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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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war verrückt – vollkommen absurd.
    Dr. Dumont stieß sich von der feuchten Mauer ab. Ein kalter Windstoß trieb ihm die Schneeflocken ins Gesicht. Sein Blick glitt teilnahmslos über die glatten Fassaden der Neubauten. Da war keine Spur von Romantik mehr. In den dreißig Jahren seines Lebens hatte sich Roby Dumont noch nie so verlassen gefühlt.
    Seit die Konzerne die Herrschaft in allen Ländern der Erde offiziell übernommen hatten, war vieles anders geworden.
    Er selbst hatte dazu beigetragen. Durch die Blitzeinsätze seiner Mach-3-Jäger hatten sich Regierungen aufgelöst, waren Grenzen kampflos gefallen.
    Mit zusammengepreßten Lippen stampfte Dumont unter den Arkaden der Neubauten entlang. Es gab keine Staaten mehr – nur noch Interessengebiete und Zonen mit ökonomisch aufgeteilten Einflußbereichen.
    Fast über Nacht hatten die nationalen Regierungen ihre Arbeit eingestellt. Sie waren überflüssig geworden, als sie erkennen mußten, daß die Milliarden der Erde von den Wirtschaftsführern besser, effektiver und wirtschaftlicher verwaltet wurden.
    Verstohlen blickte er sich um. Er wußte, daß arbeitslose Akademiker besonders scharf überwacht wurden.
    Überall glaubte er plötzlich huschende Schatten zu sehen. Unabsichtlich wurden seine Schritte länger.
    Er war ein Mosaiksteinchen, ein unwesentliches, aber längst eingeplantes Teilchen jener ökonomischen Basis, die sich Arbeitskraft nannte.
    Langsam ballten sich seine Hände zu Fäusten.
    *
    Der gelbe Seidenumhang hüllte den schmalen Körper des Priesters vollkommen ein. Zusammen mit vierzig anderen ging er langsam durch das jahrhundertalte Innenkloster von Lahore. Die Zeremonie näherte sich ihrem Ende.
    Darius Assif blickte verstohlen um sich. Sie alle waren Söhne reicher Eltern, aber sie hatten das Los der vollkommenen Armut gewählt. Als Bettelpriester hatte sich Darius Assif dem angenehmen Leben seiner weitläufigen Familie entzogen. Hier – in den kühlen Mauern des Lahore-Klosters – hatte er seinen Frieden gefunden.
    In wenigen Stunden würde er das letzte Gelübde sprechen, eine Stunde nach Beginn jenes Tages, an dem er dreißig Jahre alt wurde. Darius Assif neigte seinen Kopf. Er hatte sich entschieden. Mit einem Seitenblick auf den Oberpriester entfernte er sich aus der langen Prozessionsreihe. Er trat vor die fünf Stufen neben den beiden mosaikverzierten Marmorsäulen. Mit einem Stab berührte der Oberpriester seine Schulter.
    »Du sollst Gelegenheit finden, Abschied von deinen Eltern zu nehmen«, sagte er.
    Darius Assif blickte auf. Er nickte dankend, drehte sich um und verließ den Innenhof. Er ging bis zu seiner Zelle, öffnete sie und nahm sein Bündel. Es enthielt Reis, grünen Bambus, ein schmales Plastikbuch und sein Amulett.
    Ohne zu warten, ging er zum Pförtner und ließ sich das schwere Tor öffnen. Die heiße Sonne stand bereits tief im Westen. Schräg vor dem Kloster stand ein Gleiter.
    Darius Assif kannte ihn. Er gehörte seiner Schwester. Er begrüßte sie und stieg ein. Schweigend startete sie den Antrieb. Erst als sie in der Luft waren, fragte sie ihn, ob sich sein Entschluß inzwischen geändert hätte. »Nein«, sagte Darius. «Ich werde mein Leben im Kloster und auf staubigen Landstraßen verbringen.«
    »Aber du könntest eine große Karriere machen. Du weißt, daß du der Lieblingssohn deines Vaters bist.«
    »Was kann die Welt mir bieten? In zwei Jahren wäre ich Abgeordneter wie alle meine Brüder. Ich müßte Gesetze verabschieden, bis bei uns dasselbe passiert wie in der übrigen Welt. Als Priester habe ich eine gewisse Immunität. Ich kann Dinge tun, die mir sonst unmöglich wären.«
    Er blickte auf die am Horizont schimmernden Schneegipfel des Himalaja. Die Westflanken der Berge waren bereits in gelbliches Rot getaucht.
    »Sie machen uns alle zu Sklaven«, sagte das Mädchen nach einer langen Pause. Sie legte den Gleiter zur Seite. Eine Burg mit Minaretten und vergoldeten Kuppeln tauchte im Blickfeld auf.
    »Wir werden bald Männer brauchen, die nicht die Fesseln der Konzerne tragen«, erwiderte Assif. Er lauschte dem Pfeifen des Fahrtwindes an der Plexiglaskuppel des Gleiters. »Das Land hier ist fruchtbar«, sagte er dann. »Siehst du den Fluß? Von dort aus wollen sie eine mechanisierte Farm bis hinauf zu den Bergen errichten. Die Gesetze sind bereits verabschiedet. Und alles, was im Weg steht, wird dem Erdboden gleichgemacht.«
    «Nein!« sagte das Mädchen erschrocken. Der Gleiter schwankte.
    »Das

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