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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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den Kopf. »MacDuff hat zwar Reillys Aufzeichnungen über Jock vernichtet, aber wir müssen damit rechnen, dass er womöglich einen Rückfall erleidet. Er hat schließlich demonstriert, wie gefährlich er sein kann. Es wäre bestimmt gut für ihn, wenn er in einem Krankenhaus behandelt würde.«
    »Blödsinn. Willst du etwa, dass er noch einen Selbstmordversuch unternimmt?«
    »Vielleicht ist er ja schon so weit geheilt, dass er nicht –« Er zuckte die Achseln. »Okay, die Möglichkeit besteht natürlich.« Er durchquerte die Eingangshalle. »Aber ich möchte auch nicht, dass er im Schneesturm ums Leben kommt.«
    Diese Befürchtung hatte sie auch schon gehegt. »Ich glaube, er schafft das schon.« Gott, das konnte sie nur hoffen. »Er ist zäh. Und vielleicht rettet ihm sogar Reillys Ausbildung das Leben. Er hätte es weiß Gott verdient, irgendwas Gutes aus der Erfahrung mit diesem Dreckskerl ziehen zu können. Falls Venables Leute ihn nicht in die Enge treiben und dazu bringen, dass er instinktiv reagiert, anstatt nachzudenken.«
    Trevor war bereits in der Bibliothek verschwunden und antwortete nicht mehr.
    Sie öffnete die Tür zu Marios Arbeitszimmer und sah sich in dem ihr vertrauten Raum um. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Papiere. Die Statue von Cira am Fenster. Der Sessel in der Ecke, in dem sie so viele Stunden verbracht hatte. Alles war vertraut und doch anders. Nichts war so, wie sie es zuvor wahrgenommen hatte.
    Sie brauchte einen klaren Kopf.
    Sie straffte die Schultern, warf den Aktenkoffer mit Reillys Papieren aus Herkulaneum auf einen Stuhl neben der Tür und trat an den Schreibtisch. Ciras Brief zu finden war das Wichtigste. Aufmerksam sah sie die Papiere auf dem Schreibtisch durch. Nach zehn Minuten gab sie es auf und ging in Marios Schlafzimmer.
    Auch nichts.
    Verdammt, er hatte nicht viel Zeit gehabt, diese Übersetzung zu verstecken. Vielleicht hatte er sie ja vernichtet.
    Nein, dafür hatte sie ihm zu viel bedeutet. Selbst wenn er sie in erster Linie als Verhandlungsmasse betrachtet hatte, so war er doch auch auf seine Arbeit stolz gewesen, und er hatte sich äußerst gründlich in die Legende von Cira eingearbeitet. Er hatte sogar darauf bestanden, dass Trevor ihm erlaubte – Sie erstarrte. »Großer Gott.« Sie eilte aus dem Bad zurück ins Arbeitszimmer und trat an die Statue neben dem Fenster.
    »Hat er dir die Übersetzung gegeben?«, flüsterte sie.
    Cira starrte sie an, kühn und ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Vielleicht …« Sie hob die Statue behutsam an und stellte sie auf den Boden.
    Mehrere gefaltete Blatt Papier lagen auf dem Sockel.
    »Ja!« Sie nahm die Blätter in die Hand, stellte die Statue wieder auf den Sockel und ließ sich in den Sessel sinken. Ihre Hände zitterten, als sie Marios Übersetzung auffaltete.
     
    Meine liebe Pia, Ich werde vielleicht heute Nacht sterben.
    Julius benimmt sich merkwürdig, womöglich hat er bemerkt, dass das Gold weg ist. Obwohl die Wächter, die ich überredet habe, meinen Willen auszuführen, immer noch in Julius’ Diensten stehen, wird er vielleicht versuchen, mich unschädlich zu machen, bis er herausgefunden hat, wohin ich das Gold geschickt habe. Ich werde dir diese Zeilen erst zukommen lassen, wenn ich mir ganz sicher bin, dass die Gefahr vorüber ist. Geh kein Risiko ein. Du darfst nicht sterben. Du musst noch lange leben und jede Minute deines Lebens genießen. All die samtenen Nächte und silbernen Morgenstunden. All die Lieder und unser Lachen. Wenn ich nicht überleben sollte, denk an mich zurück in Liebe und ohne Verbitterung. Ich weiß, ich hätte dich früher finden müssen, doch die Zeit vergeht wie im Flug, man kann sie nicht zurückstellen. Genug von diesen düsteren Gedanken. Es ist das Zusammensein mit Julius, das mich an den Tod denken lässt. Ich will mit dir über das Leben reden, über unser Leben. Ich werde nicht lügen. Ich kann dir nicht versprechen, dass es entweder –

Zweiundzwanzig
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Bartlett, als Jane die Treppe heruntergerannt kam. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, alles klar. Sagen Sie Trevor, ich bin bald wieder zurück. Ich muss mit MacDuff reden …« Im nächsten Augenblick war sie schon aus der Tür und sprang die Stufen hinunter. Nein, nicht zu MacDuff. Noch nicht. Sie überquerte den Burghof und schlüpfte in den Stall. Sie riss die Falltür auf, schnappte sich eine Taschenlampe und ging die Treppe zum Meer hinunter.
    Kalt. Nass. Glitschig.
    Angus’ Zimmer hatte

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