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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Verdächtigen genau auf diese Weise auf die Spur kamen. Meistens dramatisierte sich die Verfolgungsszene ein wenig, wenn der Verdächtige merkte, daß er verfolgt wurde. Dann wurde Vollgas gegeben und mit quietschenden Reifen geprotzt. Das allerdings war von Hannah Schulte-Vielhaber nicht zu erwarten. Jedenfalls nicht im Augenblick. Artig blieb sie auf der Bundes-Straße, hielt sich strikt an jede Geschwindigkeitsbegrenzung und bog erst an dem Hinweisschild Alte Mühle erstmalig ab. Ich war mir nicht sicher, ob das ein Ort oder ein Gebäude war. In sicherem Abstand folgte ich ihr. Der Weg ging mitten durch die Felder, war aber ganz gut ausgebaut und wurde offensichtlich vielfach als Abkürzung genutzt. Nach zwei Kilometern bog Hannah in einen schmaleren Weg ein. Als ich näher kam, sah ich das Schild Privatweg an der Einmündung. In etwa zweihundert Metern Entfernung konnte ich hinter ein paar Bäumen ein Gebäude erkennen, ebenfalls ein alter Bauernhof, aber nach meinem Ermessen deutlich kleiner. Ich würde mich mit dem Auto kaum dem Haus nähern können, ohne aufzufallen. Folglich fuhr ich ein paar Meter weiter, wo rechts ein grasbewachsener, schmaler Wirtschaftsweg abging, und parkte das Auto dort. Ich sah an mir herunter. Meine Kleidung war nicht gerade tarnfarben, aber ich hatte ja auch nicht vor, durch das Feld zu robben. Statt dessen lief ich auf dem Privatweg, versuchte einen unauffälligen Gesichtsausdruck aufzulegen, behielt aber die ständige Furcht bei, daß Hannah mich plötzlich entdecken könnte. Allerdings hatte ich ihr Auto noch gar nicht erspäht.
    Als ich nur noch wenige Meter vom Haus entfernt war, hörte ich Stimmen. Mein Atem stockte. Wie sollte ich erklären, warum ich plötzlich diesen Privatbesitz heimgesucht hatte? Gut, einem Fremden konnte ich irgendwas von wegen Telefonieren verklickern, aber Hannah Schulte-Vielhaber war schließlich nicht blöd. Wenn sie mich hier sah, würde sie sofort erraten, daß ich ihr heimlich gefolgt war. Ich sah mich panisch um. Links war eine Art Holzschuppen, an den einige Gartengeräte angelehnt waren. Wenn ich mich nicht täuschte, war sogar die Tür eine Handbreit offen. Ich lief lautlos die paar Schritte dorthin und verschwand in dem Schuppen, die Tür ließ ich, wie sie war. Der Schuppen war an den Wänden vollgestellt mit ausrangierten Gartenmöbeln, zwei Rasenmähern und diversen Gartenkleinteilen. Durch die Ritzen des alten Holzes spähte ich nach draußen. Tatsächlich, da war sie, Hannah Schulte-Vielhaber und an ihrer Seite ein vollbärtiger Mann in ihrem Alter. Er hatte schwarz meliertes Haar und trug ein blau-weiß gestreiftes Fischerhemd. Sein Körper war kräftig, aber nicht dick, er wirkte durchtrainiert. Lachend sagte er etwas zu Hannah und faßte ihr dabei auf den Unterarm. Dann gingen beide zügig zum Wohnhaus hinüber.
    Ganz offensichtlich wurde der Hof nicht mehr bewirtschaftet. Zwar waren die Nebengebäude noch vorhanden, doch deutete gar nichts daraufhin, daß sie noch zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt wurden. Kein Trecker, kein Hälmchen Stroh, kein typischer Geruch. Im Gegenteil entdeckte ich jetzt, daß an der gegenüberliegenden Scheune das Schiebetor nicht ganz zugeschoben war. Durch die schmale Ritze konnte man auch aus der Entfernung ein Segelboot erkennen. Der Besitzer verpachtete also die Nebengebäude oder war selber ein Wassersportler.
    Plötzlich erstarrte ich. Irgendjemand hatte mich von hinten berührt. Ein Schrei blieb mir in der Kehle sitzen. Ich fuhr herum. Irgend etwas schnüffelte an mir herum. Es mußte ein Hund sein, allerdings ein mordsmäßig großer, vielleicht auch eine Mischung aus einem Pony und einem Bernhardiner. Mittlerweile war gentechnisch ja fast alles möglich. Unter Umständen züchtete der Hofbesitzer hier in aller Heimlichkeit Lebewesen, die man gar nicht züchten durfte, kreuzte Schlangen mit Vogelspinnen auf der ständigen Suche nach dem horrormäßigsten Urviech. Natürlich spann ich heillos herum. Bislang konnte ich an meinem Schuppengenossen wirklich nichts aussetzen. Wenn man die ständige Schnüffelei als tierisches Händeschütteln anerkannte, konnte man bei dem schwarzen, zotteligen Köter sogar von einer übertriebenen Höflichkeit sprechen. Er mußte sich schon länger im Schuppen aufgehalten haben, jedenfalls war kein anderer Eingang erkennbar. Ich bewegte mich nicht und ließ das Vieh weiter an meinen Händen herumschnuppern. Langsam gewann ich Vertrauen. Das Tier war nicht gerade als

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