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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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nach Hause kam. Und die einzigen Gespräche, die ich zurzeit führe, drehen sich um Windelausschlag und SpongeBob. Nicht auszudenken, wie viel besser mein Französisch wäre, wenn ich Zeit hätte, mit Menschen zu üben, die nicht erst in der Grundschule sind!
    Ich erkläre Mme Cuchon die Sache mit meiner Hausaufgabe. Den Teil mit dem Zungerausstrecken lasse ich natürlich weg.
    »Ich muss dir heute Nachmittag zwei Stunden Nacharbeiten auferlegen«, eröffnet Mme Cuchon mir. Sie nimmt ihre Brille ab und reibt sich über den Nasenrücken.
    »Nacharbeiten? Heute?«, sage ich. »Ich muss ...« Doch ich bremse mich selbst, ehe ich noch laut aussprechen kann, dass ich nicht nachsitzen kann, weil ich babysitten muss. Das ist alles echt zu demütigend, um es in Worte zu fassen. Seit wann bin ich eigentlich zum High-School-Klischee geworden?
    »Alex, du und ich, wir wissen beide, dass du dich eine Weile lang recht wacker geschlagen hast, aber in den letzten Wochen hast du deine Schularbeit wieder etwas schleifen lassen. Was deinen Job angeht, bin ich mir nicht so sicher. Soweit ich verstehe, versuchst du, für Schulden aufzukommen, die durch Penelope entstanden sind, aber ich muss erkennen können, dass du trotz deiner außerschulischen Verpflichtungen mit einem so strengen Programm klarkommst. Melde dich um drei Uhr nachmittags im Sekretariat. Du kannst die Ablage sortieren.«
    * * *
    Das Lycée spart unter anderem Personalkosten, indem sie unbezahlte Jobs an ihre aufrührerischen Schüler vergeben. Nach der Schule melde ich mich also zusammen mit ungefähr acht weiteren Schülern im Sekretariat, wobei ich die einzige Amerikanerin bin. Jeder von uns bekommt für die nächsten zwei Stunden eine Aufgabe zugeteilt. Ein paar der jüngeren Mädchen müssen im Speisesaal für das morgige Mittagessen Kartoffeln schälen; die Jungs werden größtenteils dazu verdonnert, Geräte aus der Winterturnhalle in eine Art Lagerraum zu schleppen. Ein anderes Mädchen und ich erhalten die Aufgabe, Einladungen für eine Fund-Raising-Auktion des Vorstands im April in Umschläge zu stecken. Das sollen wir im Büro des Schulleiters tun, da er gerade in einer Sitzung ist.
    Wir setzen uns im Schneidersitz auf den Boden und stecken schweigend je eine Einladung, zwei Tombolalose sowie eine Rückantwortkarte inklusive Umschlag in einen größeren Umschlag. Hunderte von Umschlägen sind noch zu füllen. Das wird eindeutig die gesamten zwei Stunden in Anspruch nehmen. Aber es ist allemal besser als Kartoffeln zu schälen oder Sportgeräte zu schleppen.
    Das andere Mädchen, das an derselben Aufgabe sitzt wie ich, lässt ihr Halsgelenk knacken und rutscht dann nach hinten zur Wand, um sich anlehnen zu können. Das sieht wirklich viel bequemer aus, und so mache ich es ihr nach. Das einzig Blöde ist, dass wir jetzt nicht mehr sehen können, ob jemand rein- oder rausgeht. Zwischendurch schaue ich immer wieder heimlich auf meinen BlackBerry (ich bin nämlich gerade mitten in einer langen E-Mail-Diskussion mit meiner Cousine Emily, was sie zum ersten Ball ihrer Studentinnenverbindung in Georgetown, wo sie seit diesem Jahr studiert, anziehen soll), aber ich würde ungern dabei überrascht werden.
    Urplötzlich wird die Tür vom Büro direkt neben dem des Schulleiters - das ist das Büro von Mme Cuchon - laut zugeknallt. Das Mädchen und ich wechseln einen amüsierten Blick. Wir warten still, um mitzubekommen, ob Mme Cuchon wohl laut flucht oder irgendetwas Lustiges sagt. Durch die Wand hindurch können wir hören, wie sie zum Telefon geht und nach jemandem fragt. Der nächste Teil ist zu schnell für mich. Ich kann nicht mal kombinieren, was sie sagt.
    »Qu'est-ce qu'elle dit?«, flüstere ich meiner eintütenden Partnerin zu.
    Ich habe es nicht bemerkt, aber das Mädchen kann Englisch. Volltreffer! Sie übersetzt für mich.
    »Sie sagt etwas in der Richtung, dass Le Monde sie heute angerufen habe«, erklärt das Mädchen. »Die wollen Antworten - was soll sie ihnen sagen?«
    »Keine Ahnung«, entgegne ich schulterzuckend.
    »Nein, das hat sie gefragt.« Kopfschüttelnd wendet sich das Mädchen wieder den Einladungen zu.
    Ich lausche noch eine Weile. Mir ist klar, dass sie mit jemandem über PJ spricht. Am liebsten würde ich das Mädchen bitten, weiter zu übersetzen, aber ihr ist es ganz eindeutig egal, was Mme Cuchon von sich gibt. Die französischen Schüler im Lycée kennen Mme Cuchon nicht und beachten sie deshalb auch nicht weiter. In ihrem Leben stellt

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