Bei Dir bin ich geborgen
ich hab Durst.“
Kat sprang auf. „Was willst du trinken, Schätzchen? Saft? Milch?“
„Saft“, antwortete Olivia.
Im gleichen Moment sagte Glynnis: „Milch“, dann lachte sie und umarmte Olivia fest. „Oh, gib ihr Saft. Es ist egal, sie kann haben, was sie möchte.“ Olivia wollte von ihrem Schoß herunter, und widerstrebend gab Glynnis nach.
Das Tapsen der Füße ihrer Tochter, die Kat in die Küche nachrannte, war der schönste Klang, den Glynnis je vernommen hatte.
Als sie außer Hörweite waren, wandte sie sich an Dan. „Dan, ich werde Ihnen niemals danken können.“
Er lächelte. „Das ist nicht notwendig. Ich habe nur meine Arbeit getan, wie jeder gute Polizist.“
„Das mag sein, aber ich werde es Ihnen trotzdem niemals vergessen. Ich wünschte, ich könnte mich irgendwie bei Ihnen revanchieren.“
„Ihr Gesichtsausdruck, als Sie Olivia wiedersahen, hat mir vollauf genügt“, erwiderte er sanft.
„Sie sieht gut aus, finden Sie nicht?“
„Doch, ja. Diese Tammy Wilkerson hat sich gut um sie gekümmert. Ich glaube nicht, dass es Olivia etwas gefehlt hat. Äh… technisch gesehen, meine ich.“ Kat und Livvy kamen aus der Küche, zurück, und Dan stand auf. „Ich muss zurück auf die Wache. Die Vernehmung von Tammy Wilkerson steht noch an.“ Glynnis brachte ihn zur Tür. „Diese Frau tut mir so Leid. Sie dachte wirklich, Livvy sei ihre Tochter.“
„Ja, irgendwie bedaure ich sie auch“, stimmte er zu.
„Lassen Sie mich wissen, was mit ihr geschieht?“
„Natürlich. Ich rufe Sie an.“
„Danke.“
Dan lächelte. „Jetzt gehen Sie besser zurück zu Ihrer Tochter.“
„Ja. Aber vorher möchte ich noch einmal sagen, dass ich Ihnen nie vergessen werde, was Sie für uns getan haben. Nie.“ Wieder drohten ihre Gefühle sie zu überwältigen. Ohne nachzudenken legte sie die Arme um Dans Taille, lehnte das Gesicht an seinen Brustkorb und umarmte ihn. Dan zögerte nur kurz, dann schloss auch er seine Arme um sie und erwiderte die Umarmung für einen langen Augenblick. Glynnis schloss die Augen und genoss die Wärme und das Gefühl der Sicherheit, das Dans Umarmung ihr vermittelte. Als sie sich langsam voneinander lösten, fühlte Glynnis einen leichten Stich, als fehlte ihr nun etwas.
Dan murmelte einen Gruß und wandte sich zum Gehen.
Glynnis blieb an der Tür stehen und sah ihm nach, bis sein Wagen außer Sichtweite war. Erst dann schloss sie die Tür und ging zurück ins Wohnzimmer, wo ihre Tochter wartete.
5. KAPITEL
Glynnis brachte es kaum über sich, Olivia auch nur eine Minute aus den Augen zu lassen. Als es Zeit zum Schlafengehen war, fragte sie die Kinder, ob sie bei ihr im Schlafzimmer essen und übernachten wollten.
„Ja!“ Olivia klatschte fest in die Hände und schenkte ihrer Mutter ein unwiderstehliches Lächeln.
Michael tat zunächst, als wäre er schon zu groß für so etwas, ließ sich dann aber doch mitreißen. Glynnis machte heißen Kakao, breitete eine alte Steppdecke auf dem Boden aus, und dann setzten sich die drei, aßen Kekse und sahen Olivias Lieblingsvideo an, das Dschungelbuch.
Nach der Hälfte stoppte Glynnis das Band, um die Kinder bettfertig zu machen.
Sie zogen sich um und putzten Zähne, dann krochen sie links und rechts zu Glynnis ins Bett, um sich den Film zu Ende anzuschauen. Olivia war so müde, dass sie bald einschlief, und Michael hielt nur mit Mühe bis zum Schluss die Augen offen.
Obwohl Glynnis von den entsetzlichen Tagen, die vorausgegangen waren, vollkommen erschöpft war, fand sie keinen Schlaf. Immer wieder streichelte sie ihren Kindern übers Gesicht. Sie betrachtete es als Privileg, solche Kinder zu haben, und sie hoffte, selbstständige kluge Erwachsene aus ihnen zu machen.
Einmal schon hatte sie dieses kostbare Geschenk ausgeschlagen.
Oh, Ben, ich wünschte, du könntest sie jetzt sehen. Es sind so wunderbare Kinder, du wärst stolz auf sie.
Dem Himmel sei Dank, dass Michael und Livvy wohlbehalten waren. Und Dank auch Dan O’Neill. Glynnis lächelte, als sie an den Detective dachte. Wie er mit Olivia auf ihrer Schwelle stand, das würde sie niemals vergessen. Er war die treibende Kraft hinter der Suche nach ihrer Tochter gewesen. Wie konnte sie dem Mann, der ihr das Leben wiedergeschenkt hatte, jemals danken?
Kurz nach Mitternacht, immer noch in Gedanken an Dan, schlief sie endlich ein.
Auch wenn es der letzte Tag vor den Weihnachtsferien war, wollte Glynnis nach allem, was sie durchgestanden hatten, die Kinder
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