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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, trat er an ihr vorbei und hob den Gegenstand auf, der ins Stroh gefallen war. Es war ein kleiner Tontopf.
    Dominic öffnete den Deckel und staunte, als ihm Kräuterduft entgegenschlug. Sie war gekommen, um seine Wunden zu versorgen!
    Also war ihr nicht egal, was mit ihm geschah.
    Er schloss den Deckel wieder und drehte sich zu Gisela um. Ihre Hand hielt sie noch über ihrer Brust, doch inzwischen war ihr Gesicht weniger bleich und ihr Blick klarer.
    Sosehr er sich auch bemühte, es nicht zu tun, er musste zu der Hand auf ihrem Busen sehen. Er erinnerte sich nur zu gut an ihre Brüste, wie sie vom teils offenen Mieder umrahmt waren. Wie weich sie sich angefühlt hatten, so vollkommen, als er sie mit seinen Händen umfing!
    Hatte er sie verwundet, als er sie gegen die Wand rammte? Womöglich hatte sie sich übel gestoßen oder er sie sogar versehentlich geschnitten. »Habe ich dich verletzt?«
    Sie stieß einen seltsamen Laut aus, bevor sie den Kopf schüttelte und errötend die Hand von ihrer Brust nahm.
    Dominic rieb sich übers Kinn, weil er irgendetwas mit seiner Hand anstellen musste, die sich unbedingt an die Stelle legen wollte, die ihre gerade verlassen hatte.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er, um das unangenehme Schweigen zu brechen.
    »W-warum hast du mich mit einem Messer bedroht?«, stammelte sie und legte die Arme um ihren Oberkörper, als fröstelte sie.
    »Ich dachte, du seist der Bäcker mit seinem Freund, die dafür sorgen wollen, dass ich Clovebury verlasse.«
    Sie sah mitfühlend auf sein gerötetes Kinn. »Hat der Bäcker dich geschlagen?«
    »So oft wie ich ihn. Er hat mich ziemlich übel an den Rippen erwischt.« Dominic lachte leise, verzog allerdings sofort das Gesicht vor Schmerz. »Glaub mir, Gisela, hätte ich gewusst, dass du es bist, ich hätte nie meinen Dolch gezogen!«
    Ein vorsichtiges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Du hast nicht vor, mich von hier wegzubringen?«
    Er stutzte. »Was meinst du damit?«
    »Ich muss es wissen, Dominic, unbedingt! Du bist nicht gekommen … geschickt worden von …?« Ihre Stimme bebte. »Du bist nicht …«
    »Niemand hat mich geschickt, dich zu suchen oder dich gewaltsam von hier wegzubringen, falls du das fragen willst.«
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer huschte über ihre Züge. »Ist das … die Wahrheit?«
    Nun war er verärgert. Ihr Misstrauen schmerzte ihn mehr, als er erwartet hätte, vor allem, nachdem er ihr die Kette überlassen hatte. Andererseits schien sie einen Grund zu haben, selbst an ihm zu zweifeln, dem sie vor langer Zeit mehr als irgendjemandem sonst vertraut, dem sie sogar ihre süße Unschuld geschenkt hatte.
    Was war mit ihr geschehen? Was – oder
wer
 – hatte seine fröhliche, lebendige Gisela in eine verängstigte, misstrauische Frau verwandelt, die sich im Schatten versteckte und das Sonnenlicht mied?
    Er würde es herausfinden.
    »Selbstverständlich ist es die Wahrheit«, antwortete er mit einem angestrengten Lächeln. »Welchen Grund hätte ich, dich zu belügen?«
    Der Hoffnungsschimmer wurde ein klein wenig heller. »Versprich es mir, Dominic!«
    Bei diesem Satz meldeten sich abermals Erinnerungen. Sie saß in einer Blumenwiese und lächelte traurig.
Versprich es mir, Dominic! Versprich, dass du dich im Herzen an mich erinnern wirst, ganz gleich, was dir widerfährt! Ich werde dasselbe mit dir tun, mein Liebster. Ich werde dich niemals vergessen.
    Seine Augen brannten. Diesmal war es schwieriger, zu lächeln. Seine Hand schloss sich fester um den Salbentopf und erwärmte den lackierten Ton. »Ich verspreche es«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich bin kein feuerspeiender Drache, Gisela, der gekommen ist, um dich zu vernichten. Ich bin bloß ein Mann aus Fleisch und Blut.«
Der dich furchtbar, entsetzlich vermisst hat.
    Ihr Ausdruck wurde merklich weicher, und sie atmete erleichtert aus, bevor sie heftig blinzelte. Tränen glänzten in ihren Wimpern. »Gott sei Dank!«
    »Gisela …«
    Mit einem Seufzer kam sie auf ihn zu. Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu schließen, ihr seidiges Haar zu küssen, sie festzuhalten und ihr zuzuflüstern, dass sie sich nie wieder vor Drachen zu fürchten brauchte, denn er würde sie mit Kieseln und Stroh niederschlagen, wenn es sein musste.
    Würde sie sich von ihm umarmen lassen? Vielleicht fände sie es dreist, wenn er es einfach versuchte.
    Wahrscheinlich gehörte sie jetzt einem anderen Mann.
    Ach, was für ein

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