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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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ausgewachsener Mann wie du in Parks herumlungert, mit Babysittern flirtet und Bälger wie Emeline und Albert bei Laune hält. Hast du denn keine Arbeit? Oder gehst zur Schule oder Uni oder irgendwas?«
    »Ich arbeite für meinen Onkel«, erklärt Denny mir. »Er ist zurzeit nicht in der Stadt. Deshalb kümmere ich mich um seine Angelegenheiten in Paris. Er wohnt in Ternes. Das habe ich dir doch schon erzählt.«
    Das hat er mir tatsächlich schon erzählt. Das macht es wenigstens ein bisschen glaubhafter, warum wir uns schon wieder über den Weg gelaufen sind. Irgendwie zumindest.
    »Das ist echt faszinierend, aber wir müssen heim«, sage ich. »Wir sollten uns alle ein bisschen ausruhen.«
    »Ich dachte, du hättest les enfants versprochen, dass sie nach der Impfung ein Eis bekommen«, wirft Denny ein. Wutentbrannt schaue ich ihn an. »Hat sie das nicht im Park gesagt?«, wendet er sich an die Kids, die schüchtern nicken.
    »Ähm«, mache ich. »Ja, das habe ich gesagt. Aber sie haben in der Klinik schon Bonbons von dem Arzt bekommen, der ihnen die Spritze gegeben hat, plus die Blaubeeren. Ist das nicht schon genug Zucker?« Auf der anderen Seite bin ich nicht gerade eine Expertin in Bezug auf Kinder und vermag nicht zu urteilen, wie viel Süßes sie essen dürfen. Ich weiß nur, dass man ihnen keine Zigaretten oder Alkohol oder Hot Dogs geben sollte. Hat irgendwas mit Nitraten zu tun, was auch immer das ist. »Außerdem war das, bevor ich gemerkt habe, dass ich in dieser Gegend einen Stalker habe. Wir müssen jetzt echt los.«
    »In Frankreich gibt es das Wort >Stalker< nicht, glaube ich. Hier würden wir wahrscheinlich sagen, dass jemand einer schönen Frau nachstellt«, sagt Denny. »Was haltet ihr davon, wenn ich euch, bevor ihr euch wieder auf den Weg auf die linke Uferseite macht, den besten Süßigkeitenladen von ganz Paris zeige?«
    Natürlich heulen mir die Kids sofort die Ohren voll, dass sie unbedingt den besten Süßigkeitenladen von ganz Paris sehen wollen, und ich gebe mich geschlagen. Kopfschüttelnd trotte ich hinter Denny her.
    Denny geht mit uns zu einem Laden, der gut und gern zum Filmset von »Charlie und die Schokoladenfabrik« gehören könnte. Die Wände sind mit rosa-weißem Gingham-Papier tapeziert, die Regale sind in allen Regenbogenfarben gestrichen und quellen geradezu über vor lauter Köstlichkeiten aus Karamel, Schokolade, Marzipan und Kristallzucker. Es ist das Karies-Märchenland. Halb erwarte ich, dass wir, wenn die Kids mal kurz stillhalten würden, irgendwo in der Nähe das sanfte Plätschern eines Schokoladenbächleins hören würden. Aber es gibt viel zu viel zu sehen, als dass die Kinder ruhig wären. Schrill juchzen sie beim Anblick der vielen Lutscher, Toffeeberge und patés de fruits, den glänzenden handgemachten Fruchtgelees, die mit feinem Kristallzucker bestäubt sind. Als Albert eine Miniburg aus weißer Schokolade entdeckt, denke ich einen kurzen Moment ernsthaft, er verliert vielleicht den Verstand - schließlich werden nicht jeden Tag Träume wahr.
    Die Ladenbesitzerin, die bestimmt an die achthundertmal am Tag exakt so eine Szene erlebt, wirft mir schließlich einen warnenden Blick zu, damit ich die Kinder im Zaum halte. Also wedle ich sichtbar mit dem Zehn-Euro-Schein vor ihnen herum.
    »Das ist alles, was ich habe«, rufe ich. »Dreht also nicht durch, Zwerge!«
    Emeline und Albert haben keinen blassen Schimmer, wovon ich rede. Sie sehen nur das Geld und die ganze Schokolade und Bonbons und das Fruchtgelee, und vor lauter Aufregung zerplatzen ihnen fast die Hirne.
    Wir entscheiden uns schließlich für Lollis, Zitronen-Fondants, Lutscher mit Clownsgesichtern drauf, ein paar gesalzene Bonbons mit Kirschgeschmack und ein Pfefferminzplätzchen als Zugabe. Als ich die Süßigkeiten bezahlen will, fehlen mir genau 33 Cent, die Denny mir großzügigerweise schenkt. Als Emeline und Albert daraufhin hektisch ihre riesigen Regenbogenlollis auspacken und heftig an ihnen zu lecken beginnen, als würden sie an irgendeinem Wettbewerb teilnehmen, fragt mich Denny, ob ich etwas wolle.
    »Nein, schon okay.« Ich schüttle den Kopf. Ich habe keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, mir selbst etwas zu kaufen. Irgendwie seltsam, wo ich doch sonst so für Pariser Süßigkeiten zu haben bin. Na ja, wahrscheinlich wollte ich sichergehen, genug für Albert und Emeline zu erstehen, damit sie den Rest des Tages still sind. »Du hast bereits genug getan, danke.« Ich schaue zu ihm

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