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BAUhERrNOPFER

BAUhERrNOPFER

Titel: BAUhERrNOPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian H. Geyer
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verkabeln als herkömmliche Schaltungen. Babsi und ich werken zwar ohne Pause und sind körperlich schon komplett fertig, aber an einem Wochenende sind alle Kabeln dort wo sie hingehören und wir müssen uns später nur um die richtigen Anschlüsse bemühen, was allerdings in ein paar Abendsessions erledigt ist.
                Es ist so viel bei unserem Bauprojekt weiter gegangen, dass wir kaum nachkommen. Jedes Mal wenn wir bei der Baustelle vorbeischauen, ist wieder etwas Neues zu sehen. Gestern stellten die Bauarbeiter noch das Fassadengerüst auf und heute wird schon der Silo für den Fassadenputz geliefert. Er sieht aus wie eine überdimensionale Fliegerbombe, mit fast sieben Metern Höhe und einen Durchmesser von etwa zwei Metern, die mit der runden Seite nach Oben aufgestellt wird. Ein Spezial-LKW stellt den Silo direkt vor dem Haus auf vorbereitete Holzlatten, und fährt den Greifarm ein. »Wir müssen den Silo noch sichern, weil ihr da einen ziemlichen Wind habt.« ruft der LKW-Fahrer den Bauleuten vom Ramoser zu, als eine heftige Sturmbö den Behälter gefährlich ins Wanken bringt.
                Alles was jetzt passiert erlebe ich als ob es in Zeitlupe passieren würde. Arbeiter hechten in alle Richtungen vom Silo weg. Die Holzlatten unter dem Behälter sinken in den lehmigen Boden ein als ob er aus Gummi wäre. Der knapp zwölf Tonnen schwere Silo kippt auf unser Grundstück und dreht sich genau in die Richtung in der unser Haus steht. Anstatt vom Haus weg zu fallen, zielt er genau darauf zu, und hat den ersten Kontakt genau an der Stelle, an der vor einigen Monaten die Giebelmauer einstürzte. Ungebremst durchschlägt er die Wand und einen Teil der Zwischendecke. Alle Fenster auf dieser Seite des Hauses bersten und tausende funkelnde Glassplitter umgeben die Szene wie Feenstaub. Ein völlig irrationaler Gedanke kommt mir in den Sinn 'Hatten wir nicht splitterfreies Glas bestellt?' . Der Behälter bahnt sich unter ohrenbetäubendem Lärm einen Weg durch unser Haus, um dann in unserem vier Quadratmeter großen Panoramafenster im Erdgeschoß liegen zu bleiben. Die Last des Daches wird wegen der fehlenden Mauerteile an der Stirnseite zu groß und zieht einen Teil der Dachkonstruktion, gemeinsam mit der Solaranlage und den Trockenbauwänden im Obergeschoß in die Tiefe. Die ganze Baustelle ist in Staub gehüllt und Babsi steht mit Tränen in den Augen und offenem Mund vor dem Chaos, während ich kreischend auf die Knie falle und mir in einem Anflug von beginnendem Wahnsinn die Haare ausreiße.
                »Des is jetzt ned so guat!« ist das knappe Kommentar des Silo-Lieferanten, der sofort sein Handy zückt, um den Schutthaufen fotografisch festzuhalten. Ramosers Leute liegen im Garten verteilt und versuchen herauszufinden ob sie verletzt wurden. Babsi steht nach wie vor mit Tränen in den Augen und offenem Mund und ich brülle hysterisch, meine Finger im lehmigen Erdreich vergrabend. Die ersten Nachbarn kommen aus ihren Häusern, um einen Blick auf unser Schlachtfeld zu werfen und einige sprechen uns ihren Trost aus. »Des zahlt eh die Versicherung.« höre ich den LKW-Fahrer sagen, bevor ich wieder auf die Beine komme, und ihn mit einem Faustschlag niederstrecke.
                Ich kann nicht sagen wie viel Zeit seit dem Einschlag wirklich vergangen ist, gefühlt sind es mehrere Stunden. Wahrscheinlich waren es aber nur ein paar Minuten, denn die Polizei, Feuerwehr und Rettung die von einem Nachbarn gerufen wurden, sind noch nicht eingetroffen. Herrn Ramosers Leute schätzen die Reste unseres Hauses als abbruchreif ein und versichern uns, dass in solchen – zugegebener Maßen recht seltenen – Fällen die Versicherungen ziemlich kulant wären und wir den Auftrag durch einen Generalunternehmer abwickeln lassen könnten, der uns die meisten Arbeiten abnehmen würde. Einschließlich der Entsorgung unseres Hauses könnte der Bau schon in einem Jahr wieder so weit sein, wie er vor wenigen Minuten noch war.
               
    Das muss ich mit Babsi allerdings erst in Ruhe besprechen, denn ich für meinen Teil brauche mit Sicherheit kein Haus mehr. Eine schöne, ruhige und vor allem fertige Wohnung reicht mir nach all den Erlebnissen vollkommen. Oder einfach ein hübsches Zimmer in einer betreuten psychiatrischen Einrichtung. Je nachdem ob ich dem Wahnsinn noch einmal von der Schippe springen kann.

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BAUhERrNOPFER
     
Sebastian H.

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