Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
Vom Netzwerk:
wach«, sagte MacDuff. »Er reagiert nicht, wenn ich ihn anspreche, ist aber nicht katatonisch, und er weiß, dass ich mit ihm rede.«
    »Darf ich es versuchen?«
    »Bitte sehr.«
    »Würden Sie uns allein lassen?«
    MacDuffs Augen verengten sich. »Das würde Trevor nicht gefallen.«
    »Himmelherrgott, der Junge ist doch vollkommen hilflos.«
    »Das könnte sich blitzschnell ändern.« Er warf einen Blick auf das Blatt Papier in ihrer Hand. »Warum wollen Sie mit ihm allein sein?«
    »Trevor hat möglicherweise eine Erklärung für vier acht zwei gefunden. Jock liebt Sie, und das stürzt ihn in innere Konflikte. Mich liebt er nicht. Mir könnte es gelingen, zu ihm durchzudringen.«
    MacDuff starrte immer noch auf den Computerausdruck. »Ich will das sehen.«
    »Nachher.«
    MacDuff schwieg eine Weile. »Weiß Trevor, was Sie vorhaben?«
    »Er weiß nicht, dass ich Sie bitte, uns allein zu lassen. Er ist mit Mario draußen auf der Veranda.«
    »Und Sie wollen natürlich nicht, dass ich mich zu ihnen geselle.« Langsam stand er auf. »Ich werde vor der Tür warten. Falls Sie irgendein Anzeichen von Aggression bemerken, rufen Sie sofort. In dreißig Sekunden könnte alles vorbei sein.«
    »Bisher habe ich ihn nur aggressiv werden sehen, wenn er meinte, Sie beschützen zu müssen. Ich werde mich bemühen, ihm keinen Anlass zu der Annahme zu geben, dass ich eine Gefahr für Sie darstelle.«
    »Wir haben ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Womöglich ist er wieder in einem ähnlichen Zustand wie damals, als ich ihn aus diesem Krankenhaus geholt habe.«
    »Sehr beruhigend.«
    »Mir liegt nichts daran, Sie zu beruhigen. Es kann tödlich enden, wenn man sich zu sicher fühlt.« Er öffnete die Tür. »Rufen Sie mich, wenn Sie mich brauchen.«
    Sie fühlte sich alles andere als behaglich. Als sie dastand und diesen hübschen Jungen betrachtete, empfand sie eine Mischung aus Trauer, Wut und Entsetzen. »Jock, kannst du mich hören?«
    Keine Antwort.
    »Du kannst mir ruhig antworten. Ich glaube, dass du gehört und verstanden hast, was ich mit MacDuff besprochen habe.«
    Keine Antwort.
    Sie setzte sich auf die Bettkante. »Vier acht zwei.«
    Seine Muskeln verkrampften sich noch mehr.
    »Lilac Drive. Fliederweg. Du hast mir mal gesagt, du magst keinen Flieder. Solche schönen Blüten. Damals habe ich nicht verstanden, warum du sie nicht magst.«
    Seine Hände auf der Bettdecke waren zu Fäusten geballt.
    »Lilac Drive Nummer vier acht zwei.«
    Sein Atem ging schneller.
    »Vier acht zwei, Jock.«
    Inzwischen hatte er angefangen zu keuchen, und Jane sah, dass sein Puls raste. Doch er öffnete nicht die Augen, verdammt. Sie musste ihn so schockieren, dass er aus seinem Schneckenhaus herauskam.
    »Du hast immer wieder gesagt: ›Klein, zu klein.‹ In dem Haus im Lilac Drive wohnt ein kleines Mädchen. Ein hübsches Mädchen mit rosigen Wangen und blonden Locken. Sie heißt Jenny. Sie ist vier Jahre alt.«
    Er begann, den Kopf hin und her zu werfen. »Nein, drei …«
    »Wahrscheinlich weißt du das besser als ich.« Sie ließ einen Augenblick verstreichen. Er war noch nicht so weit. Also gut, sie würde ihm einen harten Schlag versetzen. Egal wie. »Du hast das Mädchen getötet.«
    »Nein!« Er riss die Augen auf. »Sie war klein. Sie war viel zu klein.«
    »Aber du bist zu dem Haus gegangen, um sie zu töten.«
    »Vier acht zwei. Vier acht zwei. Vier acht zwei.«
    »Reilly hat dir die Adresse genannt und dir gesagt, was du tun sollst. Du bist ins Haus eingedrungen und in ihr Zimmer gegangen. Es war nicht schwer, du warst topfit. Und dann hast du getan, was Reilly dir aufgetragen hatte.«
    »Nein.« Seine Augen flackerten. »Hör auf, das zu sagen. Ich sollte sie töten, aber ich konnte es nicht. Sie war so klein. Ich hab es versucht, aber ich konnte sie – nicht anfassen.«
    »Aber du tust doch immer, was Reilly dir sagt. Ich glaube, du lügst mich an.«
    »Halt den Mund.« Er packte sie mit beiden Händen am Hals. »Ich habe es nicht getan. Ich habe es nicht getan. Ganz falsch. Reilly hat mir gesagt, ich soll es tun, aber ich konnte es nicht.«
    Sie spürte, wie er mit jedem Wort fester zudrückte. »Lass mich los, Jock.«
    »Halt die Klappe, halt die Klappe.«
    »Was war falsch, Jock? Dass du das kleine Mädchen nicht getötet hast? Oder dass Reilly dir gesagt hat, du sollst es tun?« Was tat sie da eigentlich? Sie sollte lieber nach MacDuff rufen. Jock drückte ihre Kehle inzwischen so fest zu, dass sie nur noch

Weitere Kostenlose Bücher