BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
Mechcockpit gestiegen waren.
»Sie haben dieselben Berichte gelesen wie ich auch«, rief Morgan Kell die Strategiesitzung zur Ordnung. Die Gespräche verstummten bis auf ein paar letzte Flüstertöne, die über dem Brummen der Lüftung kaum hörbar waren. »Sie wissen alle, wo wir stehen. Jetzt will ich Ihre Meinung hören.«
Sein eiserner Blick glitt an einer Seite des Tisches herab und an der anderen wieder hinauf. »Können wir Tikonov halten?«
In der Stille, die auf diese Frage folgte, zählte Schakow kurz durch. Zusätzlich zum üblichen Stab aus Armeekommandeuren und ihren Adjutanten hatten Morgan Kell und Jerrard Cranston noch Captain Harsch eingeladen, den ranghöchsten überlebenden Offizier der MCM Valexa. Außerdem waren zwei Kommandeure der Auslandslegion anwesend, die er zu zwei Rumpfbataillonen mit Verbundwaffenunterstützung organisiert hatte.
Prinz Victor glänzte durch Abwesenheit, ein Verlust, den alle Anwesenden zu fühlen schienen, falls er die gelegentlichen Blicke zur Tür am anderen Ende des schmalen Zimmers richtig deutete. Tiaret stand vor der Tür Wache, was üblich schien. Doch die Tatsache, dass sie auf dieser Seite stand und sich nicht im selben Raum wie Victor befand, und das bereits seit Wochen, unterstrich nur noch das Gefühl der Leere, das die Einsatzgruppe von innen heraus verzehrte.
Captain Harsch räusperte sich und wartete, ob ein höherrangiger Offizier zuerst sprechen wollte. Dann ergriff er das Wort. »Wir warten die ganze Zeit schon auf Verstärkungen. Irgendeine Chance, dass sie in absehbarer Zeit eintreffen? Es könnte helfen, wenn wir wüssten, wie lange wir durchhalten müssen.«
Als höchster ComGuardist und damit für die Kommunikation zuständiger Offizier beantwortete Präzentor Irelon die Frage. »Darauf gibt es keine schnelle Antwort, Captain. Der Bürgerkrieg hat auf Dutzenden Welten zu offenem Kampf darüber geführt, welche Seite man unterstützt. Die Einheiten, auf die wir uns verlassen haben, sind die, von denen wir wussten, dass sie Prinz Victor früher oder später zu Hilfe kommen werden. Die 10. Lyranische Garde und die Davion-Guards-Regimenter. Aber die Untoten hängen noch immer auf Kentares IV fest, und die 3. Guards sind mit dem Versuch beschäftigt, draconische Truppen von Cassias zu vertreiben.«
Er unterbrach sich. »Die Meldung ist gerade erst eingetroffen«, entschuldigte er sich bei Morgan Kell. »Die 5. ist tot.«
Für einige schmerzliche Augenblicke verstummten alle Anwesenden. Morgan wehrte die erregten Fragen, die danach aufklangen, mit beiden Händen ab und wartete auf eine Erklärung. Irelon blickte zu Schakow hinüber, der sich die genaueren Einzelheiten eingeprägt hatte. Sie hatten gehofft, Morgan die Nachricht im Anschluss an die Besprechung unter sechs Augen mitteilen zu können. Vor dem Treffen hatte sich keine Gelegenheit gefunden, und da es um Tikonov gehen sollte, auch keine Notwendigkeit, die anderen aufzuhalten.
»Die 5. Guards wurden gestern auf Kathil zerschlagen, nachdem Katherines 8. Donegal Guards und 1. Chisholm Raiders sie gemeinsam an die Olympikküste zurückgedrängt hatten. Die Loyalisten sind derzeit auf der Jagd nach den letzten Überlebenden.«
Damit war in diesem Bürgerkrieg schon das zweite Regiment der Brigade of Guards verloren. Die versammelten Offiziere gedachten der 5. mit einer Schweigeminute.
Schakow wartete, bis die meisten die Augen wieder erhoben hatten und ihn oder Kell anblickten. »Die Davion Heavy Guards sitzen noch immer auf Galax fest, auch wenn Tancred Sandoval versprochen hat, ihnen Transportmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Irgendwann. Unsere größte Hoffnung stellen momentan die Assault Guards dar. Sie waren bereit, den Draconiern den Rückzug von Addicks zu gestatten, um zu uns aufbrechen zu können, aber dann hat Katherine sie mit der MCM Achernar und der 5. Lyranischen Garde überfallen. Das könnte reichen, sie auf Dauer zu binden.«
»Was unser Problem auf den Punkt bringt«, nahm Morgan den Faden auf. »Ganz gleich, was wir theoretisch nach Tikonov holen können, Katherine hat - zur Zeit - mehr Regimenter verfügbar. Falls wir es nicht mit dem schaffen, was wir bereits hier haben, können wir mit keinem Sieg rechnen.«
Schakow beobachtete Morgan sorgfältig, studierte ihn regelrecht und sah, was es ihm ermöglicht hatte, zu seiner Zeit einer der besten Söldnerkommandeure zu werden. Ganz gleich, wie groß der Unterschied in Rang, Position oder Nationalität war,
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