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BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

BattleTech 47: Die Spitze des Dolches

Titel: BattleTech 47: Die Spitze des Dolches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gressman
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hatte. Sie zielte bereits wieder auf die Tech, die mit aufgerissenem Mund auf den blutüberströmten Leichnam vor ihren Füßen starrte.
    Wieder hustete und ruckte das Gewehr. Die Tech stürzte kopfüber von der Hebebühne. Ein daumengroßes Loch klaffte in der Mitte ihrer Brust. Falls sie noch nicht tot gewesen war, als sie über das Geländer kippte, gab es keinen Zweifel mehr an ihrem Zustand, nachdem sie mit dem Kopf voran auf den Stahlbetonboden aufschlug.
    Ament verschwendete weder Zeit noch Gefühle auf die junge Tech, die keinen Tag älter als neunzehn Jahre gewesen sein konnte. Sie war zu beschäftigt damit, das Zielfernrohr des Gewehrs auf die offene Wartungsluke zu richten. Drei schnelle Schüsse trafen das riesige Ziel. Die Stahlmantelgeschosse zerfetzten Myomerfasern und Stromleitungen im Torso des Centurion. Ein lauter, selbst über die Distanz deutlich hörbarer Knall begleitete die letzten Kugeln, die sie durch die offene Luke jagte.
    »Das war's. Zeit abzuziehen«, knurrte sie und senkte die Waffe. Selbst mit dem Dämpfer erzeugten die schweren überschallschnellen Dreizehnmillimeterkugeln genug Lärm, um einem aufmerksamen Beobachter die Entdeckung ihres Verstecks möglich zu machen. Normalerweise waren drei Schuss ihre taktische Obergrenze, aber die offene Wartungsluke war ein zu einladendes Ziel gewesen, um darauf zu verzichten. Nessa Ament hatte insgesamt fünf Schuss abgefeuert. Es war überfällig, dass sie und Jin Racan verschwanden.
    Nur ihre Enttäuschung darüber, dass ihr der Kommandierende General des Feindes ein zweites Mal entkommen war, störte das Gefühl der Befriedigung darüber, dass sie die Kampfkraft des Gegners um zwei Mann reduziert und seiner Kampfmoral ungeahnten Schaden zugefügt hatte.
    Außerdem, versprach Ament in Gedanken dem außer Sicht verschwundenen Offizier, würde sie wiederkommen. Und seine verfluchte Glückssträhne konnte nicht ewig dauern.

26
Touchstone-Raumhafen, Milos
Xin-Sheng-Kommunalität, Konföderation Capella
     
17. März 3062
    »Colonel, Sie müssen es uns wenigstens versuchen lassen. Das ist doch einfach nicht mehr hinzunehmen.« Captain Bill Kyles üblicherweise weicher Akzent entwickelte unter der Intensität seiner Gefühle eine ungeahnte Härte.
    Nach mehreren Tagen unablässiger Heckenschützenangriffe war der Geduldsfaden des Lederstrumpfkommandeurs endlich gerissen. Das letzte Opfer des unsichtbaren Schützen war ein vielversprechender junger Bursche aus seinem eigenen Zug gewesen. Nach Auskunft des Chefchirurgen der Brigade, Dr. Fuehl, war damit zu rechnen, dass der Junge in halber Oberschenkelhöhe das rechte Bein verlor. Selbst wenn es möglich sein sollte, dem verletzten Soldaten eine moderne Prothese anzupassen, bedeutete eine derart schwere Verletzung seinen Abschied von den Lederstrümpfen, möglicherweise sogar den aus dem ganzen Gefechtskontingent der Leichten Reiterei. Das brachte für den gewöhnlich so reservierten Chef der Kommandosoldateneinheit das Fass zum Überlaufen.
    Colonel Calvin starrte auf die mattbraunen Wände des Raumhafenmanagerbüros, das als Kommandoposten der 19. Kavallerie requiriert worden war. Als er dort keine Antwort fand, schüttelte er den Kopf und blickte Kyle direkt in die Augen.
    »Tut mir leid, Captain. Wirklich. Niemand wünscht sich ein Ende dieser Attacken mehr als ich. Und niemand ist über diese verdammte Lage wütender als der General, aber wir haben unsere Befehle. Wir können keine Infanterie auf die Jagd nach den Heckenschützen schicken, und BattleMechs sind für so eine Aufgabe völlig ungeeignet. Das wäre so, als wollte man mit einem odessanischen Raxx auf Mäusefang gehen. Wir haben alle gesehen, wie die hiesigen Medien jede unserer Bewegungen in einen Anlass für einen Kriegsverbrecherprozess gegen den General und die ganze Leichte Reiterei verdrehen. Die staatliche capellanische Nachrichtenagentur fordert eine Sondersitzung des SBVS-Kommandorats, um die ganze Einheit speziell für unsere Aktionen beim ›Goshen-Massaker‹ wegen Verstößen gegen die Ares-Konvention anzuklagen.«
    »Das weiß ich alles, Sir, aber ...«
»Kein aber, Captain.« Calvin wischte die Proteste seines Untergebenen beiseite. »Ich kann Ihnen keine Jagdlizenz erteilen. Was wäre, wenn man Sie erwischte? Stellen Sie sich vor, Sie glauben, den Hekkenschützen gefunden zu haben und erschießen versehentlich einen Zivilisten, oder schlimmer noch, einen Reporter? Haben Sie eine Ahnung, was die Medien daraus machen

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