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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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nordwestlich von Blumenau. Ein Wagen schoß heran. Sie übernahm ihn und fuhr zum Abfertigungsgebäude.
    Sie achtete nicht auf die neidischen Blicke der Angestellten. Ihr langes Haar wehte um ihre weichen Schultern. Sie nahm den Generalmanager der Guadalcanal Ltd. am Arm und führte ihn schwungvoll durch die Abfertigungshalle nach draußen.
    »Keine Widerrede, Mac! Sie müssen morgen unbedingt dabeisein. Paps will mich überraschen, aber ich weiß, daß er ein riesengroßes Fest für mich plant ...«
    »Natürlich«, nickte der magenkranke Amerikaner eilfertig. »Wenn man dreißig wird und wie zwanzig aussieht ...«
    »Sie sind ein Schmeichler, Mac! Aber Sie kommen doch, oder?«
    Der Generalmanager wand sich in seiner Hilflosigkeit. »Wir haben morgen eine Konferenz in Dakar ...«
    »Aber heute abend können Sie zur Vorfeier kommen!«
    Das war ein Befehl.
    »Natürlich, Mylady!«
    »Sie sollen nicht immer Mylady sagen, Mac«, tadelte sie mit einem spöttischen Lächeln. »Ja.«
    Es fiel ihm sonst nichts ein. Sie ließ ihn los und lief mit einem freundlichen Winken weiter. Jeder hier kannte sie. Alle wußten, wie wichtig sie war. Neunhunderttausend Angestellte der Roos Inc. hielten sie für die heimliche Chefin der weitverzweigten Konzerne. An ihrem dreißigsten Geburtstag sollte sie die Vorsitzende des Aufsichtsrates werden. In weniger als sieben Stunden ...
    Myriam Roos sprang auf die Rolltreppe und ließ sich dreizehn Meter unter die Erde bringen. Die kleinen Kabinen standen wie Perlen einer Kette auf der grauweißen Betonschiene. Sie nahm die erste Kabine, setzte sich bequem zurecht und gab den Startbefehl. Sofort zog das kleine Gefährt an. Mit hundertneunzig Stundenkilometern Geschwindigkeit jagte die Kabine in den röhrenartigen Tunnel. Psychedelische Muster an den Tunnelwänden versetzten das Mädchen in eine angenehme Halbtrance. Die Fahrt dauerte nur drei Minuten, doch danach fühlte sie sich völlig entspannt und ausgeruht.
    Als sie mit dem schneeweißen Lift in ihre Privatvilla hinauffuhr, blinkte die kleine Ruflampe plötzlich auf.
    »Ja?« sagte sie und beugte sich vor.
    »Dein Vater will dich sprechen!«
    »Sofort!«
    »Er sagt, es ist dringend«, meldete die Stimme ihrer Gesellschafterin. Sie duzten sich, seitdem sie sich kannten.
    »Für Überraschungen ist es doch noch zu früh ...« Myriam Roos wunderte sich. Sie hatte ihren Vater seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Wichtige Verhandlungen hatten ihn für einige Zeit in New York festgehalten.
    Sie wartete, bis die gleitenden Türen des Liftes sich geöffnet hatten. Leichtfüßig eilte sie über die dicken Teppiche ihrer Villa. Sie war in der zweiten Etage ausgestiegen.
    Durch eine Glastür betrat sie eine hängende Veranda mit exotischen Blüten, Lianen und Orchideengewächsen. Der schwere, süßliche Duft ließ sie langsamer gehen. Sie beugte sich über eine kleine, zarte Pflanze. Mit den Fingerkuppen strich sie über die winzigen Knospen. Nur sie durfte diese Pflanze berühren. Sie war von den Chemikern ihrer Werke auf die Geruchskomponenten ihres Körpers abgestimmt worden. Für jeden Fremden konnte die Berührung dieser Individual-Pflanze tödlich sein.
    Myriam erreichte ihren Salon. Sie hockte sich in einen weißen Ledersessel, schlug die Beine übereinander und tippte auf den Schalter der Intercom. Der Monitor leuchtete auf. Das glattrasierte, gebräunte Gesicht ihres Vaters tauchte auf.
    »Nimm es mir nicht übel, My, aber wir werden für dein Fest schärfere Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen.«
    »Warum?« fragte sie, ohne überrascht zu sein. Sie ahnte den Grund.
    »Ich habe einen Erpresserbrief bekommen«, sagte Aristide Roos ernst. Er beugte sich vor, verschwand kurz aus dem Bild und kam dann mit einem schmalen Briefumschlag wieder. Myriam sah, daß der Brief an sie adressiert war.
    »Du hast ihn öffnen lassen?« fragte sie, und ihre Stimme klang vorwurfsvoll.
    »Ja«, nickte Aristide Roos. »Er fiel bei der üblichen Sicherheitskontrolle auf, weil er nicht durchleuchtet werden konnte.«
    »Das ist ja auch der Zweck von Privatbriefen, nicht wahr?«
    Aristide Roos lächelte. Es war keine Gefühlsregung, sondern mehr eine mechanische Geste. Er sah seine Tochter nachdenklich an. Schließlich nickte er.
    »Du weißt, was du mir bedeutest«, sagte er. »Ich lege dir morgen eine halbe Welt zu Füßen, aber ich möchte sicher sein, daß du dieses Geschenk bekommst und nicht irgendein findiger Erpresser!«
    »Dann ist es also eine

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