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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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war ihr dieser Gedanke wenig glaubhaft erschienen. Doch die Schwingungen, die Jock während der vergangenen Minuten ausgesandt hatte, waren unmissverständlich gewesen. Er mochte ja so schön sein wie Luzifer vor dem Sündenfall, trotzdem war er eine gequälte Seele, und er war äußerst gefährlich.
    Dennoch stand außer Frage, dass sie es erneut versuchen würde. Jock war labil, aber auch verletzbar. Und er hatte ihr nichts getan. Er war zwar kurz davor gewesen, doch den letzten Schritt hatte er nicht getan. Wer konnte schon wissen, wie schwer es ihm gefallen war, sich zurückzuhalten? Reilly hatte Jocks Verstand schreckliche Dinge angetan, die immer noch wirksam waren.
    Ihre Angst legte sich allmählich, und als sie die Treppe hinaufging, durchströmte sie ein fast schon leichtsinniger Optimismus. Sie hatte etwas bewegt, obwohl sie sich fast genauso vor Grozak und Reilly fürchtete wie Jock. Es musste eine Möglichkeit geben, die Situation umzudrehen. Eve und Joe würden nicht untätig herumsitzen. Es war ihr gelungen, bei Jock ein kleines Stück weiterzukommen. Und Eve und Joe würden nicht abwarten, bis das Schlimmste passierte.
    Sie würde duschen und sich dann mit ihrer Zeichnung von Jock beschäftigen. Danach würde sie vielleicht noch bei Mario reinschauen.
    Ich werde zum Turnierplatz gehen. Ich möchte dich dahaben.
    Sie war zurückgeschreckt, als Trevor sie gebeten hatte, zum Turnierplatz zu kommen. Warum? Eigentlich war sie immer stolz auf ihr Selbstbewusstsein und ihre Verwegenheit gewesen. Doch seit sie hergekommen war, hatte sie sich benommen wie ein absoluter Feigling. Es wurde allmählich Zeit, dass sie sich in den Griff bekam und begann, sich wieder normal zu verhalten. Diese Entscheidung verursachte ihr ein erregendes Gefühl. Der Gedanke an Trevor, wie er dort im Mondlicht vor ihr gestanden hatte, wie der Wind in seinen Haaren gespielt hatte, die Erinnerung an dieses angedeutete Lächeln, das sie ihn mit den wilden, ursprünglichen Schotten hatte vergleichen lassen, erfüllte sie mit einer Mischung aus Anspannung und Vorfreude.
    Ich möchte dich dahaben …

Vierzehn
    »Ich habe mich gefragt, ob du kommen würdest.« Trevor erhob sich von dem Felsbrocken, auf dem er gesessen hatte. »Ich hätte darauf gewettet, dass du nicht kommst.«
    »Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen.« Jane ging auf ihn zu. Er trug Jeans und ein dunkles T-Shirt, das im Mondlicht schwarz wirkte. Er sah jünger aus, weniger hart, verletzlicher. Aber war Trevor je verletzlich? »Es hat mir nicht gefallen, dass du mir Reillys Angebot verschwiegen hast. Das alles hat mich ziemlich verwirrt.«
    »Und jetzt bist du nicht mehr verwirrt?«
    »Zumindest schon deutlich weniger.« Sie ließ ihren Blick über die schroffen Felsen wandern, die den Turnierplatz umgaben. »Warum wolltest du heute Abend herkommen?«
    Er lächelte. »Jedenfalls nicht, um mich zu beruhigen. Willst du die Wahrheit wissen? Dieser Ort hat eine unglaubliche Atmosphäre. Man kann sich Angus und Fiona und ihre schottischen Kumpane direkt leibhaftig vorstellen. Ich bin eben ein machtgeiler Typ, und als wir das letzte Mal hier waren, habe ich gespürt, dass du auf die Schwingungen hier reagierst. Und was dich betrifft, brauche ich jede Hilfe, die ich kriegen kann.«
    Sie spürte, wie ihr heiß wurde. »Wirklich?«
    Trevor wurde ernst und sah sie forschend an. »Etwa nicht?«
    »Als wenn du dir je über irgendetwas im Unklaren wärst.« Sie trat einen Schritt näher. »Und wenn’s ums Wesentliche geht, ist dir doch Atmosphäre völlig schnuppe.«
    Er zuckte zusammen. »Und was ist das Wesentliche?«
    »Die Erkenntnis, dass das Leben sehr kurz sein kann. Dass der Tod überall lauert und dass man nie wissen kann, wann –« Sie schaute ihm in die Augen. »Ich werde nicht auf ein Vergnügen verzichten, bloß weil es sich vielleicht im falschen Augenblick anbietet. Der richtige Augenblick ist immer hier und jetzt.«
    »Der richtige Augenblick für was?«
    »Möchtest du, dass ich es ausspreche?« Sie näherte sich ihm, bis sie sich beinahe berührten. Ihr brach der Schweiß aus, als sie die Wärme spürte, die von seinem Körper ausging. »Ich wollte schon mit dir schlafen, als ich siebzehn war. Aber du warst dumm und zurückhaltend und hast mich vier Jahre lang zappeln lassen. Ich will immer noch mit dir schlafen, und diesmal wird es passieren, das schwöre ich dir.« Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. Ein Schauder überlief ihn, und sie empfand ein

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