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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wußte oder hatte zumindest eine Ahnung davon, was er durchmachte, und jede winzige Kleinigkeit, mit der sie es ihm erleichtern konnten, wurde mit höchster Perfektion erledigt. Jemand hatte sogar seine drei Paar schwarzen Schuhe nach Art der Marines auf Hochglanz gebracht. Sie hatten noch nie so gut ausgesehen, stellte Ryan fest und ging dann ins Bad – wo er natürlich alle seine Utensilien vorfand, sogar sein übliches Stück Zest-Seife. Und daneben das hautfreundliche Zeugs, das Cathy benutzte.
    Niemand war der Meinung, Präsident zu sein wäre leicht, aber jetzt war er von Leuten umgeben, welche verbissen die Ausmerzung jeder kleinen Sorge, die er haben mochte, betrieben.
    Eine warme Dusche half, seine Muskeln zu lockern, und der beschlagene Spiegel machte den Anblick beim Rasieren erträglicher. Bis 5.20 Uhr war die übliche Morgenprozedur beendet, und Ryan ging die Treppe hinab. Draußen auf dem Hof stand eine Phalanx von Marines im Tarnanzug Wache. Ihr Atmen erzeugte kleine weiße Hauchwölkchen.
    Die drinnen nahmen Haltung an, als er vorbeiging. Vermutlich hatten nur er und seine Familie ein paar Stunden Schlaf gehabt, sonst niemand.
    Das durfte er nicht vergessen, sagte er sich, während er den Düften aus der Küche nachging.
    »Achtung!«
    Aus Rücksicht auf schlafende Kinder ein Stock höher war die Stimme des Sergeant-Major vom Marine Corps etwas gedämpft, und erstmals seit dem Dinner am Vorabend gelang Ryan ein Lächeln.
    »Der Stab ist im Speisesaal, Sir«, sagte ihm der Sergeant-Major.
    »Danke.«
    President Ryan ging dorthin.
    Sie alle sahen recht mitgenommen aus, und Jack fühlte sich einen Augenblick schuldig ob seines duschfrischen Gesichts. Dann sah er den Stoß Dokumente, den sie vorbereitet hatten.
    »Guten Morgen, Mr. President«, begrüßte ihn Andrea Price, und alle wollten sich erheben. Ryan winkte ab und zeigte auf Murray.
    »Dan«, begann der Präsident. »Was wissen wir inzwischen?«
    »Vor etwa zwei Stunden haben wir die Leiche des Piloten gefunden.
    Eindeutige ID. Sein Name war Sato, wie erwartet. Sehr erfahrener Flugzeugführer. Den Kopiloten suchen wir noch.«
    Murray machte eine kurze Pause.
    »Die Leiche des Piloten wird auf Drogen untersucht. Es wäre aber eine große Überraschung, wenn was nachgewiesen wird. NTSB hat den Flugschreiber gegen vier Uhr aufgestöbert, und die Aufzeichnungen werden gerade ausgewertet. Über zweihundert Leichen haben wir geborgen …«
    »Präsident Durling?«
    Auf die Frage antwortete Price mit einem Kopfschütteln.
    »Noch nicht. Der Teil des Gebäudes – nun, ein wüstes Durcheinander, und es wurde beschlossen, abzuwarten und bei Tageslicht weiterzusuchen.«
    »Überlebende?«
    »Nur die drei, von denen wir schon wußten.«
    »Okay.«
    Ryan schüttelte ebenfalls den Kopf. Diese Information war zwar wichtig, aber irrelevant.
    »Noch etwas Wichtiges, das wir wissen?«
    Murray konsultierte seine Notizen.
    »Das Flugzeug startete in Vancouver. Sie hatten einen falschen Flugplan nach London Heathrow eingereicht, flogen Richtung Osten, verließen den kanadischen Luftraum 19.51 Uhr Ortszeit. Ganz routinemäßig. Wir vermuten, daß er noch ein Stückchen so weiterflog, den Kurs änderte und in südwestlicher Richtung Washington ansteuerte. Danach hat er sich durch die Flugsicherung geblufft.«
    »Wie?«
    Murray nickte jemandem zu, den Ryan nicht kannte.
    »Mr. President, ich bin Ed Hutchins, NTSB. Es war nicht schwer. Er hat vorgegeben, ein KLM-Charterflug nach Orlando zu sein. Dann hat er einen Notfall gemeldet. Wenn es zum Luftnotfall kommt, sind unsere Leute angehalten, das betreffende Flugzeug ASAP auf den Boden zu holen. Wir hatten es mit einem absoluten Experten zu tun, der alle richtigen Knöpfe zu drücken wußte. Keiner hätte diese Katastrophe abwenden können«, schloß er abwehrend.
    »Nur eine Stimme auf dem Band«, bemerkte Murray.
    »Wie auch immer«, fuhr Hutchins fort, »Bandaufzeichnungen zur gesamten Radarüberwachung liegen vor. Er hat Probleme mit der Steuerung vorgetäuscht, um Notlandeerlaubnis auf Andrews gebeten und bekommen. Von Andrews zum Hill ist die Flugzeit kaum eine Minute.«
    »Einer unserer Leute hat eine Stinger auf ihn losgelassen«, sagte Price mit niedergeschlagenem Stolz.
    Hutchins schüttelte nur den Kopf. Das war heute in Washington die Geste des Tages.
    »Gegen so was Großes hätte sie genausogut eine Papierkugel sein können.«
    »Irgend etwas aus Japan?«
    »Das ganze Land steht unter Schock.«
    Das kam

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