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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Kampfhund abgerichtet. Jedenfalls konnte man davon ausgehen, wenn er bei Fremden, die sich unerlaubt Zugang zum Grundstück verschafft hatten, derartige Liebesbekundungen von sich gab. Wie zur Unterstützung dieser These wedelte der Hund mit dem Schwanz. Aus unerklärlichen Gründen schien er mich zu mögen.
    »Braver Hund«, sagte ich und begann das Tier zu streicheln. Ich sagte auch »Braves Pony«, um ihn nicht zu verärgern, falls ich mit dem Hund danebengelegen hatte. »Du bist ja ein ganz Lieber«, schleimte ich rum und wurde nicht einmal rot dabei. Alexa wäre stolz auf mich gewesen, hätte sie mich so gesehen. Alexa! Der Gedanke an sie machte mich unvermittelt krank.
    »Hennes!« Ich blickte erschrocken nach draußen. Was war denn nun schon wieder los? Durch die Ritzen zwischen den Schuppenbrettern sah ich, daß der Mann aus der Haustür des alten Bruchsteinhauses herausgetreten war. »Hennes!«, rief er noch einmal.
    Verdammt, wer hielt sich denn noch alles hier auf? Womöglich würde mir gleich noch ein fröhlicher Sechsjähriger durch die Beine krabbeln.
    »Hennes, Fressen!«
    Plötzlich kam Bewegung in den Hund. Er war also Hennes. Rücksichtslos drängelte er sich an mir vorbei und aus dem Schuppen heraus. In Windeseile war er bei seinem Herrchen.
    »Da bist du!« Der Haus- und Hundebesitzer kraulte Hennes die Seite. Gut, daß der nicht sprechen konnte! Aber vielleicht konnte er ja, wenn das Fischerhemd noch ein paar Papageiengene hineingekreuzt hatte. Mit zwei Sätzen war Hennes im Haus und sein Herrchen stiefelte hinterher.
    Was nun? Ich sah mir das Wohnhaus noch mal genauer an. Es schien vor nicht allzu langer Zeit gründlich renoviert worden zu sein. Die Fenster wirkten wie gerade erst eingebaut, alles war perfekt in Schuß. Offensichtlich hatte sich hier jemand einen romantischen Ruhesitz auf dem Lande geschaffen. Ich beschloß, mein Versteck zu verlassen. Wenn ich Glück hatte und Hennes erstmal mit Fressen statt mit Schnüffeln beschäftigt war, konnte ich vielleicht noch was herauskriegen. Vorsichtig verließ ich den Schuppen und ging langsam auf das Wohnhaus zu. Leider konnte ich mich beim Überqueren des kleinen Hofes nirgendwo verbergen. Wenn jetzt zufällig jemand aus dem Fenster schaute, war ich entdeckt. Die letzten Meter lief ich und drückte mich dann gleich neben einem Rosenstrauch an die Hauswand. Direkt an der Ecke war das erste Fenster. Ich ging in die Knie und kroch um die Hausecke herum. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich einen Blick durchs Fenster warf. Toll, das schien eine Art Abstellraum zu sein. Nicht gerade sehr aufschlußreich. Ich lief in der Hocke weiter den Grasstreifen am Haus entlang bis zum nächsten Fenster. Das war die Küche, eine große Küche, die ein wenig unaufgeräumt wirkte. Vermutlich wohnte der Hausbesitzer ganz alleine hier. Als nächstes kam eine Tür, die von der Küche auf die Terrasse führte. Ich huschte daran vorbei unter das nächste Fenster. Dieses Fenster war sehr groß. Ich schien also im Wohnzimmerbereich angekommen zu sein. Vorsichtig hob ich den Kopf und warf einen Blick ins Innere. Zunächst konnte ich gar nichts erkennen, weil es drinnen recht dunkel war und ich mich erst an die Lichtverhältnisse gewöhnen mußte. Dann sah ich Hannah Schulte-Vielhaber und den Unbekannten vorm Kamin stehen, der in eine Ecke des Zimmers eingelassen war. Ich schluckte – zum einen wegen dieser Entdeckung, zum anderen, weil ich mir vorkam wie ein Spanner. Die beiden küßten sich leidenschaftlich und waren völlig ineinander versunken. Zum Glück küßten sie mit geschlossenen Augen.

30
    Den Weg zur Straße hinunter nahm ich im Galopp. Ich hatte keine Lust, jetzt noch erwischt zu werden. Dort angekommen stockte mir plötzlich der Atem. Träumte ich oder wurde da gerade mein Wagen in die Höhe gehoben? Das gab’s doch gar nicht. Irgendein Idiot auf einem Trecker schien dort eine Nummer für einen Wetten-daß-Auftritt einzustudieren. Anders war es nicht zu erklären, daß dieser Typ krampfhaft versuchte, mit zwei Gabeln, die vorn am Trecker angebracht waren, mein Auto anzuheben. Ich stürmte auf die andere Straßenseite und schrie schon von Weitem. Der Fahrer war jedoch zu sehr in seinem Element und bemerkte mich erst, als ich gestikulierend vor ihm stand. Er nickte mir gelassen zu, ließ mein Auto auf den Boden und stellte dann den Motor ab.
    »Was machen Sie mit meinem Auto?«, kreischte ich hysterisch.
    »Das sieht man doch, ich stelle es an die Seite.«

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