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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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langsam die Straße entlang, auf der sie Jock abgesetzt hatten, sie konnten jedoch noch immer keine Spur von ihm entdecken. »Wo steckt er nur?«
    »Er könnte in eine der anderen Siedlungen gelaufen sein. Auf dem Weg hierher sind wir durch mehrere hindurchgefahren. Wir machen noch einmal kehrt, dann suchen wir ihn –«
    »Da ist er!« Jane hatte eine Gestalt entdeckt, die im Straßengraben hockte. »O Gott. Hoffentlich hat ihn kein Auto angefahren oder –« Sie sprang aus dem Wagen, als MacDuff mit quietschenden Reifen hielt. »Jock, bist du –«
    »Vier acht zwei.« Jock blickte nicht zu ihr hoch, sondern starrte vor sich hin in die Dunkelheit. »Vier acht zwei.«
    »Ist er verletzt?« MacDuff kauerte sich neben sie und leuchtete dem Jungen mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Jock, was ist passiert?«
    Jock schaute ihn mit starrem Blick an. »Vier acht zwei.«
    MacDuff betastete Jocks Arme und Beine. »Ich glaube nicht, dass er von einem Auto angefahren wurde. Keine sichtbaren Verletzungen.«
    »Ich glaube, seine Verletzung ist verdammt sichtbar.«
    Jane hatte Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. »Mein Gott, was haben wir getan?«
    »Wir hatten keine andere Wahl.« MacDuff packte Jock an den Schultern und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. »Wir sind bei dir, Jock. Jetzt kann dir nichts mehr passieren. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Vier acht zwei.« Plötzlich krümmte er sich vor Schmerzen und presste die Augen ganz fest zu. »Nein! Ich kann es nicht. Klein. Zu klein. Vier acht zwei.«
    »Mein Gott«, flüsterte Jane.
    MacDuff reichte ihr die Taschenlampe. »Wir müssen ihn zurück ins Haus bringen.« Er nahm Jock auf die Arme. »Sie fahren. Ich setze mich mit ihm nach hinten. Wer weiß, was er als Nächstes tut.«
    »Ich habe keine Angst. Herrgott noch mal, sehen Sie denn nicht, wie er sich quält?«
    »Sie fahren«, wiederholte er und richtete sich auf. »Wenn es ein Risiko gibt, dann nehme ich es auf mich.«
    Weil Jock einer von seinen Leuten war. An der besitzergreifenden Art, wie er Jock hielt, erkannte sie, dass es zwecklos war, mit ihm zu streiten. Und sie wollte nichts lieber, als Jock auf schnellstem Weg zurück zum Haus zu bringen.
    482.
    Der Strahl der Taschenlampe, die MacDuff ihr gegeben hatte, fiel auf die Stelle, wo Jock im Graben gesessen hatte.
    482. Die Ziffern waren tief in die Erde geritzt. Immer und immer wieder. 482. 482. 482.
    »Jane.«
    Sie blickte auf, als MacDuff sie rief, und rannte zum Wagen.
     
    »Wie geht es ihm?«, fragte Mario, als sie aus Jocks Zimmer kam.
    »Ich weiß nicht.« Sie drehte sich noch einmal zur Tür um. »Sieht aus, als leide er unter Krampfzuständen. Der Ärmste.«
    »Es mag an meiner religiösen Erziehung liegen, aber es fällt mir schwer, mit einem Mörder Mitleid zu empfinden.« Seine Lippen spannten sich. »Und wenn man’s sich recht überlegt: Wenn er für Reilly gearbeitet hat, dann ist er ein Mörder wie die.« Er hob eine Hand. »Ich weiß. Ich bin hier in der Minderheit. Aber bei mir findet er weder Verständnis noch Vergebung.«
    »Dann sollten Sie sich besser von MacDuff fern halten«, sagte Trevor. »Er ist im Moment ziemlich reizbar.«
    Mario nickte. »Ich habe kein Interesse daran, ihn gegen mich aufzubringen. Vielleicht gelingt es ihm ja tatsächlich, irgendetwas aus Jock herauszuholen.« Er ging in Richtung Küche. »Ich setze eine Kanne Kaffee auf.«
    »Vier acht zwei«, wiederholte Trevor, den Blick auf Jocks Zimmer geheftet. »Sagt er das noch immer?«
    Jane nickte. »Wie ein Mantra.«
    »Aber er hat erst damit angefangen, als ihr ihn dort auf diesem Straßenabschnitt abgesetzt habt. Hat MacDuff versucht, ihm irgendwelche Fragen zu stellen?«
    »Noch nicht. Hättest du das getan?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Wir wollen den Jungen schließlich nicht fertig machen.«
    »Es ist traurig, dass wir uns den Kopf darüber zerbrechen, was wir brauchen, anstatt darüber, was Jock braucht.« Sie bremste ihn, als er den Mund öffnete, um etwas zu entgegnen. »Ich weiß«, sagte sie. »Es ist unumgänglich. Und ich bin diejenige, die dafür plädiert hat, es zu versuchen. Trotzdem bricht es mir das Herz, ihn so leiden zu sehen.«
    »Dann hast du die Wahl. Entweder machst du weiter, bis wir einen Durchbruch erzielen, oder du machst einen Rückzieher und lässt ihn in sein Schneckenhaus zurückkriechen. Vielleicht wird es ihm in ein paar Jahren besser gehen. Vielleicht aber auch nicht. Und könntest du mit den Folgen leben, wenn du so

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