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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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den After. Es waren auch einige Lateiner da, die Krummsäbel hatten und sich wie Tänzer um ihn bewegten, während sie ihn mit Hieben traktierten, die ihm das Fleisch in Streifen absäbelten, und vielleicht waren sie die einzigen, die ein Recht auf Rache hatten, bedenkt man, was Andronikos ein paar Jahre zuvor ihren Landsleuten angetan hatte. Schließlich brachte der so Geschundene noch die Kraft auf, sich den rechten Arm an den Mund zu führen, als wolle er das Blut aus dem Stumpf trinken, zum Ersatz für jenes, das er in Strömen verlor. Dann starb er.
    Vor dem grässlichen Schauspiel geflohen, versuchten unsere Freunde, den Bukoleonpalast zu erreichen, aber schon als sie nur in seine Nähe kamen, mussten sie feststellen, dass es unmöglich war. Angewidert von den vielenPlünderungen, hatte Isaakios den Palast von seinen Wachen umstellen lassen, und jeder, der die Absperrung zu durchbrechen versuchte, wurde auf der Stelle hingerichtet.
    »Zosimos, du gehst trotzdem«, sagte Baudolino. »Es ist ganz einfach: Du gehst rein, holst die Karte und bringst sie uns.«
    »Und wenn sie mir die Kehle durchschneiden?«
    »Wenn du nicht gehst, schneiden wir sie dir durch.«
    »Mein Opfer hätte einen Sinn, wenn die Karte noch im Palast wäre. Aber, um die Wahrheit zu sagen, da ist sie nicht mehr.«
    Baudolino starrte ihn an, als könne er so viel Dreistigkeit gar nicht fassen. »Aha!« brüllte er auf. »Und jetzt sagst du uns endlich die Wahrheit? Und warum hast du uns bisher die ganze Zeit belogen?«
    »Um Zeit zu gewinnen. Zeit zu gewinnen ist keine Sünde. Für den vollkommenen Mönch ist es Sünde, sie zu verlieren.«
    »Am besten, wir bringen ihn gleich hier an Ort und Stelle um«, meldete sich der Poet zu Wort. »Es ist der richtige Augenblick, in dieser allgemeinen Schlächterei wird niemand darauf achten. Entscheiden wir, wer ihn erdrosseln soll, und dann nix wie weg.«
    »Einen Moment«, sagte Zosimos. »Der Herr lehrt uns, wie wir uns der Werke enthalten, die uns nicht frommen. Ich habe gelogen, das ist wahr, aber um ein Wohl zu erreichen.«
    »Was denn für ein Wohl?« schrie Baudolino außer sich vor Wut.
    »Meines«, antwortete Zosimos. »Ich hatte das Recht, mein Leben zu verteidigen, da ihr es mir nehmen wolltet. Der Mönch muss wie die Cherubim und die Seraphim überall Augen haben, oder – so verstehe ich diesen Spruch der heiligen Väter der Wüste – er muss dem Feind mit Umsicht und Schläue begegnen.«
    »Aber der Feind, von dem deine Väter sprachen, das war der Teufel, nicht wir!« tobte Baudolino noch immer.
    »Vielgestaltig sind die Listen der Dämonen: Sie erscheinen im Traum, sie erzeugen Halluzinationen, sie übertölpelnund täuschen uns, sie verwandeln sich in Engel des Lichts und verschonen uns, um uns eine trügerische Sicherheit vorzugaukeln. Was hättet ihr denn an meiner Stelle getan?«
    »Und was wirst du jetzt tun, widerwärtiges Griechlein, um dein Leben noch einmal zu retten?«
    »Ich werde euch die Wahrheit sagen, wie es bei mir üblich ist. Die Karte des Kosmas Indikopleustes existiert ohne Zweifel, ich habe sie mit diesen meinen Augen gesehen. Wo sie sich jetzt befindet, weiß ich nicht, aber ich schwöre euch, ich habe sie mit allen Einzelheiten hier in meinem Kopf ...« Er tippte sich an die von der Mähne befreite Stirn. »Ich könnte dir Tagereise für Tagereise die Entfernungen nennen, die uns vom Lande des Priesters Johannes trennen. Nun liegt es auf der Hand, dass ich in dieser Stadt nicht länger bleiben kann und dass auch ihr hier nicht länger verweilen müsst, denn ihr seid ja gekommen, um mich zu fassen, und mich habt ihr nun, und um diese Karte zu finden, und die habt ihr nicht. Wenn ihr mich umbringt, kriegt ihr sie nie. Wenn ihr mich mitnehmt, dann werde ich, das schwöre ich euch bei allen zwölf heiligen Aposteln, dann werde ich euer Sklave sein und meine Tage damit verbringen, euch einen Weg zu weisen, der euch direkt zum Lande des Priesters führt. Verschont ihr mein Leben, habt ihr nichts zu verlieren, nur einen Mund mehr zu füttern. Tötet ihr mich, verliert ihr alles. Entscheidet euch.«
    »Dies ist doch der unverschämteste Kerl, der mir je im Leben begegnet ist«, sagte Boron, und die anderen stimmten ihm zu. Zosimos wartete schweigend, die Miene zerknirscht. Rabbi Solomon setzte an, etwas zu sagen: »Der Heilige immerdar sei gesegnet ...«, doch Baudolino ließ ihn nicht ausreden: »Schluss mit den Sprüchen, dieser Schlaufuchs hat schon genug davon zum

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