Beichte eines Verfuehrers
Pfannkuchen hatte Joe wohl aus dem Bett getrieben, denn er tauchte kurze Zeit später auf. Er hatte geduscht und trug lediglich ein Handtuch um die Hüften. Im hellen Morgenlicht war er noch schöner.
Er kam zu mir herüber und küsste mich auf den Nacken. Seine Hände glitten in den Ausschnitt meines Morgenmantels und umfassten meine Brüste. Ich ließ ihn gewähren – meine Brustwarzen wurden schon wieder hart unter seiner Berührung. Aber nach einem Moment ließ er mich los und setzte sich an den Frühstückstisch.
„Das riecht gut.“
„Bedien dich.“ Ich goss für uns beide Kaffee in die Becher. Während wir aßen, machte Joe immer wieder zufriedene Geräusche. Aber nach wenigen Bissen ließ er die Gabel sinken.
Wir blickten uns an.
„Letzte Nacht“, sagte er schließlich. „Tut es dir leid, was passiert ist?“
„Nein. Tut es dir leid?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein.“
Ich nippte am Kaffee und beobachtete ihn. Er war über Nacht geblieben. Er hatte mich auf den Mund geküsst. Aber das alles hatte nichts zu bedeuten, oder?
„Möchtest du, dass ich gehe?“, fragte er plötzlich und lehnte sich vor.
„Möchtest du gehen?“
Er blickte beiseite, doch dann schüttelte er entschieden den Kopf.
„Joe“, sagte ich vorsichtig. „Ich glaube, es wäre besser, wenn du gehst.“
Sein Mund verhärtete sich zu einer schmalen Linie.
„Ich bin noch nicht so weit. Ich schaffe noch nicht mehr als … das hier.“
„Was war es denn für dich, Sadie?“ Er klang wütend. Aber zugleich wirkte er so … traurig.
Ich hatte keine Antwort für uns. Joe kreuzte die Arme vor der Brust und musterte mich finster.
„Was soll ich machen?“, fragte er. „Soll ich so tun, als wäre nichts passiert?“
„Das wäre vielleicht das Beste.“
„Für wen?“
„Für uns.“
Er stand auf. Das Handtuch rutschte runter, und ich konnte einen Blick auf sein Schamhaar erhaschen, ehe ich mich abwandte. Grimmig blickte er mich an.
„Vielleicht ist es ja für dich das Beste.“
„Also gut.“ Es kostete mich Mühe, ruhig zu bleiben. „Ja, für mich wäre es das Beste, wenn du jetzt gehst.“
Er kam um den Tisch herum, als wollte er nach mir greifen. Ich sprang ebenfalls auf, die Stuhlbeine quietschten auf dem Linoleum, so heftig hatte ich den Stuhl nach hinten gestoßen. Er hielt inne, und wir standen plötzlich voreinander.
„Warum?“, fragte er schließlich und machte eine lahme Handbewegung.
„Weil mein Mann erst vor Kurzem gestorben ist, Joe. Ich bin noch nicht so weit, etwas Neues anzufangen!“
Sein finsterer Blick traf mich. „Das ist doch nichts Neues.“
Ich nahm meinen Teller und schob mich an ihm vorbei. Erst nachdem ich die Essensreste im Müll entsorgt und den Teller in die Spülmaschine gestellt hatte, antwortete ich. Ich spürte ihn hinter mir.
„Es tut mir leid, Joe.“
„Du willst nicht wirklich, dass ich gehe.“
Ich wandte ihm weiter den Rücken zu und begann, die Rührschüssel abzuspülen. „Das ist eine absurde Diskussion, weißt du?“
„Warum?“ Seine Stimme wurde tiefer. „Warum ist das hier absurd?“
„Weil es nun mal so ist!“
„Das ist keine Antwort!“
Ich drehte mich um. „Ich habe nun mal keine bessere Antwort, okay?“
Wir blickten einander über die kurze Distanz meiner kleinen Küche hinweg an. In all den Monaten, in denen ich von Joe geträumt hatte, hatte ich mir nie vorgestellt, wie es wäre, wenn er zu mir kam. Er war nicht Teil dieses Lebens. Dies war die Realität, alles war anders.
Und ich hatte Angst.
„Du kannst doch nicht glauben, dass wir je zusammenkommen, Joe.“ Sein Blick war ernst, aber ich fuhr unbeirrt fort. „Das ist doch Wahnsinn. Es gibt so viele Dinge, die hier nicht passen. Merkst du das denn nicht?“
„Versuch’ es wenigstens.“
Heftig schüttelte ich den Kopf. „Nein! Ich will nicht, Joe …“
„Sadie.“ Ich wandte mich ab, aber Joe trat hinter mich. Er legte den Kopf auf meine Schulter und ich spürte seinen Atem auf der Haut. „Ich kenne dich besser als du denkst.“
Ich wollte ihn wegstoßen, aber sein Griff war unerbittlich. Warum war er nur nicht angezogen? Es war unfair, dass wir diese Unterhaltung führten, solange er nur ein Handtuch trug – es erinnerte mich zu sehr an die Intimitäten der letzten Nacht.
„Es tut mir leid, Joe. Ich kann das nicht. Nicht jetzt.“
„Ist es wegen deinem Mann?“
Ich drehte mich zu ihm um. Er hielt mich weiter fest, und wir schauten uns in die Augen. „Nein.
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