Ein Fall von Liebe (Baccara) (German Edition)
1. KAPITEL
Dan Armstrong hatte auf dem Ausritt seinen handgefertigten Revolver mitgenommen, obwohl er nicht glaubte, dass er ihn brauchen würde.
Normalerweise war er ohne Waffe unterwegs, aber sein Onkel hatte ihm geraten, sie mitzunehmen, wenn er allein unterwegs war. Es hatte Jahre gedauert, bis Dans Onkel sich um das Wohlergehen seines Neffen scherte. Doch Dan hörte auf ihn, denn jetzt war er froh darüber.
Etwas an diesem Wald schien aus einer anderen Zeit zu stammen. Aus dem Dakota des Wilden Westens vielleicht. Dans Anwesen in der Nähe von Fort Worth war ein Juwel, aber in Nordtexas gab es weder solche Pinien noch solche verwitterten Sandsteinfelsen, die sich mit diesen hier am Dakota vergleichen ließen.
Es war traurig, wie sehr sich das alles verändern würde, wenn die Pläne der Gesellschaft erst verwirklicht wurden. Dans Onkel Cecil Armstrong, der an Dans Geschäften zur Hälfte beteiligt war, plante, eine Schneise durch den Wald zu schlagen, bevor er ein Stück weiter von hier einen Damm bauen wollte. Warum sollte man auf das Recht verzichten, Holz zu schlagen, hatte Cecil gesagt. Das klang irgendwie einleuchtend, und Dan hatte keine Lust, mit Cecil zu streiten. Dennoch fand er es schade, dass es diesen Wald bald nicht mehr geben würde.
Er war sicher, dass die Gegend hundert Jahre zuvor, als Indianer und Cowboys hier durchgezogen waren, genauso ausgesehen hatte. Wenn er die Augen schloss, konnte er das Kriegsgeheul und das Hufgeklapper regelrecht hören.
Er drehte sich im Sattel um und kniff die Augen zusammen, als er in die Nachmittagssonne blickte. Er hörte tatsächlich das Geklapper sich nähernder Hufe.
Das Geräusch verklang, als er sich bewegte, und nachdem er den Stetson heruntergezogen hatte, um besser sehen zu können, erblickte er nichts weiter als eine Staubwolke ein paar Hundert Meter weit entfernt.
Dan griff nach seinem Revolver. Die vernickelte Waffe konnte zwar nur sechs Schüsse abgeben, aber er hatte damals genau dieses Modell haben wollen.
Mit der Hand am Revolver wartete Dan gespannt. Inmitten der Staubwolke war ein Umriss zu erkennen. Dan blinzelte. Aber das änderte nichts an dem, was er sah. Also schüttelte er den Kopf. Was auch nichts änderte.
Eine Häuptlingstocher saß auf einem gescheckten Pferd. Ihr Haar war offen und wehte im Wind. Was, um Himmels willen, war das?
Ihr Pferd kam einen Schritt näher. Sie trug ein altmodisches, schlichtes Kleid aus Rehhaut. Offenbar beherrschte sie ihr Pferd auch ohne Sattel und Steigbügel perfekt. Sie hatte einfache Mokassins an. Der Kopf ihres Pferdes war mit roter Farbe beschmiert. War das etwa Kriegsbemalung?
Geschah das hier gerade wirklich? Sie wirkte wie aus einer anderen Zeit. In den vergangenen drei Tagen hatte Dan einige Lakota-Indianer getroffen, aber keiner von ihnen hatte so ausgesehen.
Und keiner von ihnen hatte ihn so angeschaut, wie sie es tat.
Eine Hand hielt die Zügel, die andere lag entspannt auf einem ihrer Beine. Sie neigte den Kopf und ließ ihr schwarzes Haar zur Seite gleiten. Sie sah atemberaubend aus.
Dans Herz schlug langsamer. Er nahm die Hand vom Revolver. Diese Frau war ganz und gar nicht das, was er erwartet hatte. Cecil hatte ihn vor den Lakota gewarnt. Sie seien faul und ständig betrunken. Auf diese Frau traf das nicht zu. Ihre stolze Haltung und die Art, wie sie ihn musterte, sprachen Bände. Er hatte noch nie eine so schöne Frau gesehen. Als sie sich nach vorn lehnte, konnte er einen Blick auf ihre Brüste werfen. Sein Puls stieg. Was war bloß los mit ihm?
Die Häuptlingstochter lächelte ihm zu. Er konnte den Ausdruck ihres Gesichts auf die Entfernung nicht erkennen, er sah nur das breite Lächeln und die weißen Zähne. Im selben Moment begann sie sich zu bewegen. Ihr Pferd schoss nach vorn, während sie eine Hand hob. Im selben Moment ließ eine Explosion seinen Stetson davonfliegen.
Sein Pferd machte einen Satz zur Seite und buckelte. Dan verlor die Frau aus den Augen, während er überlegte, ob er ihr hinterherreiten oder in Deckung gehen sollte. Die Explosion hatte wie ein Schuss geklungen.
Als er seinen Hengst wieder unter Kontrolle hatte, war die Frau verschwunden. Dan dachte nicht nach, sondern handelte instinktiv. Er stieß seinem Pferd die Sporen in die Seiten und folgte dem Pfad, den er heraufgekommen war. Vollgepumpt mit Adrenalin, ritt er in den Wald. Schön oder hässlich, niemand schoss ungestraft auf ihn. Niemand.
Er hörte das Geräusch eines Körpers, der links
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