Befreie mich, versklave mich | Erotischer SM-Roman (German Edition)
es geht schon, wir sind ja gleich oben.«
Laura versuchte, ihn zuversichtlich anzulächeln, aber es sah sehr gequält aus.
Sie zwang ihre Füße, sich zu der nächsten Stiege zu begeben. Die offenen Stufen machten es ihr unmöglich, sich auf einen festen Boden vor ihr zu konzentrieren.
Nur nicht nach unten schauen. Schau bloß nicht runter, immer nur nach oben schauen.
Wie ein Mantra wiederholte sie es immer wieder in ihrem Kopf. Auf der letzten Stiege beschleunigten sich Lauras Schritte wieder. Durch das offene Geländer konnte sie eine Bank auf der Aussichtsplattform ausmachen. Ohne den Handlauf eine Sekunde loszulassen, rannte sie hinauf, wirbelte um den abschließenden Pfeiler und ließ sich fix und fertig auf die Bank sinken. Sie hatte zwar nun den Stiegenaufgang im Rücken, aber immerhin war sie möglichst weit vom äußeren Geländer entfernt.
Mario hockte sich vor ihr hin und nahm ihre Hände in seine. Sie waren feucht vom Schweiß und zitterten spürbar. Er streichelte sie beruhigend, und nachdem Laura einige tiefe Atemzüge genommen hatte, begann sie, sich wieder etwas zu entspannen.
Wie hatte ihm das nur entgehen können? So wie sie hier im Moment vor ihm saß, war es ihm rätselhaft, wie sie es schaffte, die hohen Wände im Kletterzentrum zu erklimmen. Und erst recht fragte er sich, was sie überhaupt dazu bewogen hatte, sich ausgerechnet dieses Hobby auszusuchen.
»Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du solche Höhenangst hast? Dann hätte ich dich doch nicht hier heraufgescheucht.«
»Das ist schon okay. Ich wollte raufgehen. Ich mag Aussichtstürme. Auch wenn das Rauf- und Runtergehen jedes Mal die Hölle ist. Diesmal war es besonders schlimm wegen der offenen Stufen. Aber die schöne Aussicht ist es mir wert.«
»Und wie kommt man trotz Höhenangst auf die Idee, einen Kletterkurs anzufangen?«
»Beim Klettern ist das anders. Durch den Sicherungsgurt weiß ich, dass ich nicht abstürzen kann. Es ist nicht direkt die Höhe, die mir Angst macht, sondern die Panik davor, runterzufallen. Vor allem, wenn noch andere Leute in der Nähe sind. Das klingt jetzt sicher blöd, aber ich habe immer Angst, dass mich einer anrempelt und ich über das Geländer falle.«
Sie lächelte verlegen. Warum erzählte sie ihm das eigentlich so freimütig? »Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für paranoid.«
»Nein, das tu ich nicht«, versicherte ihr Mario sofort aufrichtig.
»Das Klettern funktioniert recht gut, solange ich nicht nach unten schaue und sehe, wie hoch ich eigentlich schon oben bin. Wenn ich einmal hinunterschaue, ist es vorbei, dann kann ich nicht mehr weiterklettern. Ich muss mich dann abseilen und es neu versuchen.«
Mario schalt sich im Stillen selbst einen Idioten. Es war ihm tatsächlich aufgefallen, dass Laura konsequent nur die Wand über ihr angeschaut hatte. Selbst als sie einmal nicht mehr weitergekommen war, hatte sie ihn keines Blickes gewürdigt, als er versucht hatte, ihr zu helfen. Er hatte sich schon gefragt, was dieses merkwürdige Verhalten zu bedeuten gehabt hatte. Vielleicht, dass sie zu eigensinnig war, seine Hilfe anzunehmen. Aber daran, dass sie einfach Angst davor haben könnte, hinunterzuschauen, hatte er überhaupt nicht gedacht.
Eine Weile schwiegen sie, und Laura ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Der Ausblick war wirklich phantastisch und rechtfertigte die Mühen des Aufstiegs allemal.
Mario erhob sich und ging auf das Geländer zu. Dann drehte er sich zu Laura um und streckte ihr die Hand entgegen. »Komm zu mir.«
Sein Tonfall war ermutigend, sein Blick zuversichtlich. In Wahrheit war Mario sich aber keineswegs sicher, ob Laura sich wirklich darauf einlassen würde. Sie sah plötzlich sehr blass aus, und ihre Finger krallten sich um die Vorderkante der Bank, auf der sie saß. Er konnte sehen, wie sie mit sich haderte.
Laura wollte ihm diesen Gefallen wirklich gern tun, aber konnte sie es? Schon allein der Anblick von Mario, der so nahe am Geländer stand, ließ ihr den kalten Schweiß ausbrechen. Und nun sollte sie auch noch zu ihm kommen. Aber sie wollte auch nicht als Hasenfuß vor ihm dastehen. Sie würde ihrem Körper ihren Willen aufzwingen, aufstehen und einfach einen Fuß vor den anderen setzten. Ja, genau das würde sie tun. Doch so schlicht es sich anhörte, in der Praxis war es bei weitem nicht so leicht umzusetzen. Als Laura aufstand, zitterten ihre Beine, und sie hatte das Gefühl, auf rohen Eiern zu gehen. Aber sie schob sich langsam
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