit dem schwarzen Saum, die als formelle Kleidung der Wissenschaftlerkaste diente. Diana war nicht überrascht, ihre Mutter im Genzentrum zu sehen, aber sie fragte sich, warum sie bei dieser Zeremonie anwesend war und warum sie zeremonielle Kleidung trug.
Joanna marschierte auf den Tisch zu und stierte in die Augen eines kahlköpfigen Mannes, dessen Gesicht von schweren Falten gezeichnet war, die sich mit einer Reihe tiefer Narben kreuzten. Er trug einen frischgestärkten Overall.
»Nomad«, fragte sie, »bist du das?«
»Wie ich sehe, hast du noch immer scharfe Augen, Joanna. Für eine alte Frau.«
»Ungehobelt und
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