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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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Stadtteil geboren und aufgewachsen. Ich habe fünf Jahre beim Ballsportverein Cebeci als Innenverteidiger gespielt. Jetzt bin ich nach Hause zurückgekehrt.«
    »Was ist Ihr Ziel für die nächste Saison?«
    »Nicht abzusteigen.«
    Als der Reporter gegangen war, ging er in Necips Büro und nahm Gratulationen entgegen. In einem günstigen Moment legte er seinen Arm um den Vereinsvorsitzenden und sagte: »Ich hab eine Bitte an dich.«
    »Zu Befehl.«
    »Aber ich bitte dich. Es ist mir peinlich, direkt am ersten Tag damit anzukommen, aber kannst du mir einen kurzfristigen Vorschuß gewähren?«
    Der Vereinsvorsitzende griff mit der Hand in seine Hosentasche: »Wieviel brauchst du?«
    »Dreitausendsechshundertfünfzig Neue Türkische Lira.«
    »Hm. Warte, ich schau mal, was sich machen läßt.«
    Er rief den Teejungen herein und schickte ihn zur Bank. Als alle Gratulanten fort waren, setzten sich die beiden Männer zusammen. Der Teejunge kam mit dem Geld von der Bank und zwei Gläsern Tee. Necip reichte ihm den Umschlag und sagte: »Du bist unser Bruder. Hier ist dein Vorschuß. Ich hätte dir gern mehr gegeben, aber du weißt ja, wie es unserm Verein finanziell geht. Ich fürchte, bis zur nächsten Saison können wir dir über den Vorschuß hinaus nichts mehr zahlen. Komm einfach vorbei, schau dir die Mannschaft an, beteilige dich ein bißchen am Training. Wenn du in der zweiten oder dritten Amateurliga Spieler findest, die dir gefallen, sag mir Bescheid, wir finden eine Lösung. Die jetzige Saison haben wir schon abgeschrieben, aber für die nächste Saison will ich eine topfitte, spielstarke Mannschaft. So wie damals, als ihr bei uns gespielt habt: Du, Selami der Brecher und Doppelpaß-Hasan. Ich will wieder so eine Traummannschaft sehen, die die Erste Amateur erschüttert.« Unvermittelt rief er: »Einer geht noch, einer geht noch rein! Weißt du noch?«
    »Wie kann ich es vergessen? Wir waren gerade ins feindliche Mittelfeld vorgedrungen, da hast du die Tribüne erschüttert mit deinem ›Einer geht noch…‹ Du hast uns immer so in Fahrt gebracht, daß wir gelernt haben, aus dreißig Meter Entfernung aufs Tor zu schießen. Na ja, meistens über das Tor ins Aus.«
    Er verließ den Verein und rief Samet an: »Du hast Engin noch nicht verkauft, oder?«
    »Natürlich nicht. Ich hab ja auf deinen Anruf gewartet.«
    »Schön. Dann bring ihn her. Ich hab dein Geld.«
    Samet lieferte ihm Engin ab, beugte sich über die Motorhaube und flüsterte ihm etwas zu. Als er sich aufrichtete, fragte Behzat Ç: »Was hast du ihm gesagt?«
    »Das bleibt zwischen uns. Du kannst ihm einen anderen Namen geben, aber paß gut auf ihn auf. Sprich beim Fahren mit ihm, frag ihn jeden Morgen, wie es ihm geht.«
    »Mach dir keine Sorgen, es wird ihm gutgehen. Ich schenke ihn einer, die ihn sehr lieben wird.«
    »Hast du Engin nicht für dich selbst gekauft?«
    »Nein, für meine Tochter. Als Geburtstagsgeschenk.«
    Der rote Käfer flitzte über die Straßen wie eine Blutspur. Behzat Ç schaute auf die Uhr. Es war noch eine halbe Stunde bis zu seinem Treffen mit Berna. Er gab Gas, um nicht zu spät zu kommen.
    »Na, Engin«, sagte er, »erzähl mal, wie es dir so geht. Glaubst du, daß du Berna gefallen wirst?«
    Sofort antwortete Engin mit einem beleidigten Aufröhren.
    »Natürlich, Mensch, warum sollte sie dich nicht mögen? Sie hat ihre ganze Kindheit damit verbracht, rote Käfer auf den Straßen zu zählen… Man mußte tagsüber neunundneunzig rote Käfer zählen und abends vor dem Einschlafen zehn Sterne, dann ging ein Wunsch in Erfüllung. Was für eine verrückte Form von Aberglauben, das könnte doch heute niemand mehr machen, so viele Käfer sind gar nicht mehr auf der Straße, geschweige denn rote. Eines Tages kamen wir alle zusammen aus dem Urlaub, da war meine Exfrau noch nicht so hysterisch. Berna hatte die ganze Fahrt über Käfer gezählt, egal ob rot oder schwarz, und an der Abfahrt nach Ankara hatten wir den neunundneunzigsten gesehen. Aber es war ein verregneter, mieser Tag. Bevor sie ins Bett ging, haben wir lange in den Himmel geschaut, aber wir konnten keinen einzigen Stern entdecken. Das arme Kind hat die ganze Nacht geweint, weil ihr Wunsch nicht in Erfüllung gehen konnte. Keine Ahnung, was sie sich gewünscht hat…«
    Sie schwiegen eine Weile. Kurz vor Kızılay machte Engin Geräusche, die darauf schließen ließen, daß er sich langweilte. Er starrte auf die Leuchttafel über der roten Ampel, auf der die Sekunden

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