Befohlenes Dasein
einer Million Galaktischer Dollar zum Geschenk vermache.“
Wieder herrscht Totenstille in dem Kellerraum. Das Geschenk Ko-os Terans ist geradezu ungeheuer, wenn man den Kaufwert eines Galaxis-Dollars bedenkt. Ob es Antonio Stia annimmt? Noch nie hat sich der Reporter mit einer solchen wahrhaft utopischen Summe beschäftigt. Durch diese Zusage ist er ein reicher Mann – wenn er es annimmt.
Doch Antonio Stia leidet in dieser Beziehung nicht an Herzdrücken. Es ist ganz nett, höflich zu sein, und es ist sehr schön, als höflich zu gelten. Gegenüber einer solchen Summe aber ver-blaßt alle Höflichkeit, vor allem dann, wenn sie von einem Ko-os Teran angeboten wird.
„Das ist ein tolles Geschenk, Ko-os Teran“, sagt Stia, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Wenn ich eine gute Erziehung genossen hätte, würde ich höflich ablehnen. Da ich aber keine gute Erziehung genossen habe …“
Er kann nicht weitersprechen, denn die anderen brechen in herzliches Lachen aus. Die anderen – das sind Kan Kamana, Teran selbst und auch Ira Tarwi. Nur Krono Tikkal sitzt wie eine giftige Spinne in dem Netz, das er sich selbst gesponnen hat. Ungewollt hat er diesem Terra-Bewohner zu einer billigen Million verhelfen. Dann aber horcht Krono Tikkal doch auf. Was hat da dieser Bankmensch gesagt?
Ko-os Teran hat tatsächlich noch einiges gesagt. Man weiß ja, daß er ein reicher, ein sehr reicher Mann ist, daß er aber so reich ist, gleich zwei Millionen zu verschenken, gehört schon ins Gebiet der Fabel.
„So bleibt nur noch mein Vorwurf“, sagt Ko-os Teran, „den ich mir wegen Ira Tarwi machen muß. Denn ich habe die Gefährtin meines Schicksals schnöde im Stich gelassen. Damals im Wald, als mich mein Gewissen peinigte, habe ich einen Schwur getan. Damals schwor ich, daß ich es Ira Tarwi entgelten wollte, weil ich so feige gewesen war. Ich möchte Sie deshalb bitten, Ira Tarwi, von mir ebenfalls eine Million Galaktischer Dollar als Geschenk anzunehmen. Sie sollen sich durch dieses Geschenk mir gegenüber in keiner Weise verpflichtet fühlen. Denken Sie immer daran, Ira Tarwi, wie leicht uns Menschen der Tod anspringen kann. Genießen Sie den Rest Ihres Lebens, denn nach unserem Tod ist alles vorbei.“
Mit höchstem Interesse und atemloser Spannung haben alle zugehört.
Eine ganz besondere Wirkung üben aber seine Worte auf einen Teilnehmer dieser Versammlung aus, von dem man es am wenigsten erwartet hätte. Es ist Krono Tikkal. Bis zum Hals steigt ihm die Wut hoch, als er vernimmt, daß ausgerechnet Ira Tarwi jene Million erhalten solle.
„Da bist du ja billig dazugekommen, du gemeine Verräterin!“ schimpft er los. „Mir verdankst du diese Million, mir ganz allein – verstehst du?“
Ira Tarwis Antlitz wird von einer brennenden Röte übergossen.
„Du kannst beruhigt sein, Krono, ich werde das Geld nicht annehmen. Es steht mir nicht zu, und ich will es nicht haben, ganz gleich, aus welchen Gründen ich es erhalte.“
„Du bist verrückt!“ braust Tikkal auf. „Du wirst das Geld nehmen! Eine Million schlägt man nicht aus.“
Die Männer sehen sich erstaunt an. Besteht noch immer das alte Verhältnis zwischen diesen beiden? Hofft Krono Tikkal, daß er durch die Annahme des Geldes zum Nutznießer der Million wird? Spielt Ira Tarwi das Spiel ihres einstigen Liebhabers mit?
Das Antlitz Kan Kamanas ist zu Stein erstarrt, um Antonio Stias Lippen fliegt ein spöttisches Lächeln. Ko-os Teran aber blickt unentschlossen drein, er weiß nicht, wie er sich dieser von Tikkal propagierten Solidarität gegenüber verhalten soll.
Doch sie alle tun Ira Tarwi unrecht. Sie ist fest entschlossen, mit Tikkal zu brechen, und nimmt alle Konsequenzen dafür auf sich. Sie wirft den Kopf zurück und mißt Tikkal mit einem hoheitsvollen Blick.
„Ich weiß, warum du diese Worte sagst, Krono Tikkal. Aber ich will dir eines schwören: eher möchte ich in dieser Minute tot umfallen, als daß ich mich jemals wieder mit dir beschäftige. Ich empfinde tiefe Reue darüber, mich jemals mit dir eingelassen zu haben. Unser ganzes gegenseitiges Verhältnis war ja auf Drohung und Zwang aufgebaut und hielt sich nur deshalb, weil ich zu träge war, es zu ändern. Das ist meine Schuld. Und diese Schuld will ich sühnen, indem ich mich dem Gericht stelle und ein volles Geständnis ablege.“ Zehn Tage später hat das Gericht sein Urteil gefällt.
*
Paris. Place de la Concorde. Mehr als 6000 Jahre in der
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