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Behandlungsfehler

Behandlungsfehler

Titel: Behandlungsfehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Konradt
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Pausenzeiten einhalten. In seiner Pause darf der Arzt keinen Pieper tragen, er muss aus dem Klinikbetrieb, der Ansprechbarkeit für Patienten und Kollegen, heraus und er muss nach einer Regelzeit die Klinik verlassen. Die Übergaben erfolgen schriftlich, das Wichtigste ist – zumindest meistens – dokumentiert. Fast die Hälfte der Arbeitszeit geht für Dokumentation und Qualitätssicherung drauf. Man könnte fast geneigt sein zu sagen, dass die bürokratischen Zwänge die Autonomie der ärztlichen Entscheidungen beschneiden. Auch das schwächt die Kontinuität und die persönliche Komponente im Verhältnis zwischen Arzt und Patient.
    Klar, die Distanz zwischen Arzt und Patient ist nicht zwingend immer so groß, es gibt durchaus auch positive Gegenbeispiele von sehr engen und gelungenen Arzt-Patient-Beziehungen. Aber Ausnahmen bestätigen leider die mittlerweile immer öfter anzutreffende Regel.

    Die Konsequenzen für Patienten
    Der Arzt muss sicherstellen, dass der Patient nach der Entlassung die Medikamente bekommt, die er braucht – auch wenn Wochenende ist und die Apotheke in seiner Nachbarschaft geschlossen hat. Nach der Entlassung ist der Hausarzt zuständig. Oft ist besonders die erste Nacht zu Hause heftig. Nachts sind alle Katzen grau. Schmerzen empfindet man nachts als viel stärker, man fühlt sich hilflos. Die Ärzte können ihren Patienten keine Opiate mitgeben, um die Schmerzen zu lindern – diese können Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen haben, und unter Umständen auch zu einer Atemlähmung führen. Sie müssen sich auf die weniger wirksamen Mittel verlassen. Die Patienten quälen sich so durch die Nacht – und am nächsten Morgen in die Praxis ihres Hausarztes, der ihnen noch einmal Blut abnimmt und ihre Wunden versorgt. Ref 5
    Der Gesetzgeber will, dass in vielen Fällen nur noch ambulant operiert wird. Bei Leistenbruch, Hämorrhoiden und Krampfadern zum Beispiel wird der Patient nur in Ausnahmefällen stationär aufgenommen – nämlich wenn bestimmte Risikofaktoren gegeben sind. Das gilt auch für die Darmspiegelung. Da muss der Patient vorher selbst zu Hause seinen Darm spülen, also Abführmaßnahmen ergreifen, große Mengen trinken und ausscheiden. Er kommt von der Toilette kaum noch runter, weil der gesamte Inhalt des Darms abgeführt wird. Dabei sackt vielen der Kreislauf zusammen. Aber da müssen die Patienten durch. Am nächsten Tag geht der Patient dann zu der Untersuchung, bekommt Medikamente und darf anschließend – ohne weiteren Aufenthalt – direkt nach Hause. Schon den Kostaufbau muss er wieder allein machen, er muss dafür sorgen, dass sich sein Darm wieder füllt. Das alles organisiert er selbst, ohne jegliche medizinische Unterstützung.
    Die Krankenkassen kommen für viele, auch medizinisch sinnvolle Diagnostiken und Therapien nicht mehr auf. Wir haben uns schon daran gewöhnt, dass wir beim Zahnarzt zuzahlen müssen. Die Individuellen Gesundheitsleistungen (IGEL) nehmen zu. Das Wissenschaftliche Institut der AOK schätzt den Betrag für 2010 auf 1,5 Milliarden Euro, 2005 war es noch eine Milliarde Euro. Auch das schafft Distanz zwischen Arzt und Patient.

    Unterm Strich zahlt der Patient heute mehr aus eigener Tasche für seine Behandlungen zu und hat dabei das Gefühl, schlechter betreut zu sein. Auch das führt dazu, dass er die Diagnose und die Therapie mehr hinterfragt. Der Hauptgrund dafür aber liegt meines Erachtens darin, dass vielen das Vertrauen zu ihrem Arzt fehlt. Aber wie soll dieses Vertrauen wachsen? Der Patient weiß oft kaum, wer ihn operiert hat. Er hat mit der Person nicht gesprochen. Das System lässt das nur noch selten zu. Aber warum soll er dann akzeptieren, wenn die Behandlung nicht so läuft, wie sie hätte laufen sollen? In der Schwarzwaldklinik , der guten alten heilen Welt, wäre er im Chefzimmer vorbeigekommen und hätte mit seinem Arzt ganz in Ruhe geredet. Der hätte ihm dann erklärt, dass zwar alles anders ist als erwartet, aber durchaus im Lot. Und gemeinsam hätten sie versucht, die Wunde zu heilen. Doch die Schwarzwaldklinik gibt es nicht mehr. Die Zeiten haben sich geändert, wir werden sie nicht aufhalten können. Wir können nur versuchen, das Beste daraus zu machen. Und so wendet der Patient sich an seine Krankenkasse, an die Schlichtungsstelle, an einen Anwalt und lässt prüfen, ob denn alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Schlagzeilen wie »Ärztepfusch!«, »Arzt ließ Patientin sterben«, »Der Arzt als

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