Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
sechs Monate auch nicht zurück. Er arbeitete sich durch eine Entspannungsübung, um die verkrampften Muskeln zu lösen. »Und welche Möglichkeiten haben wir jetzt, da wir es endlich wissen?«
Sascha antwortete rasch, ohne Zweifel in einem Versuch, es Zahns Entschlossenheit gleichzutun. »Ich habe die Befehle zur Eliminierung der Feldagenten aufgesetzt, denen es nicht gelungen ist, Victors Abwesenheit festzustellen. Ich brauche nur noch...«
Jetzt schlug Sun-Tzu zu. Sein linker Arm schoß in einem brutalen Rückhandschlag vor. In einer Angewohnheit, die er von seinem Vater übernommen hatte, waren die letzten drei Fingernägel beider Hände auf zehn Zentimeter Länge gewachsen, mit Kohlenstofffasern verstärkt und rasiermesserscharf geschliffen. Sie hinterließen drei blutige Schnittwunden auf Saschas Wange. Es war eine schmerzhafte Zurechtweisung, darauf angelegt, sie zu beschämen. Keine schwere Verletzung, aber er hätte sie töten können, wenn er es darauf angelegt hätte. Und hätte er es getan, wäre es nicht aus Wut über ihr früheres Versagen geschehen.
»Erst erklären Sie mir, wie kümmerlich unser Agentennetz im Kombinat ist, und dann wollen Sie die wenigen Agenten, die wir dort haben, töten lassen?« zischte er verächtlich. »Haben Sie von meinem Vater gar nichts gelernt?«
Wenigstens nahm Sascha Wanli die Strafe schweigend entgegen und versuchte auch nicht, sich das Blut abzuwischen, das ihren Hals hinablief. SunTzus grüne Augen funkelten, als er alle drei seiner Berater musterte. »Ich will wissen, was wir jetzt tun, um aus Victors Abwesenheit einen Nutzen zu ziehen.«
Talon Zahn hatte, bereit wie immer, als erster eine Antwort. »Wir planen die Rückeroberung eines Großteils der Umstrittenen Territorien.« Er streckte die Hand aus und gab auf einer nahen Konsole einen Befehl ein. Die Hologrammkarte veränderte sich in eine Ansicht der Konföderation Capella und ihrer Umgebung. Die beiden verbliebenen Systeme der Souveränität Sarna schmiegten sich an die kernwärtige Grenze der Konföderation. Dahinter lag die noch unabhängige, aber Liao-freundliche Region des Alls, auf die sich Zahn bezog. Vor über dreißig Jahren hatte Hanse Davion im 4. Nachfolgekrieg neben vielen anderen auch diese Systeme erobert. Sun-Tzus Anstrengungen während der Marik-Liao-Offensive von 3057 hatten sie aus dem Herrschaftsbereich des Vereinigten Commonwealth befreit, es war ihm aber nicht gelungen, sie wieder in die Konföderation einzugliedern. In den Kartenbereichen, die sich zur Decke erstreckten, wirkte die Lage noch unangenehmer. Das waren die Chaos-Marken, deren Systeme die Herrschaft aller Großen Häuser abgeschüttelt hatten und die völlige Unabhängigkeit beanspruchten.
»Wenn wir uns auf Söldner und eventuell auf Magistratseinheiten stützen, können wir unsere Operationen dort verstärken«, fuhr Zahn fort. »Es ist nicht viel, aber ein Anfang und leicht in Eure Xin Sheng integrierbar.«
Der Kanzler nickte. Indem er das Prestige, das ihm sein Amt als Erster Lord verschaffte, bis ins Letzte ausnutzte, hatte Sun-Tzu es geschafft, in der Konföderation umfassende wirtschaftliche, gesellschaftliche und militärische Reformen einzuleiten, die unter dem Namen Xin Sheng zusammengefaßt wurden, der Wiedergeburt oder Neugeburt bedeutete. Es handelte sich um nichts weniger als eine erneute Anstrengung Capellas, das Reich von innen heraus zu stärken. Die wichtigste Reform bestand in der Ausweitung der knospenden Allianz mit dem Magistrat Canopus, die ihren Anfang kurz vor seiner Wahl zum Ersten Lord gehabt hatte.
Sun-Tzu zog mit dem rechten Zeigefinger die Linie seines Kinns nach. »Wie machen sich die Magistratseinheiten?« Im Gegenzug zur technologischen Unterstützung lieferte das Magistrat Haus Liao militärische Hilfe. Es war eine Beziehung, die in weiten Teilen der zu den Kriegerhäusern der Konföderation ähnelte. Die beiden ältesten Töchter der Magestrix befehligten derzeit mehrere BattleMech- und Infanterieregimenter innerhalb der Grenzen der Konföderation bzw. als Teil des capellanischen Beitrags zu den Sternenbund-Streitkräften.
»Ich kann keine besonderen Vorkommnisse melden«, stellte Sascha unterwürfig fest. Offensichtlich wählte sie ihre Worte mit Bedacht. »Danai Centrella scheint Prinz Victors Einsatzgruppe in den Clanraum begleitet zu haben. Naomi Centrella strengt sich sichtlich an, den größeren Teil der canopischen Truppen in Eure Armee zu integrieren.« Diese Nachricht war durchaus
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