Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
zu diesem Thema führten endlos Zahlen und Fakten auf, aber wenig brauchbare Tipps.
Also schrieb ich Du hast keine Macht über mich , das im Februar 2012 erschien. Dieses Buch enthält alle brauchbaren Hinweise, wie man sich sicher aus einer Gewaltbeziehung lösen kann, und daneben jede Menge Erfahrungsberichte von Frauen, die diesen Schritt bereits erfolgreich vollzogen haben, denn Erfolgsgeschichten sind die größte Motivation.
Der Ratgeber verkaufte sich gut, trotzdem verringerten sich die Hilfegesuche, die täglich bei mir eintrudelten, dadurch kaum.
Die nette Redakteurin des RTL-Magazins Extra nahm wieder Kontakt zu mir auf. Wir hatten mittlerweile schon zwei Magazinbeiträge gemeinsam gedreht und es gefiel mir sehr, mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie bewies großes Feingefühl für das Gewaltthema und schaffte es, hervorragende Beiträge zu produzieren, die kein bisschen reißerisch, aber dafür umso informativer waren.
Sie erzählte mir nun, dass man gerne mit mir eine weitere Folge drehen und mich bei meinem täglichen Kampf gegen häusliche Gewalt mit der Kamera erneut begleiten wolle.
Aufgrund des Erfolgs der Sendung Gefangen in Deutschland , die viele Frauen dazu ermutigt hatte, den Absprung zu wagen, wollten wir wieder einen ähnlichen Fall dokumentieren.
Nach wie vor traten Frauen an mich heran, die den Wunsch hatten, ihre Geschichte ebenfalls öffentlich zu machen, um anderen Frauen auf diese Weise Mut zu geben. Aus eigener Erfahrung wussten sie, wie wichtig diese Vorbildfunktion ist.
Die Frauen wählte ich immer sehr sorgfältig aus, denn der Schritt in die Öffentlichkeit kann auch schnell zu einer großen Belastung werden. Entgegen der Meinung vieler ist der Weg in die Öffentlichkeit aber nicht mit einer zusätzlichen Gefährdung für die Frau verbunden. Meine Erfahrung hat mir an vielen Beispielen gezeigt, dass man durch die Öffentlichkeit eher geschützt ist und der Täter sich dann meist nicht mehr traut, sein Opfer zu bedrohen oder ihm nachzustellen.
Zu einer Belastung kann es aber durchaus werden, wenn sich nach der Ausstrahlung eines Beitrags beispielsweise plötzlich viele von häuslicher Gewalt Betroffene an einen wenden und sich Rat und Hilfe erhoffen. Je nachdem, wie schlimm die Gewalt war, die man erlebt hat, braucht es in der Regel Monate, wenn nicht gar Jahre, bis man selbst alles verarbeitet und hinter sich gelassen hat. In dieser Phase ist man sehr mit sich beschäftigt und es ist schwer bis unmöglich, dann anderen gute Ratschläge zu erteilen. Außerdem darf man natürlich nicht vergessen, dass man mit dem Weg in die Medien sein Privatleben vielen Menschen mitteilt. Das ist verständlicherweise auch nicht jedermanns Sache.
Für die RTL-Reportage fiel mir sofort eine Frau ein, die ich für geeignet hielt. Ich war bereits über ein Jahr mit ihr in Kontakt. Sie hatte lange gebraucht, bis sie wirklich zu dem Absprung bereit war, aber nun schmiedete sie mit mir konkrete Pläne.
Ich fragte Veronika, ob sie Lust hätte, mit mir gemeinsam eine Reportage zu drehen, und nach einigen Tagen Bedenk zeit willigte sie ein. Die Redakteurin und ich begannen sogleich, den Drehplan vorzubereiten. Dies musste sehr gründlich geschehen, ging es doch an erster Stelle immer um die Sicherheit von allen Beteiligten.
In der Zwischenzeit reifte der Entschluss in mir, einen Verein zu gründen, dessen Ziel es sein sollte, von Gewalt betroffenen Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Mich erreichten auch immer wieder E-Mails, in denen mir Menschen ihre Hilfe anboten, deshalb konnte ich mir gut vorstellen, die Hilfsangebote in einem Verein zu bündeln und mir selbst auf diese Weise etwas Entlastung zu verschaffen.
Wenn es mir gelingen würde, engagierte Menschen unter einen Hut zu bekommen und sie entsprechend meiner Vorgehensweise zu schulen, könnten sie dann den einen oder anderen Hilfefall übernehmen.
Ich erzählte der Redakteurin von meinem Vorhaben und sie war von dieser Idee sofort begeistert. Wir beschlossen sogar, die Vereinsgründung in den geplanten Beitrag mit aufzunehmen. Dies würde zum einen ein schöner Auftakt der Sendung sein und zum anderen gleich für einen gewissen Bekanntheitsgrad des Vereins sorgen. Denn eines war auch klar: Ohne Spenden würde die Vereinsarbeit nicht funktionieren. So stellte ich mir auch vor, eine kleine Wohnung anzumieten, um dort kurzfristig Frauen unterbringen zu können, für die es auf die Schnelle keinen freien Platz in einem Frauenhaus gab.
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