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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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Trevor den Hubschrauber aufsteigen und nach Osten übers Meer abdrehen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Verdammt, am liebsten würde er Cookson, den Piloten, anrufen und ihm sagen, er solle Jane zurückbringen. Stattdessen rief er Brenner an. »Sie ist unterwegs. Cookson hat gerade abgehoben. Ich will sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder hier sehen. Wenn ihr irgendwas zustößt, dreh ich dir den Hals um.«
    »Du kannst es ja mal versuchen.« Brenner seufzte. »Ich werde schon auf sie aufpassen, Trevor.«
    »Wenn Sie dich lässt. Sie ist fuchsteufelswild und von heiligem Patriotismus beseelt.«
    »Was für eine Mischung!«, erwiderte Brenner trocken. »Das können ja interessante vierundzwanzig Stunden werden.« Er legte auf.
    Interessant? Trevor schaute dem Hubschrauber nach, der immer kleiner wurde. Das war nicht der Ausdruck, den er benutzt hätte. Es würde verdammt – »Ist sie weg?«
    Als Trevor sich umdrehte, stand Mario hinter ihm, den Blick auf den Hubschrauber gerichtet, der am Horizont verschwand. Er nickte knapp. »Sobald sie die Zeichnung fertig hat, kommt sie wieder zurück.«
    »Ich wollte sie begleiten.«
    »Ich auch. Aber sie wollte nichts davon wissen.«
    Mario deutete ein Lächeln an. »Sie ist eine sehr willensstarke Frau.« Dann wurde er ernst. »Wurde mein Vater schon gefunden?«
    »Nein.«
    Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. »Die Vorstellung, dass dieser Mörder seinen Leichnam einfach wegwirft wie einen Sack Müll, dreht mir den Magen um.« Er holte tief Luft. »Haben Sie der Polizei das Video vorgespielt?«
    »Nein, aber ich schicke es heute noch den Behörden zu.« Er sah dem Jungen in die Augen. »Wenn Sie mir noch immer nicht trauen, können Sie gern selbst mit der Polizei reden.«
    Mario schüttelte den Kopf. »Ich brauche nicht mit denen zu reden.« Dann fügte er verlegen hinzu: »Es tut mir Leid, dass ich – Ich hätte diesem Schwein nicht glauben dürfen, als er geschrieben hat, dass Sie – Nein, eigentlich habe ich ihm gar nicht geglaubt. Ich konnte nur den Gedanken nicht ertragen, dass –«
    »Vergessen Sie’s. Das ist doch verständlich.«
    »Das kann ich nicht vergessen. Ich habe die Augen vor der Wahrheit verschlossen, weil sie mir nicht gefiel. Ich habe mich in mein Schneckenhaus verkrochen, wie ich es mein Leben lang getan habe.« Seine Lippen spannten sich. »Aber damit ist nun Schluss.«
    Trevors Augen verengten sich. »Wollen Sie auf irgendwas hinaus?«
    »Ja. Jane wollte mich nicht mitkommen lassen, weil sie weiß, dass Brenner sie besser beschützen kann.« Er runzelte die Stirn. »Ich bin dem Leben außerhalb meines Elfenbeinturms nicht gewachsen. Das muss sich unbedingt ändern. Ich möchte kein hilfloser Wicht sein, der den Kopf in den Sand steckt.«
    »Sie sind kein Wicht.«
    »Aber Grozak hält mich dafür. Er hat meinen Vater ermordet, damit ich tue, was er will. Und er wird auch Jane töten, wenn er kann, stimmt’s?«
    »Lieber würde er sie lebend erwischen. Aber, ja, verdammt, er wird nicht zögern, sie zu töten, wenn es ihm nützt.«
    »Sehen Sie, ich muss Ihnen die Fragen stellen, die ich Ihnen hätte stellen sollen, als ich hierher gekommen bin. Damals wollte ich nichts wissen, was mich hätte beunruhigen und mich von der Arbeit ablenken können.« Er schüttelte den Kopf. »Gott, was bin ich für ein Narr gewesen …«
    »Sie brauchten nichts zu wissen. Ihre Aufgabe bestand allein darin, die Texte zu übersetzen. Meine Aufgabe bestand darin, Sie zu beschützen.«
    »Und jetzt habe ich noch eine andere Aufgabe für Sie. Ich habe meinen Vater nicht beschützt, aber ich kann seinen Tod rächen.«
    »Nein, das erledigen wir.«
    Mario lächelte traurig. »Weil Sie glauben, dass ich nicht den Mumm habe, es selbst zu tun. Doch ich werde Sie eines Besseren belehren. Ich mag vielleicht ein Idiot sein, doch ich habe keine Angst.«
    »Das sollten Sie aber, verdammt.« Trevor sah ihn stirnrunzelnd an. »Wenn Sie Rache wollen, dann übersetzen Sie den Text.«
    »Das werde ich, keine Frage. Es hängt allerdings von Ihnen ab, wie schnell ich es mache.«
    »Kann es sein, dass ich da einen Erpressungsversuch wittere?«
    »Nein, nein, ich möchte nur einen Handel vorschlagen. Es gibt gewisse Dinge, die ich lernen muss.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich kenne mich überhaupt nicht im Umgang mit Waffen aus. Das können Sie mir bestimmt beibringen.«
    »Mario –«
    »Pistolen. Das dürfte nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.«
    Trevor musterte ihn.

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