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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Doch das konnte er unmöglich garantieren. Jock würde in erster Linie damit beschäftigt sein, Reilly unschädlich zu machen, und keine Zeit haben, sie zu beschützen.
    Sie würde sich also selbst beschützen müssen. Aber das war ja nichts Neues. Sie hatte sich ihr Leben lang selbst beschützt. Wahrscheinlich wäre Jock so oder so keine große Hilfe. Er war wie eine Glocke, die manchmal hell und klar läutete und manchmal in einer Kakophonie infernalischen Lärms explodierte.
    Sie musste einfach dafür sorgen, dass diese Explosion sie nicht umbrachte.
    Lakewood, Illinois
    Die vier Kühltürme des Atomkraftwerks erhoben sich vor dem Horizont.
    Grozak fuhr an den Straßenrand. »Wir können nur ganz kurz hier halten. Der ganze Komplex wird von Sicherheitsleuten bewacht, die alle halbe Stunde ihre Runden drehen.«
    »Ich brauche das hier nicht zu sehen«, sagte Carl Johnson. »Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll, und ich tu’s.«
    »Ich dachte, es könnte nicht schaden.« Und Grozak wollte Johnsons Reaktion auf den Ort sehen, wo er sein Leben aushauchen würde. Als er Johnson vom Flughafen abgeholt hatte, war er regelrecht schockiert gewesen. Der Mann war jung, gut aussehend, und seine Sprache verriet, dass er im Mittelwesten aufgewachsen war. Natürlich war es von Vorteil, dass er so sehr dem Bild des typischen Amerikaners entsprach, trotzdem machte es Grozak nervös. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie Johnson einen Laster durch dieses Tor fuhr. »Bei dem Laster handelt es sich um den Lieferwagen eines Catering Service, und er fährt jeden Mittag um zwölf Uhr auf das Kraftwerksgelände. Er hat eine offizielle Genehmigung, aber am Kontrollpunkt wird er jedes Mal überprüft und durchsucht.«
    »Liegt der Kontrollpunkt nah genug?«
    »Die Sprengkraft reicht aus, um die ersten beiden Türme zu zerstören. Danach wird das ganze Kraftwerk in die Luft fliegen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    Nachdenklich betrachtete Johnson die Kühltürme. »Reilly hat mir gesagt, dass die radioaktive Strahlung ganz Illinois und Missouri verseuchen wird. Stimmt das?«
    »Das stimmt. Wahrscheinlich sogar ein noch viel größeres Gebiet.«
    »Es muss sich schon lohnen, wissen Sie.«
    »Ich versichere Ihnen, dass es sich –«
    »Wenn nicht, wird Reilly es mir sagen. Er wird mich anrufen.«
    »Das wird er bestimmt tun.«
    »Kann ich dann jetzt ins Motel gehen? Reilly hat gesagt, ich soll im Motel warten.«
    Grozak ließ den Motor an. »Ich wollte Ihnen nur zeigen, wo –«
    »Sie wollten sehen, ob ich Angst habe.« Johnson sah ihn ausdruckslos an. »Ich habe keine Angst. Reilly hat mir beigebracht, keine Angst zu haben. Wenn man Angst hat, kann man nicht gewinnen. Aber ich werde gewinnen und all die verdammten Blutsauger werden verlieren.« Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Sorgen Sie einfach dafür, dass die Explosion ihre Wirkung nicht verfehlt.«
    Noch drei Tage
    »Nicht den Motor anschalten«, flüsterte Jock, als Jane in den Wagen stieg. »Du brauchst nur die Bremse zu lösen, ich schiebe dich bis zur Straße. Dann sind wir vielleicht weit genug weg, dass sie uns nicht hören.«
    »Das glaube ich kaum.«
    Die Nacht war still und es war so kalt, dass sie bei jedem Wort weiße Wölkchen ausstieß. »Lass es uns trotzdem versuchen.« Sie löste die Bremse. »Okay, los geht’s.«
    Das brauchte sie ihm nicht zweimal zu sagen. Sie spürte, wie die Reifen über den gefrorenen Boden rollten, als er den Wagen vorsichtig und mühsam in Richtung Straße schob.
    Im Haus rührte sich nichts.
    Insgeheim hoffte sie fast, dass jemand sie hören würde. Vielleicht würde Jock dann seinen Plan – Sie hatten die Schotterstraße erreicht.
    Keuchend stieg Jock auf den Beifahrersitz. »Nicht zu viel Gas geben. Langsam. Ganz langsam.«
    Der Schotter knirschte unter den Reifen wie Knallplättchen in einer Kinderpistole.
    Im Haus rührte sich immer noch nichts.
    Oder doch?
    Ja, in einem Fenster ging das Licht an.
    »Fahr los!«, sagte Jock. »Auf den Highway und dann die nächste Abfahrt wieder runter. Die werden glauben, dass wir auf dem Highway bleiben. Wir werden später einen anderen nehmen.«
    Janes Handy klingelte.
    Sie warf Jock einen Blick zu, dann nahm sie das Gespräch an.
    »Was zum Teufel hast du vor?«, fragte Trevor. »Wo ist Jock?«
    »Er sitzt neben mir.« Der Highway lag gleich vor ihnen. »Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen.«
    »Komm sofort zurück.«
    »Lies den Zettel.« Sie fuhr auf den Highway.

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