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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Flughäfen, 99,9 Prozent reicht bei den meisten menschlichen Tätigkeiten zum Weiterkommen aus, und die Deutschen waren berüchtigt für ihre Tüchtigkeit.
    Um eine Zollkontrolle brauchten sie sich keine Sorgen zu machen, weil keiner von ihnen mehr Zeit als nötig in Europa verbringen würde. Sie vermieden geflissentlich Augenkontakt, selbst als einige von ihnen eine Cafeteria betraten und alle drei nach kurzer Überlegung Koffeinfreien verlangten. Zwei betraten aus naheliegenden Gründen die Toilette und warfen einen prüfenden Blick in den Spiegel. Einer von ihnen, mit besonders starkem Bartwuchs, sah, daß sein Kinn bereits wieder Schatten aufwies. Sollte er sich vielleicht rasieren? Keine gute Idee, dachte er mit einem Lächeln in den Spiegel. Dann hob er die Reisetasche auf und schritt zur First-Class-Lounge, um auf den Flug nach Dallas/Fort Worth zu warten.
    *
    »Langer Tag, hm?« fragte Jack, nachdem alle gegangen waren und nur die übliche Wachpatrouille draußen war.
    »Yeah. Große Visite morgen mit Bernie. Und am Tag drauf einige Eingriffe.« Cathy, so müde wie ihr Mann, schlüpfte in ihr Nachthemd.
    »Was Neues?«
    »Nicht in meinem Laden. Hab' mit Pierre Alexandre Mittag gegessen. Er ist ein neuer außerordentlicher Professor unter Ralph Forster, aus der Army, ganz schön gescheit.«
    »Infektionskrankheiten?« Jack erinnerte sich vage, den Mann bei irgendeinem Anlaß kennengelernt zu haben. »AIDS und so?«
    »Yeah.«
    »Übel«, bemerkte Ryan, als er ins Bett stieg.
    »Die haben grad noch mal Schwein gehabt. Es gab einen Mini-Ausbruch von Ebola in Zaire«, sagte Cathy, die sich auf der anderen Seite hinlegte. »Zwei Tote. Dann sind noch zwei weitere Fälle im Sudan aufgetaucht, aber es sieht nicht aus, als würde es sich verbreiten.«
    »Ist Ebola so schlimm, wie behauptet wird?« Jack drehte das Licht aus.
    »Sterblichkeit achtzig Prozent – ganz schön schlimm.« Sie zerrte die Bettdecke zurecht und rückte zu ihm. »Jetzt aber genug. Sissy sagt, sie hat in zwei Wochen ein Konzert im Kennedy Center. Beethovens Fünfte, und du wirst es nicht glauben, Fritz Bayerlein am Pult. Meinst du, wir könnten Karten kriegen?« Er spürte, wie seine Frau im Dunkeln lächelte.
    »Ich glaub', ich kenn den Besitzer. Mal schauen, was sich machen läßt.« Ein Kuß. Ein Tag vorbei.
    »Dann bis morgen, Jeff.« Price ging nach rechts zu ihrem Wagen, Raman nach links zu seinem.
    Dieser Job war geisttötend, sagte sich Aref Raman. Der rein mechanische Ablauf, die Stunden, das Beobachten, Warten und Nichtstun – aber immer bereit sein.
    Hmm. Warum sollte er sich beklagen? Er fuhr nach Norden, wartete, bis die Sicherheitsschranke aufging, und wandte sich dann nach Nordwesten. Bei den leeren Straßen ging es schnell. Bis er in seiner Wohnung war, hatte der nachlassende Streß, im Detail des White House zu arbeiten, ihn schläfrig gemacht, aber es gab noch weitere übliche Verrichtungen.
    Er sperrte die Tür auf, schaltete das Alarmsystem aus, hob die durch den Türschlitz geworfene Post auf und überflog sie. Eine Rechnung, der Rest war Werbemüll.
    Er hängte den Mantel auf, hakte Pistole und Halfter vom Gürtel und ging in die Küche. Der Anrufbeantworter blinkte. Eine Nachricht.
    »Mr. Sloan«, sagte ihm die digitale Maschine mit einer vertrauten Stimme, die er dennoch erst einmal zuvor gehört hatte, »hier ist Mr. Alahad. Ihr Teppich ist gerade eingetroffen und zur Auslieferung bereit.«

37
    Entladungen
    Amerika lag im Schlaf, als sie in Amsterdam, London, Wien und Paris die Flugzeuge bestiegen. Diesmal waren keine zwei im selben Flugzeug, und die Abflugzeiten waren so gestaffelt, daß nicht der gleiche Zollinspektor Gelegenheit hätte, zwei Rasiersets zu öffnen, die gleiche Rasiercrememarke zu finden und sich zu wundern – wie unwahrscheinlich das auch sein mochte. Wirklich riskant war der gemeinsame Abflug so vieler Männer von Teheran gewesen, aber man hatte sie angewiesen, wie sie sich verhalten sollten. Doch wenn die stets wachsame deutsche Polizei zum Beispiel eine Schar Männer aus dem Mittleren Osten bemerkt hätte, die nach der Ankunft eines Fluges zusammenstanden, so waren Flughäfen stets anonyme Orte voller leicht verwirrt herumwandernder Menschen, die oft müde, meist desorientiert schienen, und einsame, ziellos geisternde Reisende glichen sich ziemlich.
    In Amsterdams Flughafen Schiphol International ging der erste zu seinem Transatlantikflug an Bord einer 747 der Singapore Airlines. Der

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