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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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wird mir unweigerlich eins bewusst: Er wird mir nie vergeben und vergessen können, was in den Winterferien passiert ist.
    Damit ist er nicht allein. Ich habe so meine Zweifel, dass sich heute Morgen irgendjemand freuen wird, mich zu sehen. Ich habe PJ nicht zurückgebracht und ich habe auch keinen um Hilfe gebeten. Ich bin in der Tat eine totale Versagerin und ab heute wissen das alle.
    In der Rundmail, die Mme Cuchon an alle Schüler und Eltern geschickt hatte, stand, dass die Polizei zwei Rucksäcke gefunden hat, von denen sie einen als den von Penelope Jane Fletcher identifiziert haben. Sie gingen davon aus, dass der andere ihrer Schwester Annabel gehörte, da der Abschiedsbrief von beiden unterschrieben war. PJs Pass mit ihrem Programme-Américain-Schüler-Visum steckte im Rucksack. Ich hatte meine Freunde dazu überredet, in Südfrankreich nach PJ zu suchen, aber diese Rucksäcke befanden sich so weit nördlich, wie man überhaupt kommt, ohne in Belgien zu landen.
    Dieser Rucksack von ihr war mir mit als Erstes an ihr aufgefallen, als ich PJ kennenlernte. Er war ein altes grünes Ungetüm und einfach superhässlich. Ich wäre ja gestorben, wenn er das einzige Gepäckstück gewesen wäre, das ich für mein Jahr in Frankreich mitgehabt hätte! Doch an jenem Tag am John-F.-Kennedy-Flughafen in New York machte sich PJ allem Anschein nach gar keine Gedanken um ihr Gepäck, sondern nur darüber, wie sie überhaupt nach Frankreich gelangen könnte! Und als PJ sich den grünen Rucksack wieder auf die Schultern hievte, übersah man ihn fast, so schön war sie.
    Warum hatte sie es bloß so eilig, aus Paris rauszukommen, wenn sie doch so traurig war, dass sie schließlich Selbstmord begangen hat?, überlege ich und beschließe, zwei Coffee to go zu kaufen und Zack einen an die Cambronne-Metro-Station mitzubringen, nur für alle Fälle.
    Schlückchenweise schlürfe ich meinen sämigen Café Creme, dessen heiße Milch mir die Zunge verbrennt, während ich gleichzeitig beobachte, wie die Pendler zu ihren Zügen rennen. Für Zack habe ich das Gleiche bestellt, ich trage den Becher in meiner anderen behandschuhten Hand. Wenn er ausreichend viel Koffein intus hat, wird ihn das hoffentlich versöhnlicher stimmen.
    Zu guter Letzt - nachdem Zacks Kaffee kalt geworden ist und ich mich seiner erbarmt habe, um nichts verkommen zu lassen, und nachdem ich zwanzig Minuten lang der morgendlichen Parade der Pariser Berufspendler zugeschaut habe, die an mir vorbei zum Bahnsteig hasten - muss ich mir schließlich eingestehen, dass ich wohl selbst mal einsteigen sollte, um noch rechtzeitig in der Schule zu sein.
    Normalerweise macht es mir nichts aus, zu spät zu kommen, aber den heutigen Tag überschattet irgendwie eine Begräbnisstimmung. Der Himmel ist bedeckt und bleiern grau, der Schnee auf den eklig verdreckten Straßen um den Place Cambronne geschmolzen und dann wieder gefroren. Selbst die Typen im Obstmarkt, wo ich immer meine allmorgendliche Banane kaufe, waren heute irgendwie kühl und erschöpft. In meinem schwarzen taillierten Rock und dem weiten grauen Oberteil, das ich mir in den Rock gesteckt habe, fühle ich mich so, als würde ich zu einer Beerdigung fahren. Irgendetwas an diesem tristen Tag löst in mir den Eindruck aus, dass es heute höchst unangemessen wäre, zu spät zu kommen.
    Mit Schwung werfe ich den leeren Plastikbecher weg und sause dann die Rolltreppe zur soeben einfahrenden U-Bahn hoch.
    Als wir die nächste Station erreichen, könnte ich schwören, Zack am Ende des Bahnsteigs gesehen zu haben. Hat er etwa mehrere Blocks Umweg in Kauf genommen und ist extra den ganzen Weg gelaufen, um eine Station später als ich in die Metro zu steigen? Und hat er das nur getan, damit er mir auf dem Bahnsteig nicht in die Arme läuft?
    Als ich an der Station Charles de Gaulle-Etoile umsteige, halte ich wieder nach Zack Ausschau, und dann noch einmal, als ich in Ternes aus der Metro steige. Aber ich entdecke ihn nicht mehr. Vielleicht war er es ja doch nicht. Es sähe ihm auch gar nicht ähnlich, so kurz vor knapp zur Schule zu fahren - andererseits sah es ihm aber auch nicht ähnlich, sich einfach unseren Mietwagen zu schnappen und damit mitten in der Nacht den ganzen weiten Weg von Cannes nach Paris zu fahren - und das hat er ja auch geschafft.
    Als ich mich der Schule nähere, sehe ich auf den Stufen vom Lycée ein paar Fernsehkameras und Scheinwerfer auf Stativen. Reporter sausen im Eingangsbereich herum und drängen

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