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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Großmutter zuletzt getragen hat.«

    »Reizend, dass Sie mir das jetzt erzählen«, kam die Antwort. »Wann gedenken Sie, endlich mit der ganzen Geschichte herauszurücken?«
    Berndorf, die Hände auf dem Lenkrad, legte den Kopf zurück und schloss für einen Moment die Augen. »Sie irren«, sagte er dann. »Ich bin in Ihren Augen nicht dazu befugt, Ihnen den Ring zurückzugeben. Also - welche Bedeutung kann das noch haben, was ich Ihnen erzählen könnte? Keine.«
    »Werden Sie nicht melodramatisch«, rügte Judith Kahn. »Erklären Sie mir lieber, warum Sie diesen Schmuck nicht den Ermittlungsbehörden übergeben haben. Womöglich handelt es sich um ein Beweismittel.«
    »Freilich tut es das«, antwortete Berndorf, »und darum wird der Schmuck - wenn wir so verfahren, wie Sie es wünschen - erst einmal in der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft verschwinden. Mag sein, dass die Fotos, die Sie vorlegen, als Beweis anerkannt werden und man Ihnen deshalb den Schmuck aushändigt - irgendwann, wenn das Verfahren um den Mord an der jungen Frau abgeschlossen und das Urteil rechtskräftig ist. Es mag so sein, muss aber nicht...« Noch einmal drehte er sich um und lächelte sie an, das Lächeln fiel ein wenig schief aus. »Man ist nicht mehr unbedingt böswillig in diesem Land, man hat seine Lektion gelernt. Nur - Beamte sind Beamte. Sie ahnen zwar, dass sie nicht mehr der liebe Gott sind. Aber ihre Mühlen mahlen trotzdem langsam, entsetzlich langsam, und wenn es sich um Korn handelt, das sie nicht kennen, dann rührt sich gar nichts.«
    Judith Kahn zog die Stirne kraus. »Wie lange kann es dauern, bis der Schmuck herausgegeben wird?«
    »Oh!«, sagte Berndorf, »ein Jahr, zwei Jahre, ich weiß es nicht … Da sind so viele Dinge zu klären, es kann immer nur eins nach dem andern gemacht werden, was glauben Sie, wie hoch die Aktenstapel in den Büros der Staatsanwaltschaft sind, vielleicht müssen auch Gutachten eingeholt werden, aber auch die Gutachter sind überlastet, alle sind überlastet in diesem Land, Sie werden es schon noch merken...«

    »Okay«, sagte Judith Kahn. »Regeln wir es eben unter uns. Aber Sie müssen mir aufschreiben, welchen Weg dieser Ring genommen hat. Wie er zu Ihnen gekommen ist. Das ist meine Bedingung.«
     
    Das Haus oben an der Straße, die jetzt die Rommelsteige hieß, erhob sich aus einem Garten voller Blumen und strahlte noch immer eine nüchterne Fröhlichkeit aus, die ganz von ferne an den Geist ihrer Erbauerin erinnern mochte. Berndorf hatte den Wagen unten an der Straße geparkt und ging mit den beiden Frauen zum Haus; beide kannten dessen Geschichte, Barbara freilich nur deshalb, weil sie im Internet nachgesehen hatte.
    Berndorf klingelte an einer der Türen, eine noch junge Frau öffnete und war auch nicht weiter überrascht, sondern ließ die Besucher einen Blick in die Zimmer werfen, die hell waren und ein wenig alternativ möbliert. Sie sagte, dass nicht gerade häufig, aber immer wieder einmal Besucher kämen, die meisten wohl eher wegen der Erinnerung an Anna Essingers Landschulheim. Judith Kahn machte ein paar Aufnahmen, dann kehrten sie zum Wagen zurück.
    »Zurück zum Flughafen?«, fragte Berndorf, als sie einstiegen.
    Judith Kahn zögerte.
    »Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen den Steinewerfer.«
    »Wen bitte?«
     
    Eine dünne Rauchsäule stieg zum weiten Himmel über der Albhochfläche und verlor sich darin, davor sah man das ausladende, braunrote, vielfach geflickte Dach des Walleter-Hofs. Auf der Einfahrt des Hofs war ein altmodischer, schwarz glänzender Benz abgestellt, Berndorf parkte daneben und stieg aus. Die Wurzelstock-Gnomen mit den aufgerissenen blutunterlaufenen Augen waren verschwunden, fast war er enttäuscht, denn er hatte Barbara davon erzählt.
    Auch die beiden Frauen waren ausgestiegen und sahen sich um, ein wenig ratlos, wie es Berndorf schien. Die Haustür öffnete
sich, und ein Mann in einem blauen Overall kam heraus, etwas gebückt, um nicht mit dem Kopf am Türbalken anzusto ßen.
    »Der Herr lässt die Seele des Gerechten nicht Hunger leiden«, sagte er und tauschte mit Berndorf einen Händedruck. »Darf man die Herrschaften zu einem Kaffee einladen?« Ein neugieriger Blick streifte die beiden Frauen, und Berndorf stellte ihn vor: »Wendel Walleter, ein Freund.«
    »Ist das …?«, wollte Judith Kahn fragen, aber da war ihre Hand schon in der Walleters verschwunden.
    »Nein, ist er nicht«, beruhigte Berndorf. Er wandte sich wieder zu Walleter

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