Bei Rotlicht Mord
hinter
die Ohren verpaßt gekriegt. Diesmal gab es keinen Zweifel: Ich hatte mindestens
einen Schädelbasisbruch. Bei dieser erfreulichen Eigendiagnose wurde es mir
schwarz vor Augen, und ich verlor das Bewußtsein.
Hier ‘ne Falle, da ‘ne
Falle
In einem weißen Zimmer der Klinik von
Dr. H... kam ich wieder zu mir. Hélène hatte den Arzt und langjährigen Freund
zu Hilfe gerufen, als sie sah, wie schlecht es mir ging. Entgegen meinen
Befürchtungen hatte ich keinen Schädelbasisbruch, doch mein Zustand bedurfte
liebevoller Fürsorge. Sie wurde mir drei Tage lang durch ein kompetentes
Personal zuteil; dann, am Samstagmorgen, entließ man mich mit meinem
gepeinigten Schädel in die freie Natur, um gegebenenfalls wieder einen
kräftigen Schlag zu kassieren.
Gutgelaunt kehrte ich in mein Büro, zu
Hélène und meiner guten alten Pfeife zurück.
„Und nun“, sagte ich zu meiner
Sekretärin, „machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben. Gibt’s was Neues?
Erneute Einbruchsversuche während meiner Abwesenheit?“
„Nein. Dafür aber ein paar merkwürdige
Telefonanrufe.“
„Von wem?“
„Die Anrufer haben ihren Namen nicht
genannt. ,Ist Monsieur Burma nicht da? Danke, ich rufe später noch mal an.’ So
in der Art.“
„Vielleicht waren das die Kerle, die
mich niedergeschlagen haben und jetzt wissen wollen, ob ich’s überstanden hab.
Warten wir auf ihren nächsten Anruf... Und Faroux?“
„Ach, der! Wollte ihn gestern anrufen,
aber in der Tour Pointue teilte man mir mit, er sei aufs Land gefahren.
Von wegen! Ich glaube, er sitze zu Hause in einem stillen Winkel und leckt
seine Wunden. Schließlich hat er genausoviel abgekriegt wie Sie!“
„Und die Ermittlungen im Studio am
Buttes?“
„Sie können’s selbst feststellen: In
den Zeitungen steht kein Wort darüber. Doch das will nicht viel heißen...
Apropos Zeitungen: Marc Covet läßt Ihnen die besten Genesungswünsche
ausrichten. Hat mich bekniet, um zu erfahren, was Ihnen zugestoßen ist. Aber
ich bin standhaft geblieben. Er solle sich direkt an Sie wenden, wenn es Ihnen
wieder besser gehen werde, hab ich ihm geraten. Bestimmt steht er bald auf der
Matte. Das heißt, sobald er von seinem Ausflug aufs Land wieder zurück ist...“
„Was denn? Er ist auch aufs Land
gefahren?“
„Ja, im Auftrag des Crépuscule. Das ist übrigens der Grund dafür, daß er Ihnen nicht gleich am Tag Ihres...
äh... Unfalls auf die Nerven gegangen ist.“
„Sieh mal einer an! Dann sind wohl
alle aufs Land gefahren, was?“
„Könnte man meinen. Und Sie sollten
das ebenfalls tun. Ein bißchen Erholung...“
„Quatsch! Hab schon viel zuviel Zeit
in der Klinik verloren. Nein, ich werd mich schnellstens hinter diesen
verdammten Fall klemmen. Nachdem ich aus meiner todesähnlichen Ohnmacht
aufgewacht war, hab ich ein wenig nachgedacht...“
„Und ich hab geglaubt, Sie hätten die
ganze Zeit vor dem Fernseher gehockt. Die Klinik Ihres Freundes ist ja wirklich
supermodern! Fernsehen auf dem Zimmer... Donnerwetter! Ihr Freund ist wohl sehr
besorgt um das Wohl seiner Patienten, was?“
„Daß ich nicht lache! Damit will er
nur einen Rückfall bei dem Kranken provozieren... Jawohl, ich habe ferngesehen.
Wollte mir Anregungen holen.“
„Und, haben Sie welche bekommen?“
„Nein. Mußte mich damit begnügen, in
meinen alten Ideen zu wühlen.“
„Und das Ergebnis Ihrer Wühlarbeit?“
„Das läßt sich in ein paar Worten
zusammenfassen. Ich glaube nach wie vor, daß Françoise mich an der Nase
herumgeführt hat. Sie hatte keine Morddrohungen erhalten. Ihre Rolle war Teil
eines Drehbuchs, in dem sie nichts weiter als ein Mittel zum Zweck war. Wie dem
auch sei, wahrscheinlich wollte sie an einem bestimmten Punkt aussteigen. Sagen
wir, nachdem ich erklärt hatte, daß ich sie für eine Lügnerin hielt. Und genau
in diesem Moment hat man sie aus dem Weg geräumt. Bleibt die Frage nach dem
Täter.“ Ich seufzte. „Erst einmal werde ich versuchen, Informationen über das
arme Mädchen einzuholen. Was wissen wir letztlich von ihr, außer daß sie
Françoise Pellerin hieß und tot ist?“
Ich schnappte mir das Telefon und
wählte die Nummer meines Freundes Lucot. In der Avenue Kléber klingelte es ein
paarmal, aber niemand machte Anstalten, den Hörer abzunehmen. Als ich es schon
aufgeben wollte, meldete sich doch noch jemand am anderen Ende der Leitung:
„Hallo!“
„Hallo, Lucot. Hier Nestor Burma. Wie
läuft’s? Gut?“
„Könnte besser
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