BattleTech 33: Der schwarze Drache
Alles in Ordnung?«
»Nein.« Sie fühlte sich, als habe man ihr gleichzeitig in den Magen geschlagen und sie in Eiswasser getaucht. Sie winkte dem Hahn zu, der ein paar Schritt entfernt stand und leise mit Risky Savage sprach.
»Ruf Billy Skowron an, sag ihm, er soll Takura Migaki aufspüren. Wir brauchen seinen Hubschrauber.«
»Braucht ihr eine Pilotin?« fragte Sharon.
»Kannst du einen Helikopter fliegen?«
»Na ja ... ich habe es noch nie versucht. Aber fliegen ist fliegen.«
»Sharon, du bist eine ausgezeichnete Luft-/Raumpilotin, aber jetzt haben wir keine Zeit für Experimente. Wir müssen jetzt nach Impy City, und wenn uns Tak persönlich hinfliegen muß.«
»Was ist los, Cass?« fragte Bar-Kochba.
Sie wandte ihm ein Gesicht zu, das die Farbe von Reispapier angenommen hatte. »Es ist noch nicht vorbei. Theodore Kurita ist noch immer in Gefahr!«
31
Einheitsplatz, Imperial City
Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
1. Juli 3058
»Tono«, sagte ein Adjutant, den Kopf dicht an Theodore Kuritas Ohr, damit der Koordinator seine leisen Worte trotz des ständigen Raunens der Menge und des Polterns der BattleMechs der 7. Kaiserlichen City-Miliz, stolzer Veteranen wilder Straßenkämpfe gegen die Nebelparder während der Claninvasion, die vor der Tribüne des Koordinator paradierten, hören konnte. »Es hat Unruhen in Eiga-toshi gegeben. Das Eintreffen des 17. Aufklärungsregiments wurde verzögert.«
Shigeru Yoshida, der auf der anderen Seite des Adjutanten nahe genug dabeistand, um diesen zu hören, verzog sein schmales Gesicht zu einer Grimasse. Er sehnte sich danach, seinen Zyklop an diesem Tag des Stolzes an der Spitze seines Eliteregiments Erstes Schwert des Lichts zu steuern, das er noch immer befehligte. Die rituelle Verpflichtung, die ihn als Kriegsminister zwang, hier passiv auf der Bühne zu stehen, während seine Mechs vorbeimarschierten, ärgerte ihn.
»Die turbulenten Yohei schlagen wieder Wellen«, sagte er. »Sie machen mehr Ärger, als sie wert sind. Sie hätten sie gar nicht erst einladen sollen.«
Onkel Chandy lümmelte auf der anderen Seite Theodores, gegenüber von Yoshida und dem Adjutanten, bequem auf Seidenkissen - ohne Rücksicht auf das Protokoll, allerdings schützte er Arthritis in den Knien vor. Ein Sonnenschirm schützte ihn vor der Frühlingssonne, die bereits zu dieser frühen Stunde heiß war. Ein Paar auffällig hübscher junger Frauen, von denen er schwor, sie seien seine Leibwächterinnen, flankierte ihn und las ihm die Wünsche von den Augen ab. Die beiden waren in schmucke Uniformen in Grau und Kastanienbraun mit kleinen Mützen mit kurzem Schirm gekleidet. Irgendwie zweifelte Theodore daran, daß ihr Zweck ein militärischer war.
»Meine loyalen Mitarbeiter von den südwestlichen Welten«, sagte Chandy und schlürfte seinen gekühlten Rumpunsch, »fangen selten Ärger an, Freund Yoshida. Doch ich finde, sie sind recht gut darin, ihn zu unterbinden.«
Yoshida grunzte und reckte den Kopf. Er verachtete den Vetter des Koordinators noch mehr als die fremden Söldner. Und die verachtete er schon sehr; eine Ausnahme machte er nur bei Wolfs Dragoner und auch für die nur, weil sie bei der Rettung der Schwarzen Perle vor den Clans mit ihren Mechs an der Seite seiner eigenen gekämpft hatten.
Theodore sah sich auf dem Podest um, das am Westrand des riesigen Einheitsplatzes errichtet worden war, mit der hohen Ostmauer des Palastgeländes im Rücken und Otomo-BattleMechs aufmerksam zu beiden Seiten. Das Podest war vergleichsweise klein und sollte nur ein paar hundert Personen aus dem gewaltigen Aufmarsch, der an den Geburtstagsfeierlichkeiten des Koordinators teilnahm, Platz bieten: Angehörigen seines Haushaltes, hochrangigen Beamten und verschiedenen anderen Würdenträgern - darunter zu Theodores großer Verärgerung Benjamin Inagawa, der prominente ... Industrielle. Wenigstens ist sein Partner Toyama, dieses vertrocknete alte Reptil, nicht zugegen.
Überall waren die Ton- und Holomannschaften der Stimme des Drachen, doch ihr Herr und Meister war nirgends zu sehen. Das war ungewöhnlich. Der Propagandachef richtete sich nach seinem eigenen Zeitplan, genau wie er seine Entscheidungen gerne allein traf, und Pünktlichkeit war nicht gerade seine größte Tugend. Doch Theodore hatte selten erlebt, daß er zu spät kam, wenn es mit seinen Holokameras etwas Spektakuläres einzufangen galt, das man später viel großartiger, reiner und rührender wiedergeben konnte, als es
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