BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
bedeuten, wenn Ihr sie anführen würdet. Aber Euer Daishi ist nicht einsatzbereit.«
»Sieht einsatzbereit genug aus, würde ich sagen.« Victor begrüßte Schakow mit einem knappen Nikken, war aber nicht bereit, sich geschlagen zu geben. »Gepanzert und bestückt.«
»Nicht voll bestückt, Hoheit. Als man uns gesagt hat, Euer Mech wird nicht gebraucht, haben wir alle Munition und die Fokussierlinsen von zwei Impulslasern ausgebaut, um andere Maschinen kampfklar zu machen.« Er schaute zu Schakow, und dann zu den MechKriegern, die in der Nähe warteten. »Wir dachten, es wäre in Eurem Sinne, wenn die Leute so gut wie möglich gerüstet sind.«
»Das ist es«, bestätigte Victor, und erste Zweifel traten in seine Stimme. In der rechten Hand hielt er noch immer das Stichblatt, das Omi Kurita ihm gegeben hatte, und rieb es wie einen Glücksbringer. »Natürlich ist es das. Aber Munition lässt sich schnell nachladen ...«
»Bitte um Verzeihung, Hoheit«, unterbrach der Tech. »Aber nein, heute nicht. Großherzog Kell hat befohlen, alle überschüssige Munition dem 1. NAIW und den 6. Lanciers zu übergeben. Wir verfügen über keinerlei Vorräte mehr.«
Victor schien nicht bereit, das zu akzeptieren, und alle Umstehenden hielten in Erwartung der Explosion den Atem an. Sie rechneten damit, dass er befahl, Munition und Ersatzteile aus anderen Mechs zu holen oder sie von den 6. Lanciers zurückzufordern. Dann wippte er plötzlich zurück auf die Absätze und nickte fahrig. »Ich verstehe. Was soll man gegen eine derartige Effizienz tun?«
Wieder schaute er zu dem Daishi hoch, sehnsüchtig, aber kraftlos. »Dann sollte ich wohl ins Kontrollzentrum, um Morgan bei der Koordination zu helfen.«
Der Prinz verabschiedete sich mit Nicken und Salut, dann drückte er Schakow die Hand und wünschte ihm Glück. Die Sicherheitsagenten folgten ihm, als er sich endlich vom Aufmarschplatz entfernte.
»Ich erwarte, dass alle Formulare bis heute Abend bei den Akten sind«, stellte Schakow zu dem Tech fest, der erschreckt zusammenzuckte. Er zerrte den Mann auf dem Weg zu seinem Exterminator mit. »Für sämtliche Auslagerungen - und die Autorisation, wichtige Bauteile aus dem Daishi zu entfernen.«
Der SeniorTech schaute ihn verwirrt an. »Verzeihung?«
»Ich möchte keine Schwierigkeiten wegen dieses Vorfalls.« Sie erreichten den Schatten des BattleMechs, und der Nebel lichtete sich etwas. »Wir wollen diese Angelegenheit so offiziell wie möglich halten.«
»Demi Schakow, ich habe keinen Schimmer, wovon du redest«, antwortete der Tech, aber Schakow sah dem Mann an, dass er log. »Es hat keinen Vorfall gegeben. Es ist nichts passiert.« Er schaute über Schakows Schulter dem Prinzen hinterher, dann senkte er den Blick. »Prinz Victor war nie hier«, erklärte er mit leiser Stimme.
Schakow ließ es sich durch den Kopf gehen, erkannte die Wahrheit in den Worten des Mannes und entließ ihn mit einem Nicken. Er kletterte auf den Fuß des Mechs und griff nach der Kettenleiter, die hinauf zum Cockpit führte. Beim ersten Versuch rutschte seine Hand von der untersten Sprosse ab und er musste noch einmal zugreifen. Langsam stieg er Sprosse um Sprosse höher, zur Einstiegsluke des Exterminator, und dachte bedrückt daran, wie Recht der SeniorTech hatte.
Prinz Victor war nicht hier.
* * •
Brevet-Generalleutnant Linda McDonald tigerte durch die Befehlszentrale, von den Datenkonsolen zu den Anzeigetafeln und weiter zu den Wandbildschirmen und wieder zurück zu den Datenkonsolen. Sie überwachte bereits vier separate Gefechte, nachdem Victor Davions Auslandslegion und Bataillone der 23. Arkturusgarde die loyalistischen Kräfte auf Tikonov praktisch gleichzeitig angegriffen harten. Sie hatte auch schon mit Kapitän Siddig auf der Katrina Steiner gesprochen, der sie über die Störangriffe auf das Kriegsschiff auf dem Laufenden hielt.
Und sie wusste: All das waren nur Ablenkungsmanöver für eine weit größere Operation.
Ihr wurde schnell klar, dass sich großformatige Operationen nicht wesentlich von taktischen Gefechten unterschieden. Man stellte Posten auf, schickte Kundschafter aus. Man griff auf Distanz an und versuchte, den Feind zu verunsichern. Der Maßstab war anders, aber die Strategien wirkten vertraut. Und wenn man nicht wusste, worauf es ein Angreifer abgesehen hatte, wartete man ab.
Das Abwarten war das Schwerste.
»Auf dem Schlachtfeld«, murmelte sie, »würde ich in einem Mech warten, mit einem Ziel im Fadenkreuz und dem Finger
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