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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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gesehen?«
    Dengler schüttelte den Kopf. »Er war immer allein. Nein, einmal ist er mit einer Frau gekommen.« Er legte die Stirn in Falten. »Ende fünfzig, graue Haare, ein bisschen füllig.«
    Donatos Schwester, dachte Jane. »Wann war das?«
    Dengler zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht vor einem halben Jahr.«
    Die Beschreibung, die er ihr von dem anderen Mann gab, war gut – hervorragend, wenn man bedachte, wie kurz er ihn gesehen hatte. Was den unverkennbaren Geruch anging, der an ihm hing, hatte Brenner Recht behalten, doch offenbar rauchte Dengler das Zeug nicht regelmäßig, sonst hätte er kein so gutes Gedächtnis.
    »Ist Ihnen an dem Mann, der sich zu Donato an den Tisch gesetzt hat, irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Dengler überlegte. »Er war groß und dünn. Lange Beine. Er schien nur aus Beinen zu bestehen.«
    »Nein, ich meine das Gesicht.«
    »Nichts Ungewöhnliches«, erwiderte er nachdenklich. »Große Augen. Braun, glaube ich.«
    »Keine Narben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Er wirkte ein bisschen blass, so als würde er viel in Innenräumen arbeiten.« Er betrachtete den Zeichenblock, der vor ihr lag. »Können Sie wirklich eine Zeichnung von ihm machen?«
    »Wenn Sie mir helfen.«
    »Klar, helfe ich Ihnen. Der Job hier ist total langweilig. Das ist das erste Mal seit einem Monat, dass mir was Interessantes passiert.« Er machte ein gequältes Gesicht. »Na ja, das klingt vielleicht ein bisschen gefühllos. Ist ja nicht so, als wollte ich nicht dazu beitragen, dass der alte Herr gefunden wird. Wie gesagt, er war sehr nett, von ihm kam nie ein unfreundliches Wort. Sie sagten, er ist verschwunden. Ist er etwa einem Verbrechen zum Opfer gefallen?«
    Dem schlimmsten Verbrechen, das man sich vorstellen konnte, dachte Jane, als sie sich an Donatos Hinrichtung erinnerte. »Das werden wir wissen, sobald wir ihn gefunden haben.«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein, ich bin mit der Familie befreundet.« Das stimmte sogar. »Seine Angehörigen machen sich große Sorgen. Aber ich werde die Zeichnung selbstverständlich der Polizei übergeben, wenn sie fertig ist und man den Mann gut erkennen kann.«
    »Sie scheinen sich Ihrer Sache sehr sicher zu sein.«
    Sie lächelte ihn an. »Klar. Sie sind zweifellos ein intelligenter Mann mit einem ausgezeichneten Erinnerungsvermögen. Wenn wir gut zusammenarbeiten, kriegen wir das schon hin.«
    »Sie schmeicheln mir.« Plötzlich musste er lächeln. »Aber das gefällt mir. Wo fangen wir an?«
    Sie nahm ihren Bleistift. »Mit der Form des Gesichts. Wir brauchen einen Rahmen. Wie sah es aus? Breit? Rund? Kantig?«
     
    »Na, sind Sie bald fertig?« Brenner trat zu ihr an den Tisch. »Sie arbeiten jetzt schon seit über vier Stunden an dem Porträt.«
    Sie blickte nicht von ihrer Zeichnung auf. »Ich möchte mir möglichst sicher sein.« Sie fügte ein paar Schattierungen an der linken Wange ein. »Es ist gar nicht so einfach, stimmt’s, Albert? So viele Möglichkeiten …«
    »Lassen Sie sie in Frieden«, sagte Dengler. »Wir tun unser Bestes.«
    Wir.
    Brenner unterdrückte ein Lächeln. Offenbar hatte sie Dengler so um den Finger gewickelt, dass er sich und Jane schon als Team betrachtete. Es überraschte ihn, denn bisher kannte er nur die raue, zurückhaltende Seite von Jane MacGuire. Es war interessant, zu beobachten, wie geschickt sie mit Dengler umging. Sie verfügte zweifellos über eine Menge Talente. »Tut mir Leid.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen. Ich gehe dann mal wieder an den Tresen und putze die Kaffeemaschine oder mache mich sonst wie nützlich.«
    »Moment.« Jane schraffierte die Haare des Mannes auf der Zeichnung. »Etwa so, Albert?« Sie drehte den Block so, dass Dengler besser sehen konnte. »Ist das der Mann?«
    Dengler starrte auf das Porträt. »Mein Gott.«
    »Ist er das?«
    Dengler nickte, dann lächelte er stolz. »Wie ein Foto. Wir haben’s geschafft.«
    »Keine weiteren Änderungen?«
    »Sie haben seine Haare dünner gezeichnet. Der Rest war vorher schon perfekt.«
    »Heißt das, ich brauche keinen Caffè latte mehr zu machen?«, fragte Brenner.
    »Er ist sich sicher.« Sie reichte Brenner die Zeichnung. »Wer ist das?«
     
    »Sie hat ihn hundertprozentig getroffen«, sagte Brenner, als Trevor ans Telefon ging. »Du hattest Recht. Es ist nicht Rendle, sondern Wickman.«
    »Gut. Ist sie auf dem Rückweg?«
    »Wir werden gleich das Café verlassen. Sie unterhält sich

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