Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
sie hatten Besseres zu tun.
Ihr Blick folgte Rob, als er sich vom Bach abwandte und den Rastplatz umrundete. Sein Gang wirkte leichtfüßig und zeugte von der stolzen Selbstsicherheit von Generationen vor ihm. Als er den Kopf wandte, zu ihr herüberschaute und bemerkte, dass sie ihn anstarrte, richtete sie den Blick auf einen Baum in der Nähe.
»Wisst Ihr, Mädchen«, sagte er, und erst da wurde ihr bewusst, dass er auf sie zukam, »wenn meine Schwester auch nur für ein Viertel der Zeit so schweigsam sein könnte wie Ihr, hätte sie vermutlich schon einen Ehemann gefunden.«
Will, der jetzt zu ihrer Rechten vor einem kleinen Feuer kauerte, grinste amüsiert. Er ist die fleischgewordene Versuchung, dachte Davina, als er sie ansah und ihr zuzwinkerte. Auf finstere Weise so faszinierend wie ein Wolf mit hellgrauen Augen und einem Paar Reißzähne, die dazu passen würden.
»Lass Mairi außen vor!«, sagte der Junge, der Rob so kühn getrotzt hatte, als ihm befohlen worden war, weiter nach England zu reiten. Er mochte vielleicht neunzehn sein, war sehr schlank und hatte auf dem Weg hierher sehr entspannt im Sattel gesessen. Dunkle seidige Wimpern beschatteten Augen, die in
einem Dutzend verschiedener Grün- und Goldtöne schimmerten, glühende Augen, die von einer Entschlossenheit fast so intensiv brannten wie die Robs. »Ihr beide wisst, warum sie nicht geheiratet hat.«
»Aye, Colin«, lachte Will und schichtete Zweige auf die jetzt hochleckenden Flammen. »Die Männer haben Angst vor ihr.«
»Ich glaube, Colin bezieht sich auf meinen Bruder Connor.«
»Ich beziehe mich auch auf ihn, Finn. Obwohl ich Connor nicht vorwerfe, dass er nach England geflohen ist.« Wills Augen funkelten über den Flammen. Spielerisch und neckend war sein Blick auf den jungen Mann gerichtet, dessen Gesicht allein schon Davina die Schrecken des Tages fast hatte vergessen lassen – für einen kurzen Moment.
Als sie den Jungen, den sie Finn nannten, zum ersten Mal gesehen hatte, war ihr der Gedanke durch den Sinn gegangen, dass Gott möglicherweise einen seiner schönsten – und unzweifelhaft schottischen – Engel geschickt hatte, um sie zu retten. Sein Haar war glatt und fast so hell wie ihres, und dazu trug er eine Kappe in einem tiefen Smaragdgrün, derselben Farbe wie seine Augen. Seine Stimme war melodisch, und seine Augen funkelten und tanzten wie helle Sterne über den Mooren Irlands. Ihn einfach nur anzusehen bewirkte, dass Davina sich besser fühlte. Anders als Colin, der die gleiche dunkle, gefährliche Erscheinung wie Rob hatte, war Finn so wunderschön, dass Davina Mitleid mit jeder jungen Lady empfand, die sich in ihn verliebte.
»Connor hat vor nichts Angst«, stellte Finn klar und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baum. »Warum, denkst du wohl, hat König Charles ihn zum Captain gemacht?«
Davina war in Anbetracht dieses Stückchens Information nicht überrascht. Der verstorbene König war bekannt dafür gewesen, viele Schotten, und selbst Highlander, in seine Armee aufgenommen zu haben. Davina fragte sich, ob Edward Finns Bruder kannte. Gekannt hatte, korrigierte sie sich dann und kämpfte gegen eine weitere Welle von Kummer an, die drohte, als Tränenflut aus ihren Augen zu stürzen.
Sie wandte sich von den Männern ab und sah, dass Rob vor ihr kauerte. Du lieber Gott, aber er ließ jeden anderen Mann, die um sie herum eingeschlossen, so unauffällig aussehen! Im schwächer werdenden Tageslicht konnte sie die goldenen Sprenkel nicht sehen, die seinen lebhaften blauen Augen ihr Feuer verliehen, doch sie wusste, dass sie da waren. Seine Nase war gerade und von klassischer Form, sein Kinn breit und von einem Bartschatten überzogen, was ihm seine raue Erscheinung verlieh. Der Anflug eines Grübchens bestimmte die Unnachgiebigkeit seines Kinns und schien allein für den Zweck geschaffen zu sein – Davina war sich dessen ganz sicher -, Frauen straucheln zu lassen.
»Seid Ihr hungrig?«, fragte er.
»Ich sollte mich nützlich machen«, sagte sie und schickte sich an aufzustehen.
»Ihr solltet sitzen bleiben«, erklärte Rob und griff nach ihren Röcken, um sie sanft wieder herunterzuziehen. »Wir müssen reden«, fügte er hinzu und wurde ernst, »und so sehr es Euch auch missfallen mag, werdet Ihr die meiste Zeit sprechen.«
Unwillkürlich presste Davina die Lippen zusammen. Es war gefährlich für sie zu reden, denn sie neigte dazu, ein Thema weit über dessen angezeigtes Ende hinaus zu vertiefen. Dass
Weitere Kostenlose Bücher