BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
Bin ich es, der sie abstößt, oder ist es das politische Intrigenspiel, das die Führer ihres Clans einer Herausforderung durch den letzten Wolf ausgeliefert hat? Ich hoffe, es ist letzteres, denn sie wäre ein unerbittlicher Feind…
Vlad machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zum Ausgang. Ein unerbittlicher Feind, aber trotz allem nur eine Falkin. Einer ihrer Khane wird sterben, weil er sich mir in den Weg gestellt hat. Es wird nicht viel dazu gehören, weit mehr Jadefalken folgen zu lassen, und ich würde mich freuen, wenn recht viele dieses Schicksal ereilt.
6
Boreal, Wotan
Jadefalken-Besatzungszone
14. Dezember 3057
Vlad rutschte auf der Pilotenliege des Kriegsfalken hin und her, den er sich von einem ehemaligen Wolf geliehen hatte. Er fühlte sich unwohl in diesem Cockpit, und das lag nicht an dem Verband um seinen Arm. Den Gips um das Handgelenk hatte er weggebrochen, um mit der Linken den Steuerknüppel fassen zu können. Gelegentlich spürte er stechende Schmerzen, wenn er die Hand bewegte, und er wußte, nach dem Kampf würde man ihm den Arm erneut brechen und die Knochen in Position bringen müssen, damit er richtig verheilte. Aber er sah bei dem Kampf gegen Khan Vandervahn Chistu keine Schwierigkeiten voraus.
Sein Unbehagen stammte von der Erkenntnis, wie schnell alle Spuren des Wolfsclans auf Wotan und wahrscheinlich auch im Rest des Clanterritoriums ausgelöscht worden waren. Der Kriegsfalke hatte noch am Zehnten im Kampf gestanden, aber vier Tage später war er bereits repariert und in den Farben der Jadefalken neu bemalt. Sein eigener Neurohelm war im Kampf beschädigt worden, deshalb mußte er nun einen grünlackierten Helm tragen. Er wußte, daß er bis auf die Farbe völlig identisch mit dem grauen Helm war, den er in den Trümmern seines Waldwolfes zurückgelassen hatte, aber irgendwie fühlte er sich ganz anders an.
Er verdrängte alle Gedanken dieser Art aus seinem Kopf, als Chistu in seinem Henker auf die Kuppe des Regierungshügels marschierte. Der OmniMech sah exakt so aus wie in dem Augenblick, als Vlad ihn am Abend von Ulrics Tod zum erstenmal sah. Der makellos vor ihm aufragende Koloß war von einer Kantigkeit, die Vlad an Chistu erinnerte. Der linke Arm endete im Lauf seiner stärksten Waffe, einer Ultra-Autokanone, die über kurze Distanz genug Granaten ausspucken konnte, um seinem Kriegsfalken die Gliedmaßen wegzuscheren. Im rechten Arm war die Extremreichweiten-Partikelprojektorkanone untergebracht, die dem Mech über größere Entfernungen Schlagkraft verlieh. Vervollständigt wurde die Bestückung durch einen leichten Extremreichweitenlaser. Der war im Kampf praktisch wertlos – zumindest konnte er keinen ernsten Schaden anrichten. Im Gefecht gegen Ulric war er als Zielerfassungslaser umkonfiguriert worden, womit Chistu anderen Falkeneinheiten die Telemetriedaten lieferte, mit deren Hilfe sie den ilKhan mit tödlichen Raketensalven eingedeckt hatten.
Der Kriegsfalke hingegen kam einer humanoiden Gestalt nicht einmal nahe. Die Beine waren an den Knien nach hinten geknickt, und der Rumpf ragte über schwere, an Vogelkrallen erinnernde Füße vor. Kurze, schlanke Arme trugen Waffenmodule, die parallel zu dem vorstehenden Mechrumpf hingen. Der Pilot war im etwa in Rumpfmitte untergebrachten Kopf des Mechs untergebracht und dem Feind damit näher als seine Waffen. Die fremdartige Gestalt des Mechs ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß es sich um eine Maschine handelte, die für die Unmenschlichkeit des Kriegshandwerks geschaffen war.
Vlad hatte seinen Mech mit einiger Sorgfalt ausgewählt. Er war schwerer bewaffnet als Chistus Henker und durch seine schmalere Silhouette etwas schwerer zu treffen. Mit den beiden Extremreichweiten-PPKs besaß er die doppelte Schlagkraft des Henkers über größere Entfernungen. Zusätzlich besaß er zwei schwere Impulslaser, die seine Kampfkraft in Distanzgefechten weiter verstärkten. Wenn es Vlad gelang, sich außerhalb der effektiven Reichweite von Chistus Autokanone zu halten und die Extremreichweiten-PPK im rechten Arm des Henkers auszuschalten, konnte der Jadefalken-Khan ihm nicht ernsthaft gefährlich werden.
Und ich habe einen Feuerleitcomputer. Der Feuerleitcomputer würde ihm gestatten, sich auf den Schaden zu konzentrieren, den seine Geschütze anrichteten, vorausgesetzt, das Gerät hielt, was es versprach. In der Hitze des Gefechts, wenn beide Mechs in Bewegung waren und die zu verarbeitenden Sensordaten sich
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