BattleTech 39: Heimatwelten
tatsächlich mehrere Schritte nach hinten. Ein schneller Blick auf die Diagnoseanzeige beruhigte ihn, daß der Panzer nicht durchschlagen worden war, aber der Schuß erinnerte Bowen doch daran, daß auch sein Gefechtspanzer den Naturgesetzen unterlag. Ein Objekt braucht nur genügend Masse und Geschwindigkeit, und es bricht geradewegs durch meinen Anzug.
Der Qualm verzog sich, und Bowen konnte den alten Mann zu einem Gebäude gegenüber der Gasse um sein Leben rennen sehen. Er verfolgte ihn und gab mehrere schnelle Schüsse auf den fliehenden Guerillero ab. Sie gingen alle vorbei, und der Mann verschwand in einer Türöffnung. Eine Sekunde lang spielte Bowen mit dem Gedanken, den Mut des Draconiers zu belohnen, indem er ihm das Leben schenkte, aber er verwarf die Idee sofort wieder.
Das muß die Wirkung der Schmerzmittel sein. Sie haben versucht, mich zu töten. Ihn am Leben zu lassen, würde andere ermutigen. Er muß sterben. Bowen feuerte zwei Salven in die Fassade des Gebäudes, dann drehte er sich leicht nach rechts und duckte sich, um durch den Eingang zu kommen, ohne mehr Schwung zu verlieren als unvermeidlich war. Ein bewegtes Ziel ist schwerer zu treffen.
Als er das Haus betrat, sah er sein Ziel unmittelbar vor sich, hinter einer Barrikade aus Sandsäcken. Auf dem Gesicht des alten Manns lag ein weites, beinahe zahnloses Grinsen, das sich auf dem des kleinen Mädchens neben ihm spiegelte. Ihre offensichtliche Freude darüber, ihn zu sehen, überraschte Bowen, aber das lag daran, daß er die Konstruktion zwischen den beiden nicht sofort als Waffe erkannte.
Auf einem zwei Meter langen Deckenbalken war die Blattfeder eines Bodenfahrzeugs montiert. Ein verdrehtes Metallkabel - ein Stück Hochspannungsdraht - war an den Enden der Feder befestigt, zu einem V gespannt und mit einer einfachen Halterung befestigt. Entlang des Balkens lag ein anderthalb Meter langer Stahlträger, an einem Ende angespitzt und am anderen eingekerbt, so daß er präzise auf das Kabel paßte. Die Halterung besaß einen langen Hebel, und als Bowen klar wurde, was er da vor sich sah, trat der alte Mann diesen Hebel mit dem Fuß durch.
Obwohl sie nicht für den Einsatz in einer improvisierten Riesenarmbrust gebaut worden war, erfüllte die Blattfeder ihre Aufgabe mit bewundernswürdiger Effektivität. Sie schleuderte den Träger mit so enormer Wucht ab, daß die Metallnadel Bowens Elementarpanzer hoch auf der rechten Seite durchstieß. Er spürte den Träger durch seinen Körper schlagen und auf der linken Seite des Panzers austreten, aber es war das nasse, fleischige Reißen, mit dem es geschah, das ihm klarmachte, wie schwer seine Verletzung war.
Er versuchte, sich zurück auf die Straße fallen zu lassen, aber die überstehenden Enden des Trägers verfingen sich im Türrahmen und hielten ihn fest. Er stolperte vorwärts und zerschmolz die Armbrust, aber die Draconier, die ihn damit angegriffen hatten, waren fort. Er wollte sich umdrehen, um nach ihnen zu suchen, doch da knickte sein gebrochener Knöchel weg, und er stürzte zu Boden. Er schlug mit der rechten Seite auf, trieb den Stahlträger noch weiter durch seinen Leib, dann kippte er auf den Rücken.
Er hustete einmal hart und schmeckte Blut. Als er aufblickte, sah er, daß seine Helmscheibe blutverschmiert war. Er fühlte, wie der Panzer ihn mit Drogen vollpumpte. Ein kleines Signallicht blinkte an der Oberkante der Sichtscheibe. Sein Peilzeichen war aktiviert. Aber der Störsender macht es nutzlos.
Er wollte in Panik gegen die Drogen ankämpfen und sich den Weg aus Fuun-Dorf bahnen, aber ihm fehlte die Kraft. Er wollte aufstehen und jeden einzelnen Bewohner des Ortes umbringen, aber auch das konnte sein Leben nicht mehr retten. Er machte sich klar, daß keiner der Menschen, die er während der Invasion gestellt und getötet hatte, es gewagt hätte, ihn anzugreifen. Aber wir haben ihnen Jahre Zeit gegeben, ihre Angst vor uns zu verlieren. Und jetzt bezahlen wir den Preis dafür.
Bowen sah hoch und erkannte den alten Mann, der mit erhobenem Schmiedehammer auf ihn zukam. Der Elementar befahl seinem rechten Arm, sich zu heben und den Greis zu zerblasen. Er glaubte, daß er den Befehl ausgeführt hatte, aber absolut sicher konnte er sich nicht sein, als die Sichtscheibe seines Helms in tausend Schattensplitter zerbarst, die sein Bewußtsein mit ins Vergessen rissen.
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Mitsuhamakamm, Schuyler Nebelparder-Besatzungszone
13. August 3059
Als die Luft/Raumjäger den zweiten und
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