Befehl von oben
aber einige, um der anderen Seite zu zeigen, daß wir mit im Spiel sind.«
»Darüber hab' ich mit Ali gesprochen. Seine Regierung will's nicht.«
»Falsches Signal«, bemerkte Jackson.
»Mein' ich auch.« POTUS nickte. »Wir werden dran arbeiten.«
»Wie ist der Zustand des saudischen Militärs?« fragte Price.
»Nicht so gut, wie's sollte. Nach dem Golfkrieg war's Mode, zur Nationalgarde zu gehen, und die haben Ausrüstung gekauft, als wär' Ausverkauf bei Mercedes. Eine Zeitlang haben sie Spaß an Soldatenspielen gehabt, aber dann rausgefunden, daß man das Zeug ja auch warten muß.
Dazu haben sie Leute angeheuert. Fast so wie mit den Knappen und Rittern in der guten alten Zeit. So ist's nicht mehr«, sagte Jackson. »Und jetzt üben sie nicht mehr. Na klar, sie donnern mit ihren Panzern rum und feuern in die Gegend – mit dem M1 macht es Spaß, zu schießen, und das tun sie ausgiebig –, aber sie üben nicht in Einheiten. Knappen und Ritter. Nach ihrer Tradition sind Typen auf Pferden anderen Typen auf Pferden nachgejagt – einer gegen den anderen, wie im Film. Krieg ist nicht so. Krieg ist die Zusammenarbeit eines großen Teams. Ihre Kulturgeschichte spricht aber gegen dieses Modell. Unterm Strich sind sie nicht so gut, wie sie meinen. Wenn die UIR eines Tages so weit ist, daß ihr Militär gemeinsam losschlägt und nach Süden vorstößt, sind die Saudis waffenmäßig und mannschaftsmäßig todsicher unterlegen.«
»Wie kriegen wir das auf die Reihe?« fragte Ryan.
»Zuerst einmal sollten wir einige unserer Leute rüberschicken und einige von ihren hierher, zum National Training Center zu einem Crashkurs in Realität. Auch Mary Diggs vom NTC …«
»Mary?«
»General Marion Diggs: ›Mary‹ stammt noch vom West Point; eine Uniformgeschichte«, erzählte Robby Price. »Ich würde gern ein Panzerbataillon der Saudis herüberfliegen und von der OpFor ein paar Wochen in Grund und Boden stampfen lassen, damit sie's kapieren. So haben's unsere Leute gelernt. So haben's die Israelis gelernt. Und so müssen's die Saudis lernen, auf die Art ist's doch ersichtlich einfacher als in einem heißen Krieg. Diggs ist dafür, tolle Sache. Gib uns drei oder vier Jahre, vielleicht weniger, wenn wir ein sauberes Übungsprogramm in Saudi-Arabien einrichten, und wir bringen ihre Armee auf Zack – wenn nicht die Politik wäre«, fügt er hinzu.
POTUS nickte. »Yeah, das wird die Israelis nervös machen, und die Saudis sehen ein zu starkes Militär auch nicht allzugern, aus innenpolitischen Gründen.«
»Du könntest ihnen die Geschichten von den sieben Geißlein erzählen. Es mag nicht zu ihrer Kultur passen, aber der große böse Wolf ist gerade nebenan eingezogen, und sie sollten besser die Ohren aufstellen, bevor er holpert und poltert.«
»Mir schon klar, Robby. Ich sorge dafür, daß Adler und Vasco das durchdenken.« Ryan sah auf die Uhr. Wieder ein Fünfzehnstundentag.
Ein weiterer Drink wäre fein gewesen, aber so, wie's aussah, bekam er mit Glück noch sechs Stunden Schlaf, und er wollte nicht mit stärkeren Kopfschmerzen aufwachen als nötig. Er stellte sein Glas hin und bedeutete den anderen beiden, sie sollten ihm die Rampe hinunter und zur Tür hinaus folgen.
»SWORDSMAN unterwegs in die Wohnung«, sagte Andrea in ihr Funkmikro. Eine Minute später trug der Aufzug sie alle nach oben.
»Passen Sie auf, daß niemand den Alkohol merkt«, bemerkte Jack zu seiner Oberagentin.
»Was sollen wir bloß mit Ihnen machen?« fragte sie mit Blick zur Decke, als die Türen aufgingen.
Jack ging zuerst, die beiden anderen blieben zurück, als er sein Jackett abnahm, das er nur sehr widerwillig die ganze Zeit trug.
»Nun, jetzt wissen Sie's«, sagte Robby zur Secret-Service-Agentin.
»Yeah.« Eigentlich wußte sie's schon lange, lernte aber über SWORDSMAN immer noch dazu.
»Passen Sie gut auf ihn auf, Price. Wenn er von hier abhaut, will ich meinen Freund wiederhaben.«
*
Die Launen des Windes sorgten dafür, daß der Lufthansa-Flug als erster am internationalen Terminal in Frankfurt ankam. Die Kuriere sahen sich vor einem verkehrten Trichter. Der enge Teil war die Fluggastbrücke, und beim Hinaustreten in die Halle fächerten sie sich alle auf und schauten auf den Videomonitoren nach ihren Flugsteigen. Der Zwischenaufenthalt reichte von einer bis drei Stunden, und ihr Gepäck würde automatisch von einem Flieger zum anderen transferiert werden – bei allen Beschwerden über die Gepäckabfertigung in
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