Befehl von oben
Bananenstückchen und einem Glas Apfelsaft, dazu der Disneykanal am Küchenfernseher, während Daddy sich der Zeitung widmete. Megan brachte ganz allein ihr Schälchen zur Spülmaschine, eine sehr ernsthafte Aufgabe. Der schwierigste Teil bestand darin, das Schälchen richtig in die Halterung zu stecken. Megan arbeitete noch daran; schwieriger, als die Schuhe zuzumachen, die Klettverschlüsse hatten. Mrs. Daggett hatte ihm gesagt, daß Megan ein ungewöhnlich aufgewecktes Kind war, wieder etwas, worüber er vor Stolz strahlen konnte, dann folgte aber stets die Trauer der Gedanken an seine Frau. Pat sagte sich, er könne Deborahs Gesicht in ihrem sehen, aber wenn er ganz aufrichtig war, fragte sich der Agent manchmal, wieviel davon Wunsch und wieviel Faktum war. Zumindest schien sie den Grips ihrer Mutter zu haben. Vielleicht sah er deren kluge Miene in Megan.
Die Fahrt im Pick-up war Routine. Die Sonne war aufgegangen, und der Verkehr noch spärlich. In ihrem Kindersitz schaute Megan wie üblich verwundert auf die anderen Autos.
Die Ankunft war ebenfalls Routine. Da war natürlich die Agentin, die im 7-Eleven-Kiosk arbeitete, und dazu die Vorausgruppe im Giant Steps.
Nun, niemand würde je sein kleines Mädchen entführen. Wenn es um die Arbeit ging, schwand die Rivalität zwischen FBI und Secret Service weitgehend, außer gelegentlichen Insiderwitzen. Er war froh, daß sie dort waren, und ihnen machte es nichts aus, wenn dieser Mann bewaffnet herkam. Er brachte Megan hinein, und sie rannte gleich auf Mrs. Daggett zu, um sie zu umarmen, und legte ihr Deckchen in ihr Fächlein hinten. Schon hatte ihr Tag mit Lernen und Spielen begonnen.
»He, Pat«, begrüßte ihn der Agent an der Tür.
»Morgen, Norm.« Beide Männer gähnten.
»Ihr Zeitplan ist so bescheuert wie meiner«, meinte Spezialagent Jeffers. Er war ein Agent, der nur unregelmäßig zum SANDBOX-Detail gehörte, und diesen Morgen arbeitete er bei der Vorausgruppe.
»Wie geht's der Frau?«
»Sechs Wochen, dann müssen wir einen Platz wie den hier suchen. Ist er so gut, wie er aussieht?«
»Mrs. Daggett? Präsidenten fragen«, scherzte O'Day. »Sie haben alle ihre Kinder hierhergeschickt.«
»Wird wohl nicht so schlecht sein«, gab der Secret-Service-Mann zu.
»Was gibt's bei Kealty?«
»Jemand im Außenministerium lügt. Das sagt man bei OPR.« Er zuckte die Achseln. »Nicht klar, wer. Die Polygraphdaten brachten nüscht. Schnappen Ihre Leute was auf?«
»Ja, 's ist schon komisch. Er schickt sein Detail viel weg. Echt, sogar nach dem Motto, er will sie nicht in eine Lage bringen, wo sie …«
»Schon verstanden.« Pat nickte. »Und die müssen mitspielen?«
»Keine Wahl. Er trifft sich mit Leuten, aber wir wissen nicht immer, mit wem, und wir dürfen nicht rausfinden, was er gegen SWORDSMAN anleiert.« Ein frustriertes Kopf schütteln. »Ist das nicht schön?«
»Ich mag Ryan.« Seine Augen schweiften umher, suchten nach Verdächtigem. Das war so automatisch wie's Atmen.
»Wir mögen den Kerl«, schloß sich Norm an. »Meinen, er müßt's schaffen. Kealty steckt voller Scheiße. Ich war bei seinem Detail, als er noch VP war, okay? Mußte vor der Tür Posten stehen, während er drinnen das eine oder andere Leckerchen vernaschte. Gehörte zum Job«, schloß er sauer. Die Bundesagenten tauschten einen Blick. Dies war eine Inside-Story, nur für den internsten Gebrauch, und während die Secret-Service-Agenten für den Schutz der Prinzipalen und Bewahrung aller Geheimnisse ihr Gehalt bezogen, hieß das nicht, daß es ihnen gefallen mußte.
»Schätze, Sie haben recht. Und wie steht's hier?«
»Russel will noch drei weitere Leute, aber ich glaube nicht, daß er sie kriegt. Zum Teufel, wir haben drei gute Agenten drin, und drei passen nebenan auf, und …« Er gab nichts preis.
»Yeah, gegenüber auch. Russel scheint sich auszukennen.«
»Opa ist der Beste«, fiel Norm dazu ein. »Er hat die Hälfte der Leute im Service ausgebildet, und du solltest ihn schießen sehen, beidhändig.«
O'Day lächelte. »Warum sagt mir das jeder? Eines Tages muß ich ihn wohl zu 'nem freundschaftlichen Wettkampf einladen.«
Ein Grinsen. »Andrea hat's mir gesagt. Sie, ähm, hat Ihre FBI-Akte gezupft …«
»Was?«
»He, Pat, das ist Geschäft. Wir überprüfen jeden. Wir haben eine Prinzipalin hier, kapiert?« fuhr Norm Jeffers fort. »Sie wollte ja auch Ihre Waffenkarte sehen. Wie ich höre, ganz ordentlich, aber ich sag's Ihnen, Mann, wer sich mit Russel
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