Bei Interview Mord
ertönte ein lautes Schnalzen durch den Talkessel. Eine Mischung aus dem Geräusch eines Peitschenhiebs und einem trockenen, entschiedenen Knacken.
Gleichzeitig rannten wir los. Mit großen Schritten über die Steine und Stolperfallen hinweg.
Ich erreichte Kurz als Erster. Er lag da, die Armbrust noch in der Hand. Seine Augen waren aufgerissen.
Das orange leuchtende Leitwerk des Pfeils ragte aus seiner Brust. Rund um den schwarzen Schaft pulste ein großer schwarzer Fleck, der sich mit jeder Sekunde vergrößerte.
Golf
Am nächsten Morgen las ich die Zusammenfassungen in der Zeitung. »DER TELL VON GLADBACH GESTELLT«, hieß es, und in einer Ausgabe war sogar eine schöne Unterzeile zu finden: »WUPPERTALER PRIVATDETEKTIV LÖST RÄTSEL UM ARMBRUSTMÖRDER.«
»Du kannst zufrieden sein«, sagte Theresa und biss in ein Brötchen.
»Ich hätte das alles nicht hinbekommen, wenn du mir nicht geholfen hättest.«
»Lass mal stecken. Da mache ich einen Krimi draus, der sich gewaschen hat. Und damit schreibe ich den anderen Autor, den aus dem Gierather Mühlenweg, an die Wand.«
»Hast du ihm eigentlich sein Auto zurückgegeben?«
»Wird morgen erledigt. Der wird nie erfahren, was wir damit angestellt haben.«
»Ich denke, du willst einen Krimi darüber schreiben? Dann wirst du es ja offenbaren müssen.«
»Ach, dann mach ich im Buch eben eine Ente draus.«
Eine elektronische Melodie ertönte. Theresa legte das Brötchen hin, stand auf und ging zum Telefon.
»Heilig… Ja, guten Tag… ja, der ist da, einen Moment.«
Sie gab mir den Hörer.
»Rott?«
»Ballmann. Ich wollte Ihnen noch etwas mitteilen.«
Nach Kurz' Festnahme hatte ich ihm in seinem Büro in Bergisch Gladbach haarklein meine Ermittlungen berichtet. Daraufhin hatten wir unseren Konflikt begraben.
»Und das wäre?«
»Piet van Straelen ist heute Morgen an der holländischen Grenze festgenommen worden. Mit haufenweise Drogen in seinem Mercedes. Ich denke, Sie kommen aus der Sache gut raus.«
»Danke«, sagte ich und spürte, wie mir leichter ums Herz wurde.
»Alles Weitere später. Wir haben zu tun.«
»Noch eine Frage. Was ist bei der Vernehmung von Kley-Knöter rausgekommen?«
»Er wusste, was seine Frau getan hat. Als das Nummernschild in dem Gartenhäuschen auftauchte, hat sie es ihm gebeichtet. Er konnte sich daraufhin auch denken, wer seine Frau getötet hat. Aber er hatte beschlossen, alles unter den Tisch zu kehren. Schließlich profitierte er ja von dem Geld der Schwägerin.«
Ich verabschiedete mich, drückte den roten Knopf und wollte mich gerade wieder in die Zeitung vertiefen, da ging die Melodie schon wieder los.
Theresa wollte rangehen, aber ich kam ihr zuvor.
»Bei Heilig, Rott hier.«
»Guten Morgen, Herr Rott. Hier ist Claudia Schall von Radio Berg. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
»Ja, durchaus, Frau Schall, vielen Dank.«
»Herr Rott, ich wollte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie die ganze Sache zu so einem schönen Abschluss geführt haben. Es tut mir Leid wegen der Sache neulich…«
»Vergessen Sie's.«
»Vergessen will ich es nicht. Wir sprechen noch mal darüber. Aber was ich jetzt noch sagen wollte…«
»Ja?«
»Wir hätten Sie gern zum Interview bei uns. Exklusiv. Wäre es Ihnen recht?«
»Live?«
Sie lachte. »Nein, diesmal nicht. Ich schicke eine Reporterin vorbei.«
»Um wie viel Uhr?«
»Ehrlich gesagt, sie ist schon unterwegs.«
Plötzlich hupte jemand auf der Straße, und dann klingelte es. Theresa stand wieder auf, um die Tür zu öffnen. Dabei murmelte sie etwas darüber, dass man noch nicht mal in Ruhe frühstücken könne.
»Ich glaube, Ihre Mitarbeiterin kommt schon«, sagte ich, verabschiedete mich und legte auf.
Theresa öffnete die Tür, und herein kam Jutta. Sie hatte ein Köfferchen in der Hand, auf dem das Logo von Radio Berg zu sehen war.
»Hat Frau Schall angerufen?«, fragte sie.
Ich nickte. »Es ist alles in Ordnung.«
»Es tut mir wirklich Leid, Remi…« Sie stockte.
Ich machte eine wegwischende Handbewegung. »Ich hab ja auch ziemlich Mist gemacht bei dem Interview. Da ist irgendwas mit mir durchgegangen.«
»Aber ich hätte trotzdem weiter zu dir halten müssen.«
»Ach, ist doch egal. Komm, jetzt fang schon mit deinen Fragen an.«
»Vorher will ich dir noch was zeigen«, sagte sie. »Komm mal mit raus.«
Wir gingen auf die Straße. Dort war nichts Besonderes zu sehen. Nur geparkte Autos. Ich wandte mich wieder zu Jutta um. Sie hielt mir plötzlich einen
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