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Begierde

Begierde

Titel: Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Gruenberg
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zeitig wach und fuhr Vicky zur Schule. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe sie ausstieg und über den Hof ins Gebäude eilte.
    Er wollte gerade weiterfahren, als Michaela vor seinem Wagen über die Straße lief. Sie schaute ihn durchs Fenster an, zögerte, doch dann erkannte sie ihn, öffnete die Beifahrertür und beugte sich hinein.
    »Hi, da ist ja der große Bruder, der seine Schwester viel zu früh von meiner Party abgeholt hat.«
    »Hallo Micky.« Marc hatte Mühe, ihr ins Gesicht statt in den tiefen Ausschnitt zu blicken. Kein Wunder, wenn die Lehrer an dieser Schule manchmal fast durchdrehten. Viele Mädchen liefen wie kleine Lolitas herum. Eine Zeit lang hatte das Gerücht kursiert, einer der Lehrer hätte sich nachmittags mal mit dieser, dann mit jener Schülerin zu einem Schäferstündchen getroffen, was sich in besseren Noten niedergeschlagen hätte. Dann wurde dieser Lehrer eines Tages ganz plötzlich versetzt und es blieb nicht mehr als eine Anekdote übrig. Marc bedauerte den Lehrer. Wie sollte man diesem Ansturm an Verführungen auf Dauer widerstehen?
    »Na, hast du dein Schwesterchen gut nach Hause gebracht? Schade, dass sie schon so früh gegangen ist, wo sie doch gerade soviel Spaß hatte.«
    Marc empfand Unbehagen. In Mickys Stimme lag so ein merkwürdiger Unterton. »Was willst du damit sagen?«
    Micky lachte anzüglich und riss ihre dunklen Augen mit den sorgfältig getuschten Wimpern weit auf. »Na, wie Vicky sich an den Chris herangemacht hat. Und dann hat sie ihn vor allen abserviert, das war schon ganz schön raffiniert. Zuletzt hat sie sich auch noch Bier über ihre Bluse geschüttet, nur damit sie dem Chris ein schlechtes Gewissen machen kann.«
    Marc runzelte die Stirn. Das klang überhaupt nicht nach Vicky.
    »Hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Da rennt sie Chris den ganzen Abend hinterher, macht ihm eindeutige Angebote, und als er nicht reagiert wie sie will, reißt sie sich selbst die Bluse auf, packt seine Hände, legt sie sich auf den Busen und schnurrt wie eine Katze. Na, der war vielleicht perplex.«
    Der Kloß in Marcs Magen wurde größer. Vicky, seine liebe kleine Vicky – sollte so etwas gemacht haben? Er schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«
    Micky schwang sich auf den Beifahrersitz, machte die Tür hinter sich zu und flüsterte verschwörerisch: »Welche Lüge hat sie dir denn aufgetischt? Bist du immer noch ihr gutgläubiges Brüderchen? Tja, es ist schwer, Veränderungen zu akzeptieren, gel? Vicky ist kein kleines Mädchen mehr, Marc.«
    Ihre Nähe war ihm unangenehm. Er fühlte, wie in seinen Handflächen der Schweiß ausbrach.
    »Kam dir ihr Auftritt nicht merkwürdig vor? Welche Geschichte hat sie dir als Erklärung aufgetischt?«
    Marc schluckte nervös. »Sie hat mir genau das Gegenteil erzählt. Dass dieser Chris ihr die Bluse zerrissen und sich ihr aufgedrängt hätte, und dann hat er ihr auch noch Bier drüber gekippt, weil er betrunken …«
    Micky begann zu prusten. »Entschuldige bitte, aber ein Junge, der einem Mädchen an die Wäsche will, das sich so unschuldig und wohlerzogen gibt wie Vicky, der wird doch wohl nicht wie ein Tollpatsch vorgehen. Da kann er sich ja gleich ausrechnen, dass er keinen Erfolg haben wird. Wieso sollte er also dumm sein, ihr Bier drüberkippen oder die Bluse zerreißen?«
    Es widerstrebte Marc, ihr Recht zu geben, deswegen schwieg er. Zweifel an Vickys Darstellung waren berechtigt. Wenn er sich als Freund für Vicky interessieren würde, dann würde er in der Tat ganz anders vorgehen, viel romantischer, sie langsam einwickeln und verführen, bloß nichts dem Zufall überlassen und riskieren … Er holte tief Luft.
    »Ach du meine Güte, ich muss jetzt wirklich los, sonst komme ich noch zu spät – also, war schön, mal mit dir zu plaudern. Ciao.«
    Ehe Marc aus der dumpfen Erstarrung, die ihn befallen hatte, wieder zu sich kam, war Micky bereits ausgestiegen und klackerte auf ihren hochhackigen Sandaletten Richtung Schulhof davon. Ihr viel zu kurzer Glockenrock wippte dabei hin und her.
    Eine halbe Stunde später ging auf Marcs Handy eine SMS ein.
    Hi Marc, wusste gar nicht, dass du sooo süß bist. Hast du heute Nachmittag Zeit für mich? Micky
.
    Marc war hin- und hergerissen. Wenn er sich mit Micky treffen würde, würde sie ihm bestimmt noch mehr über Vicky erzählen. Es könnte interessant sein. Andererseits, stimmte das alles überhaupt oder hatte sie alles erfunden?
    Er simste zurück:
Sorry, keine

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