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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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dann sollten Sie das der Polizei vortragen.« Er beugte sich über den Tisch und schob Berndorf das Telefon zu. »Die Durchwahl der Kripo kennen Sie ja.«
    Berndorf schüttelte den Kopf. Dann erhob auch er sich. »Die Kripo hält Eisholms Tod für einen Selbstmord … Sie haben mir diese Kopien besorgt, damit sind wir quitt.«
    Veesendonk lächelte. »Schon vorhin habe ich eine gewisse moralische Selbsterhöhung bei Ihnen bemerkt. Jetzt gehen Sie noch einen Schritt weiter und entscheiden, dass ein paar Kopien mehr wiegen als ein Mord, den ich begangen haben soll. Hüten Sie sich davor, sich für den Weltenrichter zu halten.«
    »Ich werde es beherzigen«, antwortete Berndorf. »Oder es zumindest versuchen … Eine letzte Frage habe ich doch noch... Was haben Sie eigentlich in Fiona gesehen?«
    Veesendonk hatte ihn zur Tür begleiten wollen, nun blieb er auf halbem Weg stehen.
    »Erzählen Sie mir aber jetzt nicht noch einmal die Geschichte von dem zufälligen Engagement.«
    Veesendonk schüttelte unwillig den Kopf. »Es war aber so. Ein zufälliges Engagement. Und zufällig habe ich die Gruppe begleitet, die von Fiona geführt wurde.« Er hob den Kopf und sah Berndorf mit einem Gesichtsausdruck an, der zwischen Verlegenheit
und einem kleinen Anflug von Stolz changierte. »Ich war angetan, ja doch. Sehr angetan. Bezaubert, wenn Sie so wollen. Am Schluss habe ich Fiona gefragt, ob ich bei Gelegenheit noch an anderen Führungen von ihr teilnehmen könne …« - er hob beide Hände mit einer verlegenen, um Nachsicht bittenden Geste - »… ich weiß, das war ein höchst alberner, ein höchst beamtenhafter Versuch, mich auf die billige Tour anzubiedern... Sie hat mich dann um meine Telefonnummer gebeten, und ich hab sie ihr gegeben. Aber sie hat nie angerufen.«
    Berndorf zog die Augenbrauen hoch.
    »Wirklich nicht.«
    »Sie haben sie doch noch einmal gesehen. Auf diesem Kostümfest der Bundeswehr.«
    Veesendonk errötete leicht. »Ich weiß, worauf Sie anspielen. Aber ich erinnere mich nicht... Wissen Sie, ich war mit meiner Frau dort.«
    Ja, dachte Berndorf. Die Ehefrau! Die Konvention! Wohin man sieht und wohin nicht! Und Fiona vergewissert sich im Spiegel, ob dieser verheiratete Mensch wirklich der gleiche ist, von dem sie einmal - immerhin - die Telefonnummer notiert hat. Silvesterball!
    »Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist«, murmelte Berndorf und ging durch die Tür, die der Richter ihm aufhielt.

Freitag, 27. Juni

    Die KLM-Maschine aus Amsterdam landete pünktlich; wie immer dauerte es, bis der Strom der den Ausgang passierenden Fluggäste einsetzte. Schließlich kamen die ersten in Sicht und eilten vorbei, Berndorf hielt das Blatt Papier hoch, auf dem er in Blockbuchstaben den Namen geschrieben hatte: Mrs. Kahn-Ericson MD, als auch schon eine große schlanke Frau mit einer von grauen Strähnen durchsetzten schwarzen Mähne auf ihn zukam, ein Bordcase mit dem Riemen über der Schulter, und fragend seinen Namen nannte. Er nickte, sie tauschten einen flüchtigen Händedruck, nach dem Telefonat am Vorabend hatte er sie sich ein wenig jünger, ein wenig weniger scharfkantig vorgestellt, nie sind die Menschen so, wie ihre Telefonstimme einen glauben lässt... Aber wieso hatte er gedacht, sie sei jünger? Aus den Unterlagen, die sie ihm auf seine Anzeige in »Ha’aretz« hin zugeschickt hatte, ging hervor, dass sie 1948 in Tel Aviv geboren war.
    Er machte sie mit Barbara Stein bekannt, die neben ihm gewartet hatte, die beiden Frauen lächelten sich kurz an und hatten sich auch schon taxiert - beide gehörten sie der akademischen Welt an, beide beherrschten sie den Code, der dazugehört und der ein englischsprachiger ist. Nun gut, dachte Berndorf, da bin ich nicht gefragt, und das ist gut so, er hatte keine Lust, sein kariöses Englisch vorzuführen, fast war es ihm schon zu viel, zu fragen, ob er ihr den Schmuck jetzt gleich zeigen solle, hier irgendwo oder in einer Cafeteria...
    Nein, antwortete sie, nicht jetzt, nicht hier, nicht in einer Cafeteria, und blickte nicht zu ihm, sondern zu Barbara, als käme es nur darauf an, dass ihre Reaktion von dieser verstanden werde. Sie habe ihren Rückflug für den Abend gebucht, fügte sie hinzu,
ob Professorin Stein sich in Stuttgart auskenne? Sie würde sich gerne das Haus ansehen, in welchem ihre Großmutter gelebt habe, sie hatte die Adresse in einem kleinen schwarzledernen Notizbuch vermerkt: Reinsburgstraße, Stuttgart-West...
    Berndorf kannte

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