Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
schließlich war er auch kein verdammtes Kindermädchen. Er war ein Krieger, dafür ausgebildet, hart und ohne Mitleid zu agieren. Obwohl er in der Gesellschaft vieler Frauen zum Mann herangewachsen war, wusste er nichts darüber, wie man sie tröstete, wenn sie weinten.
Er beugte sich an ihr Ohr und bot ihr das Einzige an, das er zu geben wusste. Seinen Schutz.
Kapitel 4
I ch werde Euch beschützen, Mädchen. Das geflüsterte Versprechen des Highlanders hallte durch Davinas Kopf, während sie dabei zusah, wie sein Gefährte Will ihm die Pfeilspitze aus der Schulter zog.
Das weiche goldene Licht der untergehenden Sonne fiel durch den spärlichen Laubbaldachin über ihrem kleinen Rastplatz und schien auf den Mann, von dem Davina vermutete, dass er der Anführer der Gruppe war, der Mann, der sie aus den Flammen gerettet hatte, derjenige, der ihr geschworen hatte, sie zu beschützen. Sein Gefährte hatte ihn Rob genannt. Er war größer als die anderen. Vielleicht war es aber auch seine Beherrschtheit, die er sogar jetzt zeigte, als der hölzerne Schaft durch sein Fleisch gezogen wurde, die ihn größer scheinen ließ und stärker und zu allem fähig.
Aber konnte er … würde er sie wirklich beschützen? Sie wollte glauben, dass er es ehrlich gemeint hatte, weil jeder andere Mensch, den sie in ihrem Leben gekannt hatte, tot war. Doch falls Rob ihr Feind war, der seine Absichten lediglich gut verhüllte, dann gab es nichts mehr, worauf sie hoffen konnte.
Aber sie war keine Närrin. Edward und seine mehr als hundert Soldaten waren nicht in der Lage gewesen, sie zu beschützen, obwohl sie es versucht hatten. Ganz gewiss würden da doch vier Highlander, von denen zwei kaum das Mannesalter erreicht hatten, bei einem Angriff noch schneller unterliegen. Würden sie das wirklich? Bei allen Heiligen, aber sie sahen wild aus mit ihren nackten Knien und den riesigen Schwertern, die sie an den Hüften trugen. Was hatten sie in St. Christopher gewollt? Würden sie sie wirklich an einen Ort bringen, an dem sie sicher war, oder zu ihren Feinden? Wie auch immer, sie konnte nicht bei ihnen bleiben. Falls sie unschuldig waren, würde sie ihnen vermutlich den Tod bringen. Sie könnte die Männer natürlich ganz kühn fragen, ob ihr Feind sie geschickt hatte, doch sie würden ihr gewiss nicht die Wahrheit sagen.
Kummer lähmte ihre Gedanken, wenn auch nicht so sehr, um dem einen zu vertrauen, der sie gerettet hatte – oder aber auch nicht. Wie hatten ihre Feinde sie sogar noch vor der Krönung des neuen König finden können? Jemand hatte sie informiert. Aber wer?
Die Nonnen hatten ihr die Wahrheit niemals verschwiegen. Davina wusste, dass man sie als Säugling aus den Armen ihrer Mutter gerissen hatte, dass sie von ihrem Vater verlassen und nach St. Christopher gebracht worden war. Sie begriff den Wert ihrer Existenz, denn diese hatte sie jetzt bereits zwei Mal alles gekostet, was sie geliebt hatte. Als Edward vom Hofe König Charles’ in das Kloster gekommen war, hatte er Davina von den Männern berichtet, die ihren Tod wollten. Und du lieber Gott, es waren ihrer viele! Obwohl seine Warnungen bei Davina eine Angst ausgelöst hatten, die fast greifbar war, hatte sie seine Beweggründe verstanden, es ihr zu sagen. Seine Feinde zu ignorieren war ebenso gefährlich, wie ihnen auf dem Schlachtfeld gegenüberzustehen. Und deshalb hatte sie in Ungewissheit und Unruhe gelebt und war sich immer der Gefahr bewusst gewesen, die sie umgab.
Im schwindenden Licht beobachtete sie, wie Rob zum Bach ging und sich an dessen Ufer vorbeugte, wo sie sich zuvor den Ruß aus dem Haar gewaschen hatte. Er schöpfte mit den Händen Wasser und säuberte sich das Gesicht. Seine Wunde musste gereinigt werden, doch Davina war dankbar, dass er beim Baden seine Kleider nicht ablegte. Sie hatte bis jetzt in der Gesellschaft von vielen Männern gelebt, aber nicht ein einziger von ihnen hatte eine so ungezähmte Kraft ausgestrahlt wie dieser eine. Und keiner hatte so breite Schultern gehabt wie er. Sie war sicher, dass es das primitiv wirkende, gegürtete Plaid war, das dazu beitrug, diesen Vergleich anzustellen. Es schwang um seine Knie, als er sich aufrichtete. Auch die staubigen Felle, die um seine Waden geschlungen waren – aus einem schaute der Griff eines Dolches hervor –, legten Zeugnis von seiner urwüchsigen Kraft ab. Diese Männer saßen nicht nur tagein, tagaus müßig mit ihren Kameraden beisammen, tranken und warteten auf die nächste Schlacht;
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