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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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steht schon nicht mehr neben mir und ich fühle mich zum Millionsten Mal seit dem Aufwachen ganz schön mies.
    Genau wie Alex sollte ich lernen. Eigentlich müsste ich jetzt in die Bibliothek gehen, mich dafür entschuldigen, dass ich so schlecht zuhören kann, sie ausreden lassen und den Rest der Mittagspause für einen guten akademischen Start ins Schuljahr verwenden. Aber mir ist nicht danach zumute; also wende ich mich in die entgegengesetzte Richtung und gehe durch die großen Eingangstüren aus dem Lycée. Ich habe keine Lust, Alex' Problemen zu lauschen, auch wenn ich mir deswegen ziemlich gemein vorkomme. Aber heute kann ich einfach nicht.
    Mir gefällt es überhaupt nicht, dass ich das Gefühl habe, Thomas sei der Einzige, bei dem ich jetzt sein will; nicht nur das, sondern als wäre er auch der einzige Mensch, der mich vielleicht aufheitern könnte. Ich dachte, Paris würde mich eher zu einem selbstständigeren Menschen machen und nicht umgekehrt.
    Auf den Eingangsstufen beschließe ich, André anzurufen, meinen Tanzpartner vom Underground Ballet Theatre, dem Pariser Tanzkollektiv, dem ich im Dezember beigetreten bin. Aus irgendeinem Grund erscheint es mir eine gute Idee, mal zu hören, was er zu Mittag macht, auch wenn ich ihn bislang noch nie gefragt habe, ob er was mit mir unternehmen möchte. Abgesehen von Thomas und seiner Sorbonne-Truppe ist er der Einzige, den ich außerhalb vom Lycée kenne.
    »Olivia, es ist mir eine Ehre, dich zum Mittagessen einzuladen!«, ruft er begeistert, als ich ihn sehr zaghaft frage, ob er zufällig Zeit habe, um mit mir heute vielleicht mittagessen zu gehen, also quasi gleich.
    »Nein, ich kann für mich selbst zahlen -«, widerspreche ich.
    »Jetzt sei kein Dummchen«, unterbricht mich André. »Sonst bestätigst du ja noch alle Gerüchte über die Kalifornierinnen. Du kommst jetzt in diesem instant zum Square du Temple und wir genehmigen uns ein schönes mariniertes, gegrilltes Hühnchen mit Bohnen und Reis! Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als was mit dir zu unternehmen, ma belle!«
    Äußerst erleichtert laufe ich zur Metro.
    Als André sieht, wie ich die Stufen von der Temple-Metro-Station hinauflaufe, stürzt er mir schon von oben entgegen und küsst mich auf die Wange. Mich überkommt ein Gefühl der Wärme und Erleichterung. André hat dunkelbraune Haut, die sich glatt über seine wunderschönen Wangenknochen und seinen Hals spannt; seine langen Glieder scheinen wie Flügel aus seinem festen und straffen muskulösen Rumpf hervorzufließen. Er schnurrt ein bisschen, dann lacht er voll und laut heraus. In der Rue Bretagne wimmelt es von einer mittäglichen Menschenmenge. André legt mir den Arm um die Schultern und führt mich durch das Gedränge.
    »Schön, dich zu sehen«, begrüße ich ihn, als wir vor uns hin eilen. »Wo gehen wir denn was essen?«
    »Es wird dir gefallen, das verspreche ich dir«, verkündet André. »Es ist zwar nicht das beste karibische Essen in Paris, aber die Atmosphäre ist top. Ich liebe es, draußen zu essen - selbst im Winter. Diesen Ort gibt es in Paris schon seit etwa achthundert Jahren!«
    »Es gibt Leute aus der Karibik, die schon seit achthundert Jahren in Paris kochen?« Ich habe Mlle Vailland heute in Geschichte vielleicht nicht allzu aufmerksam zugehört, aber das erscheint mir nun doch etwas seltsam.
    »Nein, der Bau existiert schon seit achthundert Jahren. Kluges Mädchen.« André steckt mir kurz einen seiner weißen iPhone-Ohrstöpsel ins Ohr, sodass ich harte, pulsierende Akkorde zu einer quäkenden männlichen Falsett-Stimme höre. »Ziemlich cool, oder?«, fragt er mich mit einem Grinsen. »Ich liebe diese Band. Nächste Woche spielen sie in Paris-Bercy. Ich habe einen Freund, der Veranstalter ist, und der lässt mich umsonst rein. Verdammt irre.«
    »Wow, das ist ja toll«, sage ich leicht überwältigt. Normalerweise sehe ich André nur auf Proben inmitten eines Pulks von anderen Balletttänzern, unter denen er einer der berühmtesten Menschen im Raum ist - aber nie zu zweit, ich mit ihm allein. Mit mir als einzige Zuhörerin fühlt sich seine Aufmerksamkeit verdichtet an, auf mich konzentriert. Fast atemlos versuche ich alles aufzusaugen, was er zu sagen hat. Er wirbelt um mich herum, nicht unähnlich den kleinen französischen Autos, die auf der Rue Reamur an mir vorbeischwirren. »Wie heißt die Band denn?«
    Aber André hört mich gar nicht. Er ist zu abgelenkt, zu aufgeregt wegen des Mittagessens. »Hier

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