Beichte eines Verfuehrers
Kissen und meiner Decke einrichtete und den Wecker stellte, damit ich Adam später in der Nacht umbetten konnte.
„Ich weiß, das ist für dich viel Arbeit“, sagte er schließlich. „Aber vielleicht können wir Dennis mitnehmen, damit du auch mal eine Pause hast. Du kannst in ein Wellness-Center gehen oder am Strand sitzen. Es könnte wirklich klappen.“
„Ja, das könnte es“, stimmte ich zu. Seine Begeisterung stimmte mich zufrieden.
„Ich habe nun aber wirklich genug getan, damit du mich verlässt, Sadie“, sagte er plötzlich. „Aber du hast mich nie alleingelassen.“
„Nein. Ich will dich auch nie verlassen.“ Meine Hand glitt über die kitzelnden Stoppeln seiner Haare. „Ich werde dich nie alleinlassen, Adam.“
Einen Moment hielt er inne. Sein Gesichtsausdruck war sehr ernst. „Es wird sich alles ändern, Sadie. Ich verspreche es dir.“
Ich stand auf und küsste ihn. „Viele Dinge werden sich ändern.“
Und für eine Zeit lang stimmte das auch.
Adam war auffallend fröhlich. Er flirtete mit mir und begann sogar, sich Prospekte für Erektionshilfen kommen zu lassen. Es interessierte mich, aber ich war zugleich beunruhigt, denn Medikamente konnten unangenehme Nebenwirkungen haben.
„Überleg doch mal“, sagte er eines Abends mit einem Zwinkern, als ich neben ihm lag. „Ich habe dann eine Vier-Stunden-Erektion.“
„Ich würde keine vier Stunden brauchen“, sagte ich und rollte mit den Augen. „Meine Güte, Adam.“
Aber er ließ sich nicht abschrecken. „Wenn ich eine Erektion bekommen kann, Sadie, dann …“
Ich stützte mich auf meinen Ellenbogen und blickte ihn an. „Ja?“
„Wir könnten ein Kind haben.“
Benommen setzte ich mich auf. „Du möchtest ein Baby haben?“
„Willst du nicht?“
Auf diese Frage hatte ich keine Antwort. Denn ich wusste nicht, ob ich ein Kind wollte. Aber die Tatsache, dass Adam dieses Thema ansprach, bedeutete doch, dass sich die Dinge wirklich fundamental geändert hatten. Meine Antwort war nur ein hilfloses Schulterzucken.
„Viele Querschnittsgelähmte können Kinder haben“, sagte Adam. „Man muss es sich nur gut überlegen.“
Ein Kind. Vielleicht ein Sohn, der Adams cooles Grinsen erbte. Oder eine Tochter mit dem Sinn für Sachlichkeit. Ein Baby? Jahrelang wäre ich verantwortlich, wäre ich umgeben von Windeln und Babykotze. Aber kindliche Umarmungen und Küsse gehörten ebenso dazu.
Es wäre ein Teil von Adam, den ich für immer bewahren könnte.
„Hey“, sagte er alarmiert. „Nicht weinen, Sadie, Liebste. Nicht weinen …“
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Glaubst du wirklich, wir könnten es schaffen?“
„Sadie“, sagte Adam mit einer Stimme, die keinen Zweifel zuließ, „Ich glaube es wirklich.“
In dieser Nacht brachte Adam mich zum ersten Mal seit seinem Unfall zum Orgasmus, indem er mich oral befriedigte. Danach, als der Raum gesättigt war vom Geruch nach Sex und ich erschöpft neben ihm lag, flüsterte er Gedichte in mein Haar und wir sprachen von der Zukunft als etwas Leuchtendem, in dem viele Möglichkeiten auf uns warteten.
Ich hatte nicht vor, am ersten Freitag im Oktober zu der Bank zurückzukehren. Joe hatte seine Absichten deutlich gemacht, indem er Priscilla zu unserem Ort mitgebracht hatte. Und der Neubeginn mit Adam hatte in mir keine Sehnsucht nach Joes Geschichten hinterlassen.
Als ich Adam an diesem Morgen zum Abschied küsste, hob er den Kopf und roch an meinem Hals. Den Blick, den er mir zuwarf, konnte ich nicht so recht deuten.
„Ich wünsche dir einen schönen Tag“, sagte er.
Den wollte ich haben. Das Wetter war sonnig und warm, es ging kein Wind und es war ideal, um das Mittagessen im Park einzunehmen. Ich musste ja nicht zu der Bank gehen. Es gab genug andere Plätze, an denen ich die Oktobersonne genießen konnte.
Ich hatte also nur die besten Absichten. Aber als ich in die leichte Strickjacke schlüpfte und nach meiner Papiertüte mit dem Lunch griff, weigerten sich meine Füße, eine andere Richtung einzuschlagen. Sie führten mich dorthin, wo ich in den letzten zwei Jahren immer gewesen war am ersten Freitag im Monat.
Alles muss irgendwann zu Ende gehen, sagte ich mir. Ein guter Vorsatz.
Ich hatte nicht geplant, Joe noch einmal wiederzusehen.
Aber schließlich tat ich es doch.
14. KAPITEL
Oktober
Diesen Monat heiße ich Cat. Das ist nicht mein richtiger Name, aber niemand braucht hier zu wissen, wie ich in Wahrheit heiße. Im Übrigen bin ich ein
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