Befehl von oben
zeigen würde, daß er die ganze Zeit recht gehabt hatte: daß der unerschütterliche Glaube die wahre Wurzel der Macht war.
Die Hinrichtung des irakischen Führers, das Unglück, das Amerika befallen hatte, diese Dinge mußten doch ein Zeichen sein. Er hatte sie sorgfältig studiert. Nun waren Irak und Iran eins, und das war das Werk eines ganzen Jahrzehnts gewesen – und praktisch zum gleichen Zeitpunkt war Amerika zum Krüppel geworden. Nicht bloß Badrayn informierte ihn. Er hatte seine eigenen Amerika-Experten, die sich im Getriebe jener Regierung auskannten. Er kannte Ryan vom einzigen wichtigen Treffen, hatte Maß genommen vom Mann, der sein wichtigster Widersacher sein mochte. Er wußte, daß Ryan keinen Stellvertreter gewählt hatte und nach den Gesetzen seines Landes auch nicht konnte, und so gab es nur diesen einen Moment, und er mußte handeln, oder dem Fluch des nicht ganz gegenüberstehen.
Nein, er würde nicht als weiterer Mohammed Pehlevi in Erinnerung bleiben. Er begehrte nicht den äußeren Putz der Macht, sondern sie selbst. Vor seinem Tod würde er den ganzen Islam führen. In einem Monat würde er das Öl des Persischen Golfs und die Schlüssel von Mekka haben, weltliche und geistliche Macht. Von dort aus würde sein Einfluß sich in alle Richtungen ausdehnen. In nur wenigen Jahren würde sein Land in jeder Hinsicht eine Großmacht sein, und er würde seinen Nachfolgern eine Erbschaft hinterlassen, wie sie die Welt seit Alexander dem Großen nicht mehr gesehen hatte. Um dieses Ziel zu erreichen, den Islam zu einen, den Willen Allahs und die Worte des Propheten Mohammed zu erfüllen, würde er das Notwendige tun, und wenn das bedeutete, schnell vorzugehen, dann würde er das. Insgesamt war der Vorgang einfach, drei einfache Schritte, wovon der dritte und schwierigste schon bereitstand, durch nichts mehr aufzuhalten, selbst wenn Badrayns Pläne alle völlig fehlschlugen.
Ging er zu schnell vor? fragte sich Daryaei zum letztenmal. Nein, er ging entschieden, überraschend, berechnend und mutig vor. Das würde die Geschichte von ihm sagen.
*
»Nachtflüge haben also viel zu bedeuten?« fragte Jack.
»Sicherlich, für die jedenfalls«, erwiderte Robby. Er mochte es, den Präsidenten auf diese Weise zu unterrichten, am späten Abend im Oval Office bei einem Drink. »Sie haben an der Ausrüstung immer mehr gespart als an Menschen. Hubschrauber – in diesem Fall französische, das gleiche Modell, von dem die Küstenwache ein paar hat – kosten Geld, und Nachtübungen haben wir nicht viel gesehen. Was die gerade durchführen, hat viel mit U-Boot-Abwehr zu tun. Also haben sie vielleicht vor, sich mit all diesen holländischen U-Booten anzulegen, die Taiwan letztes Jahr angeschafft hat. Wir kriegen auch eine Menge gemeinsamer Übungen mit der Luftwaffe mit.«
»Schlußfolgerung?«
»Sie üben für etwas Bestimmtes.« Der Operationsleiter des Pentagons klappte sein Notizbuch zu. »Sir, wir …«
»Robby«, sagte Ryan mit einem Blick über die von Cathy neu besorgte Lesebrille, »wenn du mich nicht wieder duzt, wenn wir allein sind, stuf ich dich per Exekutivbefehl wieder zum Ensign herab.«
»Wir sind nicht allein«, wandte Admiral Jackson mit einem Nicken zu Agentin Price ein.
»Andrea zählt nicht – ach, Scheiße, ich meine …« Ryan wurde rot.
»Es stimmt schon, Admiral, ich zähl' nicht«, sagte sie mit kaum zurückgehaltenen Lachen. »Mr. President, ich warte schon wochenlang darauf, daß Sie so etwas sagen.«
Jack blickte auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »So kann doch kein Mensch leben. Jetzt nennt mich mein bester Freund ›Sir‹, und ich bin einer Dame gegenüber unhöflich.«
»Jack, du bist mein Oberbefehlshaber«, betonte Robby mit einem gelösten Grinsen angesichts der Verlegenheit seines Freundes. »Und ich bin bloß ein armer Matrose.«
Immer der Reihe nach, dachte der Präsident: »Agentin Price?«
»Ja, Mr. President?«
»Schenken Sie sich was ein und setzen Sie sich hin.«
»Sir, ich bin im Dienst, und die Bestimmungen …«
»Dann nehmen Sie was Leichtes, aber das ist ein Befehl Ihres Präsidenten. Tun Sie's!«
Sie zögerte, entschied aber dann, daß POTUS das Exempel brauchte.
Price goß sich einen größeren Fingerhut Whiskey in das traditionelle Glas, füllte ihn mit einer Menge Eis und Evian auf und setzte sich neben den Admiral. Dessen Frau Sissy war oben im Haus bei der Familie Ryan.
»Leute, es geht ganz praktisch darum, daß der Präsident
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