BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
drehte den Torso und feuerte die beiden schweren Blitz-Lafetten ab, die verbliebene Extremreichweiten-PPK, den mittelschweren Laser. Sie alle fanden ihr Ziel. Die Energiebahnen schälten die Panzerung in Schmelzbächen vom Rumpf, während die Kurzstreckenraketen durch die Löcher schlugen, die unter dem davonfließenden Metall auftauchten. Lichter flackerten auf dem ganzen Schadensdiagramm auf, als Grayson den Templer rückwärts steuerte und das Feuer mit einer eigenen Breitseite erwiderte.
Er empfand keine Befriedigung, als er die vom Rumpf des Hatamoto-Chi gesprengten Panzerbrocken sah oder die Krater, die zurückblieben. Chad war sein Freund, doch selbst die Freundschaft musste hinter dem Recht zurückstehen. Ein Teil von ihm starb in diesem Duell vielleicht war das der Tod, den er hatte kommen sehen -, aber er kämpfte weiter. Er wollte Chad nicht töten, doch falls es nicht anders ging, war er bereit dazu. Manche Dinge waren unbezahlbar. Manche Dinge gestatteten keinen Kompromiss. Hätte er nichts gegen dieses Verbrechen unternommen, wäre er selbst zu all dem geworden, was er an diesem Krieg hasste. Er hätte seine Seele verkauft.
Als der rechte Arm des Templer abgerissen davonwirbelte, erkannte er, wie nahe er daran gewesen war, genau das zu tun. Indem er weggeschaut hatte, genau wie der Duke, hatte er seine stillschweigende Einwilligung zu der Barbarei gegeben, mit der seine Leute in den letzten Monaten gegen den Feind gekämpft hatten. Es spielte keine Rolle, dass die Invasoren sich genauso verhielten. Aus zweifachem Unrecht wurde kein Recht.
Nicht einer der anderen MechKrieger öffnete auch nur einen Funkkanal, um den Kampf zu beenden, geschweige denn, dass er selbst auf einen der Kämpfer feuerte. Vielleicht war das ihre Art, sich aus dieser Sache zurückzuziehen, dachte Grayson. Sie überließen es ihm und Chad, über ihre Zukunft zu entscheiden.
Es war so schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Graysons Extremreichweiten-Laser bohrten sich in den Kopf des Hatamoto-Chi, und der Mech kippte nach hinten. Es war nicht das leblose Wegkippen eines toten MechKriegers, sondern das krampfhafte Zucken eines verwundeten Piloten. Grayson hatte keine Ahnung, wie schwer Chad verletzt war, aber nach zwanzig Sekunden war klar, dass der Mech so bald nicht wieder aufstehen würde.
Einen Augenblick lang tat er gar nichts. Er schaute sich die stumme Versammlung der BattleMechs an, dann öffnete er einen Kanal.
»Es ist vorbei«, sagte er und fühlte sich müder als je zuvor in seinem Leben. »Besorgt einen MedTech für Chad.«
Er hatte der Barbarei ein Ende gemacht. Er hatte seine Seele gerettet, doch er fragte sich, ob es den Preis wert war. Er war zu müde und verwirrt, um es noch beantworten zu können. Langsam fuhr er den Mech herunter und weinte.
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Wir, das Einig Volk, verlangen ein Ende dieser sinnlosen Gewalt. Die Dynastien der Davions und Steiners haben uns über Jahrhunderte regiert, und im Gegensatz zu einigen unserer radikaleren Brüder sehen wir keinen Grund, daran etwas zu ändern. Was uns über die Jahrhunderte stark gemacht hat, wird uns weiter stärken, wenn dieses Grauen vorbei ist.
Trotzdem haben Archon-Prinzessin Katrina Steiner-Davion und Prinz Victor Steiner-Davion beide bewiesen, dass sie unfähig sind, uns zu regieren. Trotz ihrer Jugend hat Duchess Yvonne Steiner-Davion gezeigt, dass das Erbe ihrer Eltern in ihr weiterlebt. Sie sollte Gelegenheit erhalten, auf den Thron New Avalons zurückzukehren. Was den Thron Tharkads betrifft, so hat nur Herzog Peter das Recht, ihn nun, nach dem Tod Arthurs, zu besteigen. Aber wo ist Peter Steiner-Davion? Es wird Zeit für ihn, aus dem selbst gewählten Exil zurückzukehren, in dem er die letzten Jahre verbracht hat. Zeit, auf den Thron Tharkads zu steigen und diesen furchtbaren Krieg endgültig zu beenden!
- Piratensendung der Gruppe Einig Volk, ausgestrahlt über Antenne Donegal, Tharkad, Lyranische Allianz, 16. Mai 3066
Industriegebiet, New Saso, New Syrtis
New-Syrtis-PDZ, Mark Capeila, Vereinigte Sonnen 16. Mai 3066
Generalhauptmann Victor Amelio wurde langsam klar, dass er heute noch nicht sterben würde.
Er saß in einer Pfütze aus Schweiß, der ihm in Strömen über Gesicht und Rücken lief. Dabei war seine Banshee schon seit Minuten heruntergefahren. Es war nicht die Abwärme des Fusionsreaktors, die ihn schwitzen ließ. Es war Angst. Angst und Entsetzen darüber, zuhören zu müssen, wie um ihn herum seine BefehlsLanze hingerichtet
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