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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dessen Kinder erwachsenen waren, hatte hier bis zu diesem letzten Tag allein gelebt. Jetzt stand auf der Veranda ein Colonel in gebügeltem Kampfanzug, Pistolengurt um die Hüften, und ein ganzer Zug war ums Haus verteilt.
    »Mr. President, Ihre Familie ist oben, alles gesichert«, meldete Colonel Mark Porter sofort. »Wir haben eine volle Schützenkompanie zum Geländeschutz eingesetzt, und eine weitere ist unterwegs.«
    »Medien?« wollte Price wissen.
    »Diesbezüglich hatte ich keinen Befehl. Meine Order lautete nur, unsere Gäste zu beschützen. Im Umkreis von zweihundert Metern halten sich nur Leute auf, die hierhergehören.«
    »Danke, Colonel«, sagte Ryan, dem die Medien egal waren, und ging zur Tür. Ein Sergeant hielt sie auf und salutierte. Drinnen geleitete ihn ein etwas höherer NCO zur Treppe. Jetzt war es Ryan klar, daß er nirgendwohin allein gehen konnte. Price, ein weiterer Agent und zwei Marines folgten ihm die Treppe hinauf. Auf dem Korridor im ersten Stock waren zwei Secret-Service-Agenten und fünf weitere Marines. Um 23.54 Uhr schließlich kam er in ein Schlafzimmer und fand dort seine Frau sitzend vor.
    »Hi.«
    »Jack.«
    Sie wandte den Kopf.
    »Ist das alles wahr?«
    Er nickte, dann zögerte er einen Moment, ehe er sich neben Cathy setzte.
    »Die Kinder?«
    »Schlafen.«
    Eine kurze Pause.
    »Sie wissen gar nicht so recht, was überhaupt los ist. Da sind wir wohl vier, denen es so geht«, fügte sie hinzu.
    »Fünf.«
    »Der Präsident, ist er tot?«
    Cathy schaute ihren Mann an und sah ihn nicken.
    »Ich hatte ihn noch gar nicht richtig kennengelernt.«
    »Guter Kerl gewesen. Die Kinder sind im House. Schlafen. Ich wußte nicht, ob man von mir noch irgend etwas erwartet hätte. Also kam ich hierher.«
    Ryan langte an seinen Kragen und zog den Schlips ab. Das schien ihn einige Anstrengung zu kosten. Lieber die Kinder nicht stören, entschloß er sich. Es wäre ihm überhaupt schwergefallen, noch so weit zu laufen.
    »Und jetzt?«
    »Ich muß schlafen. Um fünf holen sie mich wieder raus.«
    »Was werden wir tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Jack gelang es irgendwie, aus den Sachen zu kommen, und er hoffte, der nächste Tag würde einige Antworten bringen, die die Nacht nur verbarg.

2
    Vor Tagesanbruch
    Es war zu erwarten, daß sie exakt so pünktlich sein würden, wie es ihnen elektronische Uhren erlaubten. Ryan kam es vor, als hätte er die Augen kaum geschlossen, als ihn das sanfteste Türklopfen vom Kissen aufschreckte.
    Die kurze Verwirrung im Augenblick des Erwachens irgendwoanders als im eigenen Bett war normal: Wo bin ich?
    Der erste klare Gedanke sagte ihm, daß er viel geträumt hatte, und vielleicht … Doch diesem dicht auf den Fersen folgte die innere Verkündigung, daß das Schlimmste kein Traum war. Er befand sich an einem fremden Ort, und dafür gab es keine andere Erklärung. Noch das Beste, was er nach fünf oder zehn Sekunden Orientierung feststellen konnte, war, daß Kopfschmerzen, mit denen er wegen des Schlafentzugs gerechnet hatte, sich nicht eingestellt hatten und daß er nicht mehr so müde war. Er schlüpfte unter der Decke hervor. Seine Füße fanden den Boden, und er machte sich auf zur Tür.
    »Okay, ich bin auf«, teilte er der hölzernen Tür mit.
    Dann stellte er fest, daß zu diesem Zimmer kein Bad gehörte und daß er die Tür würde öffnen müssen.
    Das tat er.
    »Guten Morgen, Mr. President!«
    Ein junger, recht ernst dreinblickender Agent reichte ihm einen Bademantel. Jack fragte sich, ob es in der Nacht wieder zum Revierkampf zwischen Marine Corps und Secret Service gekommen war um den Vorrang bei der Bewachung ihres neuen Oberbefehlshabers. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, daß der Bademantel sein eigener war.
    »Wir haben in der Nacht für Sie ein paar Sachen besorgt«, erklärte der Agent im Flüsterton. Ein zweiter Agent überreichte Cathys ziemlich ramponierten rehbraunen Morgenrock. Jemand war also nachts in ihr Haus eingedrungen – mußte sein, war Jack klar, denn er hatte ja keinem die Schlüssel gegeben – und hatte die Alarmanlage überwunden, die er vor ein paar Jahren installiert hatte.
    Jack tappte zum Bett zurück und legte den Morgenrock dort ab, bevor er das Schlafzimmer verließ. Ein dritter Agent führte ihn dann den Korridor hinab zu einem nichtbelegten Schlafzimmer. Am Bettrahmen hingen vier Anzüge, dazu vier Hemden, frisch gebügelt, wie es aussah, ein Dutzend Krawatten und was sonst noch dazu gehörte. Der Stab

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